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Migros-Angestellte muss Tattoo abdecken
Aus Espresso vom 04.10.2016. Bild: Colourbox
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Arbeit Migros-Angestellte muss Tattoo abdecken

Eine Kundin der Migros Wattwil regt sich auf: Seit einigen Wochen muss eine Verkäuferin ihren grossflächig tätowierten Arm abdecken. Dabei arbeitet sie seit Jahren mit diesem Tattoo. Was die Kundin besonders nervt: Gleichzeitig berichtet das «Migros-Magazin», Tattoos seien salonfähig geworden.

An einem der letzten heissen Sommertage fiel Migros-Kundin Marianne Röthlisberger in der Filiale Wattwil auf, dass eine Verkäuferin plötzlich langärmlig und mit Pflastern am Unterarm arbeitete. Als Röthlisberger sich nach dem Grund erkundigte, sagte die Verkäuferin, sie müsse ihre Tattoos verbergen. Dies sei eine neue Richtlinie in der Filiale. «Das hat mich sehr befremdet», meint die Kundin zu dieser Regelung. Dass es wegen der Tätowierungen der Verkäuferin Reklamationen gegeben habe, kann sich Marianne Röthlisberger nicht vorstellen. Auf dem Arm seien ein grosses Blumenmotiv und zwei Namen zu sehen.

Kein generelles Tattoo-Verbot in der Migros

Es gebe in der Migros kein generelles Verbot von Tätowierungen, sagt Nico Canori, Sprecher der Genossenschaft Migros Ostschweiz. Ein Dresscode mache den Angestellten aber gewisse Vorschriften: «Dezente Tattoos und Piercings dürfen offen getragen werden. Grossflächige Tattoos oder Motive, die Anstoss erregen könnten, müssen abgedeckt werden.» In der Regel würden die Betroffenen dann langärmlige Arbeitskleidung tragen.

Diese Regelung gelte schon lange und sei in diesem Sommer nicht verschärft worden. Aber wie kann es dann sein, dass die Migros einer Angestellten von einem Tag auf den anderen vorschreibt, ihre Tattoos abzudecken? An den Gruppensitzungen der Filialleitenden würde der Dresscode von Zeit zu Zeit thematisiert, sagt Nico Canori: «Da kann es sein, dass beim einen oder anderen gewisse Aspekte in Erinnerung gerufen werden und er dies dann an seine Mitarbeiter weitergibt.» Dies hat die Leitung der Migros Wattwil offenbar getan. Die Filialeiter hätten bei der Umsetzung des Dresscodes einen gewissen Ermessens-Spielraum, erklärt der Sprecher der Migros Ostschweiz.

Kundin kritisiert Doppelmoral der Migros

Eine solche Vorschrift für Tattoos würde ja noch knapp durchgehen, findet Marianne Röthlisberger, wenn nicht vor einigen Wochen im «Migros-Magazin» zu lesen gewesen wäre: «Tätowierungen sind salonfähig geworden.» Das stösst der Migros-Kundin sauer auf: «Als Chef kann man ja Tattoos verbieten. Aber, dass man sich gleichzeitig in der Hauszeitung als Tattoo-Verständige oder –Befürworter profiliert, das ist für mich Doppelmoral.»

Die Migros Ostschweiz sieht darin keinen Widerspruch. Im redaktionellen Teil des «Migros-Magazins» würden gesellschaftliche Themen ganz allgemein beleuchtet und nicht unbedingt die Meinung der Migros dazu. In diesem Artikel hätten verschiedene Tattoo-Fans die Leser an ihren Gedanken zu ihren Motiven teilhaben lassen, sagt Nico Canori: «Aber die haben nicht die Haltung der Migros weitergegeben.» Stimmt. Denn die ist offensichtlich weniger tolerant.

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