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Macht ein Chip-Obligatorium für Katzen Sinn?
Aus Espresso vom 18.10.2017. Bild: Colourbox
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Interview Macht ein Chip-Obligatorium für Katzen Sinn?

Hunde müssen seit elf Jahren gechippt sein. Nicht so Katzen. Dabei nehmen gerade diese Tiere gerne einmal Reissaus. Ohne Chip kann sie der Finder kaum zuordnen. Würde da ein Katzen-Chip helfen? «Espresso» sprach mit Stefanie Frei, Juristin bei der Stiftung «Tier im Recht».

«Katzen sind sehr selbständige Tiere, es kommt daher häufig vor, dass ein Büsi nicht mehr nach Hause findet», weiss Stefanie Frei. Deshalb habe sich auch das Gesetz schon darum gekümmert. Im Zivilgesetzbuch seien gewisse Pflichten für Finder festgehalten. Doch diese Pflichten seien den Betroffenen oft nicht klar und so würden viele auch nicht richtig handeln.

«Espresso»: Was sollte ich also tun, wenn ich eine Katze finde? Muss ich als erstes herausfinden, ob sie gechippt ist?

Stefanie Frei: So explizit steht es nicht im Gesetz, aber es ist festgehalten, dass Finder dazu verpflichtet sind, den Eigentümer ausfindig zu machen. Der erste Schritt dazu ist sicher, herauszufinden, ob die Katze einen Chip hat. Falls ja, ist der Katzenbesitzer auch schnell gefunden. Hat die Katze keinen Chip, wird es schwierig. Dann muss der Finder die kantonale Meldestelle kontaktieren. Je nach Kanton sind das unterschiedliche Anlaufstellen. Da das immer wieder für Unsicherheiten sorgt, gibt es mittlerweile auch eine Schweizer Tiermeldezentrale, wo man seiner Pflicht als Finder nachkommen kann.

«Espresso»: Chips würden also die Suche nach dem Katzen-Zuhause um einiges vereinfachen. Würden Sie als Juristin der Stiftung «Tier im Recht» ein Chip-Obligatorium für Katzen begrüssen?

Stefanie Frei: Absolut. Ein Chip erleichtert die Suche nach dem Tierbesitzer enorm. Gerade bei Katzen, die oft ähnlich aussehen und weit herumstreunen, ist es ohne Chip nicht einfach, herauszufinden, wohin die Katze gehört.

«Espresso»: Kennen Sie Fälle, wo es tatsächlich Streit gab wegen einer entlaufenen Katze?

Stefanie Frei: Ja, sicher. Im Einzelfall kann es zu Schwierigkeiten kommen. Das ist immer hoch emotional. Der Besitzer hat das Büsi vermisst und möchte es zurück und der Finder rückt es nicht heraus. Ohne einen Chip können Betroffene in einem solchen Fall nur sehr schwer beweisen, dass sie Besitzer des Tieres sind.

«Espresso»: Immer wieder werden Tiere auch ausgesetzt. Auch hier könnte man mit einem Chip-Obligatorium einen Riegel schieben…

Stefanie Frei: Das ist so. Man könnte den Eigentümer viel einfacher eruieren und den Strafvollzug verbessern. Denn Aussetzen ist gemäss Tierschutzgesetz nicht erlaubt und strafbar. Allerdings ist gerade bei Katzen manchmal schwer festzustellen, ob sie ausgesetzt wurden oder einfach weggelaufen sind.

«Espresso»: Bei Hunden gilt seit elf Jahren ein Chip-Obligatorium. Hat man gute Erfahrungen gemacht?

Ja, sehr gute sogar. Gerade was das Aussetzen betrifft, haben wir bei den Hunden einen markanten Rückgang festgestellt. Aber auch bei Misshandlung oder Vernachlässigung oder bei Beissvorfällen mit Hunden können die Halter viel schneller ausfindig gemacht werden. Insofern konnte man bei der Handhabung des Tierschutzgesetzes Verbesserungen feststellen. Und diese Verbesserungen würde man allenfalls auch bei einem Chip-Obligatorium für Katzen feststellen.

Im Interview:

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Im Interview:

Stefanie Frei, Rechtsexpertin bei der Stiftung Tier im Recht.

«Kassensturz»:

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