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Affenfleisch auf unseren Tellern: Bedrohte Tiere als Delikatesse
Aus Kassensturz vom 17.09.2013.
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Konsum Viel Affenfleisch am Schweizer Zoll

Wilderer plündern die Wälder Afrikas, um die Konsumenten in Europa mit exotischen Delikatessen zu beliefern. Geschätzte 40 Tonnen Buschfleisch landen jährlich in der Schweiz. Die Tierschutzorganisation Tengwood fand bedrohte Antilopen, Schuppentiere und Affen. Die Behörden wollen handeln.

Letztes Jahr beschlagnahmte der Zoll an den Flughäfen Genf und Zürich rund 400 Kilogramm Buschfleisch. «Das Thema wird immer präsenter», sagt Daniel Tschudin, stellvertretender Zollinspektor am Flughafen Zürich. Das meiste Schmuggelfleisch aus den Wäldern Afrikas entgeht den Zöllnern, denn sie können nur einen kleinen Teil der Passagiere kontrollieren.

Buschfleisch landet tonnenweise in der Schweiz

Die Zürcher Tierschutzorganisation Tengwood schätzt, dass jährlich rund 40 Tonnen Buschfleisch illegal in die Schweiz gelangen. Das meiste kommt aus Kamerun. Für ihre Studie über den illegalen Handel mit Wildtieren hatte Tengwood letztes Jahr Zugriff auf die Zahlen des Zolls. «Es ist schockierend, wie viele Tiere wir aus den Wäldern Afrikas nehmen, nur damit wir etwas Exotisches auf den Teller bekommen», sagt Bruno Tenger.

Affe in Sauce lässt sich nicht mehr bestimmen

Die meisten Passagiere aus Afrika hätten zwei oder drei Kilogramm Wildfleisch dabei. Doch es gab auch grössere Konfiskationen. «Es kam zu Beschlagnahmungen von 30, sogar 40 Kilogramm Buschfleisch», sagt Bruno Tenger, «bei solchen Mengen müssen wir davon ausgehen, dass in der Schweiz ein Markt für Buschfleisch existiert.» Der Tierschützer stösst sich daran, wie leicht Schmuggler aus Beweisnot einer Busse wegen Verstosses gegen das Artenschutzgesetz entgehen: «Das, weil portioniertes oder gekochtes Buschfleisch sich von blossem Auge nicht mehr bestimmen lässt.»

DNA-Analyse liefert den Beweis

In Zusammenarbeit mit dem Zoll und dem Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) nahm die Organisation Tengwood während eines Jahres Proben des beschlagnahmten Fleisches und liess es auf sein Erbgut analysieren. In ihrem Auftrag untersuchte das Institut für Rechtsmedizin in Zürich rund 250 Fleischproben. Die DNA-Analyse überraschte alle: «Ein Drittel der Proben stammte von geschützten Tierarten», stellt Gendetektivin Nadja Morf fest. Darunter vom Aussterben bedrohte Arten wie Affen, Antilopen, Schuppentiere, Schildkröten oder Otter.

Höhere Bussen, mehr Kontrollen

Der illegale Schmuggel afrikanischer Wildtiere bedroht nicht nur die Artenvielfalt und die Entwicklung der Wälder. Das importierte Fleisch kann mit Krankheitserregern verseucht sein – eine Gefahr für Menschen und andere Tiere. Mathias Lörtscher, Leiter Artenschutz beim Bundesamt für Veterinärwesen (BVET), ist deshalb beunruhigt: «Die Studienresultate sind aus Gründen des Artenschutzes, aber auch aus gesundheitlichen Gründen ein echtes Problem.»

Die Behörden müssen handeln: Im Herbst erhöht das BVET die Bussen für Artenschutzvergehen von maximal 40 000 Franken auf bis zu einer Million. Ausserdem setzt der Zoll nächstes Jahr zwei Spürhunde ein und verstärkt seine Kontrollen. Allen ist klar: Vom Aussterben bedrohte Wildtiere gehören in die Wälder Afrikas. Und nicht ins Reisegepäck.

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