Das Wichtigste in Kürze:
- Salt bewirbt ein Kinder-Handy-Abo für 25 Franken im Monat mit «Volle Kostenkontrolle».
- Trotzdem sollen Eltern nun eine gesalzene Rechnung von knapp 1200 Franken bezahlen. Denn: Im Abo ausgeschlossen sind kostenpflichtige Mehrwertdienste. Eine Kostenfalle!
- Die Familie weigert sich die Rechnung zu zahlen und wird betrieben.
- Laut Ombudsmann hätte Salt die Familie informieren müssen, dass die Mehrwertdienste nicht ausgeschlossen sind.
«Für mich ist das Betrug. Das ist vorsätzliche Täuschung. Die Werbung stimmt nicht mit den Tatsachen überein», sagt Jakob Schweizer. Was ist passiert? Sohn Patrick Schweizer und sein Vater lösen 2016 das Salt-Abo Plus Basic Young, ein spezielles Abo für Kinder und Jugendliche.
Alles ist unlimitiert: Anrufe, SMS und Surfen. Das Abo verspricht mit «volle Kostenkontrolle» und «perfekt für Ihre Kinder» quasi ein Rundum-Sorglos-Paket für 25 Franken im Monat.
Der Anbieter muss bei Vertragsschluss darauf hinweisen, dass es sogenannte Sperrsets gibt.
Doch es kommt anders. Ein paar Tage nach Abo-Abschluss erhält Teenager Patrick plötzlich dauernd SMS von Personen, die er nicht kennt. Insgesamt über 600 Textnachrichten. Was er nicht weiss: Diese SMS kosten alle extra.
Er habe die SMS jeweils gelöscht und gehofft es höre damit auf, erzählt Patrick. Der grosse Schock kam ein paar Wochen später mit der Rechnung: Knapp 1200 Franken sollte der junge Kunde bezahlen für die Nutzung sogenannter Mehrwertdienste.
Volle Kostenkontrolle – von wegen
Das Kinder-Abo von Salt suggeriere die volle Kostenkontrolle, sagt der Ombudsmann der Telekombranche Oliver Sidler. Darin ausgeschlossen seien offenbar die teuren SMS der Mehrwertdienste.
Salt hätte Familie Schweizer jedoch zwingend über die zusätzlichen Kosten aufklären müssen. «Der Anbieter muss bei Vertragsschluss darauf hinweisen, dass es sogenannte Sperrsets gibt, um unerwünschte Mehrwertdienste sperren zu können.» Das verlange das Gesetz, so Ombudsmann Oliver Sidler.
Doch darauf wurden Schweizers nicht hingewiesen. Sie reklamieren bei Salt. Erfolglos. Das Unternehmen beharrt auf Bezahlung der Rechnung. Weil Schweizers sich weigern, die Rechnung zu begleichen, beauftragt Salt die Inkassofirma Intrum. Daraufhin werden Schweizers betrieben.
Auch vor dem Friedensrichter werden sich die beiden Parteien nicht einig. «Wir sind nicht bereit, für etwas zu bezahlen, das wir nicht schulden», sagt der Vater von Patrick kämpferisch. Seit knapp zwei Jahren wehren sich Schweizers, um Recht zu erhalten. Doch die Gegenseite lenkt nicht ein. Demnächst hätten Schweizers deshalb sogar vor Gericht erscheinen müssen. Als sich «Kassensturz» einschaltet, geht es plötzlich schnell und es kommt anders.
Lukratives Zusatzgeschäft
Salt betont gegenüber «Kassensturz»: Mehrwertdienste würden extra kosten. Man könne sie aber jederzeit sperren lassen. Und weiter: «In Anbetracht der Situation haben wir uns entschieden, diesen konkreten Fall bei Intrum zurückzuziehen und die angefallenen Kosten ausnahmsweise zu erlassen». Dies geschehe aus Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.
Doch weshalb beharrte Salt solange hartnäckig auf dieser Rechnung? Dazu will sich das Unternehmen nicht äussern. Brisant: Mehrwertdienste sind für Telekomunternehmen ein lukratives Zusatzgeschäft. Auch für Salt. Bei jedem SMS von Patrick Schweizer hätte Salt also mitkassiert. Wie viel genau, auch dazu wollte sich das Unternehmen nicht äussern.