Eingetragen ist die «Vilsana Product AG» auf Peter Mählmann - ein Deutscher, der laut Handelsregister in Zürich lebt. Ihm gehören neben der Vilsana 3 weitere Firmen in der Schweiz und 6 zum Teil gleichnamige Firmen in England. Auch in Bremen (D) finden sich namensverwandte Firmen.
Postfach 60, 5274 Mettau
Die «Vilsana Product AG» operiert von einem Postfach im Aargauischen Mettau aus. Sitz der Firma ist jedoch in Cham (ZG). Recherchen von «Espresso» haben ergeben, dass das Postfach vom aargauischen Car-Unternehmen «Aargovia Reisen GmbH» bewirtschaftet wird. Dieses Car-Unternehmen erhält von Mählmann auch Aufträge für Kaffee-Fahrten.
Laut dem Geschäftsführer von «Aargovia Reisen» werde das Postfach von seinen Mitarbeitern geleert. Die Antwortkarten für die Kaffeefahrten würden dann in Bananenschachteln verpackt und einmal wöchentlich von einem Kurier nach Bremen (D) gebracht. Dort habe Mählmann sein Büro.
Kompliziertes Firmengeflecht
Wer auf einer Kaffeefahrt mit der «Vilsana» Produkte ersteht, zahlt diese gemäss diversen Belegen an eine «Eurovertrieb LTD» in Cornwall/England. Am Sitz der «Eurovertrieb» in einem abgelegenen Landgut residieren 5 weitere Firmen Mählmanns und auch andere Unternehmen. Vermutlich handelt es sich nur um Briefkastenfirmen.
Einerseits ist in dem Landhaus in Cornwall auch ein Unternehmen beheimatet, das für Kunden, die anonym bleiben wollen, eine Adresse zur Verfügung stellt und deren Post elektronisch weiterleitet. Andererseits werden Anrufe auf die englische Telefonnummer der «Eurovertrieb LTD» in Deutschland beantwortet. Direkte Anrufe ins Landhaus werden abgeblockt.
Verwirrend sind auch die Rechnungen, Quittungen und dazugehörende Briefe, welche Kaffeefahrt-Kunden erhalten: Dort stehen mit der «SMA Swiss Media AG» und der «Zervartis AG» die Namen von zwei anderen Schweizer Firmen Mählmanns. Zahlungen an die «Eurovertrieb LTD» wiederum laufen über ein Konto der «Sunne-Taxi» aus Full-Reuenthal (AG).
Car-Unternehmer als Handlanger
Der Geschäftsführer der «Aargovia Reisen GmbH» bestätigte nach entsprechenden Recherchen von «Espresso», dass er das Konto der «Sunne-Taxi» mit einer Vollmacht verwaltet. Er habe dafür einen persönlichen Vertrag mit dem «Vilsana»-Chef. Abzüglich seiner Spesen überweist er das Geld elektronisch nach England an die «Eurovertrieb LTD». Was nachher damit geschehe, wisse er nicht.
Ein schlechtes Gewissen habe er dabei nicht, sagte der Geschäftsführer von «Aargovia Reisen» gegenüber «Espresso». Er vergleicht seine Dienste für Mählmann mit einem Hotelbesitzer. Dieser sei auch nicht dafür verantwortlich, wenn ein Hotelgast sich in einem Zimmer für einen Seitensprung verabrede. Zudem seien die Kaffeefahrten für diverse Car-Unternehmen eine wichtige Einnahmequelle.
«Vilsana» unter juristischem Druck
Seit dem 1. April verbietet das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), Leute mit Gewinnversprechen auf Werbefahrten zu locken. Deshalb hat die Stiftung für Konsumentenschutz Klage gegen die «Vilsana Product AG» erhoben. Zudem hat die «Visana»-Versicherung beim Zuger Obergericht Klage erhoben, dass die «Vilsana» ihren Namen ändern müsse.
«Vilsana»-Chef Mählmann: «Kein Kommentar»
«Vilsana»-Chef Peter Mählmann selber wollte zu den Vorwürfen gegen ihn und zu Fragen zu seiner Firmenkonstruktion keine Stellung nehmen. Dazu habe ihm sein Anwalt geraten, da es sich um laufende Verfahren handle.
Die verflochtene Geschichte der Vilsana-Connection
Verschiedene Firmennamen und Personen tauchen im aktuellen und früheren Umfeld der «Vilsana Product AG» immer wieder auf. Deren Spuren führen nach Glattbrugg, Cham, in den Raum Bremen (D), Cornwall (GB) und auch nach Österreich.
Die «Vilsana Product AG» wurde 2008 unter dem Namen «Caesar Touristik» mit Sitz in Glattbrugg (ZH) von Peter Schwarze gegründet. Dieser sass in Deutschland wegen Betrugs im Gefängnis und erhielt im Zusammenhang mit Busreisen mit Gewinnversprechen ein mehrjähriges Berufsverbot. Danach verlagerte er seine Tätigkeit in die Schweiz.
2010 übertrug Schwarze die «Caesar Touristik» Philipp Löw aus Oetwil an der Limmat. Löw gründete weitere Firmen, welche in Zusammenhang mit Kaffeefahrten in Erscheinung traten, beispielsweise die «SMA Swiss Media AG», die Zervartis AG (früher DVA Delta Vital AG) und die inzwischen liquidierte «Arriva Reisen AG».