Am letzten Donnerstag dauerte der Spuk eine Viertelstunde: Das U2-Konzert vom nächsten September war ausverkauft. Auch im Internet und per Telefon gab es rasch keine Karten mehr. Tausende standen an und gingen leer aus. Besonders ärgerlich für die Musikfans: Im Internet blüht der Graumarkt mit U2 Tickets – zu horrenden Preisen.
«Hände gebunden»
Schon vor dem offiziellen Verkauf bieten Händler Karten an. Die Händler stehen im Verdacht, Verbindungen zum Veranstalter zu haben. Marc Reinhardt vom Konzertveranstalter Good News versichert gegenüber der «Kassensturz»: Von Good News kämen keine Tickets in den Graumarkt. Über 90 Prozent aller Karten gingen in den öffentlichen Verkauf von Ticketcorner. «Wir haben einen Partner, dass ist der Ticketcorner, der unsere Billette verkauft. Alle anderen Billette, die über semiprofessionelle Seiten oder Auktionsplattformen auftauchen, da sind uns die Hände gebunden. Da können wir wenig machen.»
Doch wie kommen die Graumarkt-Händler zu ihren Tickets. Der «Kassensturz»-Reporter hat mehrere Tickethändler getroffen. Diese erklären: Sie würden Helfer zum offiziellen Vorverkauf schicken oder die Karten später von Privaten kaufen. Ein Insider enthüllt gegenüber «Kassensturz»: Je nach Konzert könne man mit dem Graumarkthandel mehrere Hundert Franken pro Ticket verdienen. «Bei Konzerten von U2 oder Robbie Williams lohnt es sich für die Händler, in den Vorverkauf zu gehen. Sie schicken Handlanger vorbei, welche die Tickets kaufen. Bei Sportevents kommt es vor, dass vom Veranstalter Tickets in den Graumarkt kommen, bei Musik-Konzerten eigentlich nicht.»
Am Schalter zuerst
Trotzdem gehen bei grossen Konzerten viele Fans regelmässig leer aus. Schuld sei die grosse Nachfrage, sagt Geschäftsführer George Egloff. Auch Ticketcorner kämpfe gegen den Graumarkt. Im Falle von U2 habe der Kunde maximal 4 Tickets bestellen können. «Bei gewissen Kategorien sogar nur 2 Tickets. Und an den Vorverkaufsstellen hat man die Adressen erfasst von denen, die Billette gekauft haben», sagt Egloff.
Frustrierte Fans melden sich jeweils auch bei der Stiftung für Konsumentenschutz. Geschäftsführerin Sara Stalder verlangt griffige Massnahmen gegen den Graumarkt. Sie empfiehlt, die Karten gestaffelt zu verkaufen. Der Schalterverkauf soll zudem vorher beginnen «Die Fans, die beim Schalter anstehen, kommen so mit grosser Sicherheit zu ihren Tickets. Anschliessend kann der Telefon- und Internet-Markt aufgeschaltet werden.»