Lidl wollte auf die konkrete Frage von «Espresso», wie viel eine Näherin an einer Jeans für 13 Franken verdient, keine Auskunft geben. In einer Stellungnahme schreibt die Firma: «Lidl kauft die Textilien im asiatischen Raum bei den gleichen Herstellern wie die anderen Marktteilnehmer. Wir können die Kleider aufgrund unseres effizienten Geschäftsmodells deutlich günstiger anbieten.» Weiter schreibt Lidl, man engagiere sich für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion seiner Eigenmarken-Textilien. Und die Mitarbeiter eines ausgewählten Textilherstellers erhielten einen Bonus.
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Angaben nicht überprüfbar
Was auf Papier gut töne, sei in der Realität schlecht überprüfbar, sagt Silvie Lang von der Erklärung von Bern (EvB). Innerhalb der internationalen Clean Clothes Campaign untersuchte die EvB, wie sozial sich verschiedene nationale und internationale Textilhandelsfirmen verhalten und ob sie einen sogenannten Existenzlohn und nicht nur den gesetzlichen Mindestlohn bezahlen. «Lidl liegt bei dieser Bewertung im unteren Mittelfeld. Dass Lidl einen Bonus bezahlt, ist ein interessantes Projekt. Aber punktuelle Massnahmen reichen nicht, um das Problem der tiefen Löhne in der Textilbranche zu beheben.»
Regierungen halten Mindestlöhne absichtlich tief
Ein Problem seien auch die Regierungen, sagt Silvie Lang: «Sie halten die gesetzlichen Mindestlöhne absichtlich tief um konkurrenzfähig zu bleiben. Dabei macht der Lohn einer Näherin nur gerade 0,5 bis 3 Prozent des Preises eines Kleidungsstücks aus.» In Bangladesch liegt der Mindestlohn laut EvB bei 50 Euro pro Monat. «Ein Lohn zum Leben müsste fünf Mal höher sein.»
Am 24. April 2013 stürzte in Bangladesch der Fabrikkomplex Rana Plaza ein. Über 1100 Menschen wurden getötet, 2400 verletzt. Durch dieses Unglück wurde immerhin die Statik und Feuersicherheit der über 1200 Fabrikgebäude überprüft und korrigiert.