Kunden von Sunrise Relax und Pronto sowie Kunden kleinerer Telekommunikations-Anbieter wie Lebara und Ortel Mobile, ok-Mobile, Mucho oder Talk Easy Mobile müssen für 0800-Nummern tief in die Tasche greifen.
Für viele Kundinnen und Kunden eine ärgerliche Überraschung, sagt Oliver Sidler, Ombudsmann der Telekommunikation auf Anfrage von «Espresso», dem Konsumentenmagazin auf Radio SRF 1. «Auch ich gehe bei 0800-Nummern davon aus, dass sie gratis sind. Die Überraschung ist natürlich gross, wenn auf der Rechnung plötzlich irgendwelche Kosten für diese Nummern erscheinen.»
Gebühren-Obergrenze fehlt
Eine an sich legale Praxis, heisst es beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Für Anrufe von Prepaid-Handys aus dem Ausland sowie aus Telefonzellen dürfen Telefonanbieter Gebühren verlangen. Das Problem ist jedoch: Wie hoch diese maximal sein dürfen, ist nicht geregelt.
Die Branche nutzt den Spielraum voll aus. Während Talk Easy Mobile für Anrufe auf 0800-Nummern 24 Rappen pro Minute verlangt, sind es bei Sunrise Pronto und Relax bereits 40 Rappen. Auf die Spitze treiben es Lebara und Ortel Mobile: Sie verlangen für Anrufe auf 0800-Nummern satte 49 Rappen und eine zusätzliche Verbindungsgebühr von 29 Rappen.
Für Ombudsmann «unverhältnismässig»
So hohe Gebühren für eine 0800-«Gratisnummer» sind für den Ombudsmann Oliver Sidler unverhältnismässig. Sunrise argumentiert damit, dass es sich um alte Preispläne handle, die aus technischen Gründen nicht angepasst worden seien.
Lebara und Ortel Mobile erklären die happigen Tarife damit, dass man sich auf die Bedürfnisse der ausländischen Bevölkerung in der Schweiz ausrichte und diese grundsätzlich nur wenig in der Schweiz telefoniere. Die Pressestelle schreibt: «Deshalb stand die Tarifgestaltung für 0800-Nummern bisher nicht im Fokus.»
Ab 2015 ist Schluss mit Gebühren-Wildwuchs
Auch dem Bundesrat ist der Wildwuchs bei Servicenummern ein Dorn im Auge. Dank einer neuen Verordnung, die im Juli dieses Jahres in Kraft tritt, dürfen die Telefonanbieter ab dann für 0800-Nummern keine Gebühren mehr verlangen. Und der Bundesrat geht gar noch einen Schritt weiter: Für 08xx-Nummern, wie 0848 und andere Servicenummern, dürfen maximal nur noch 7,5 Rappen pro Minute verlangt werden. Heute sind es bei vielen Anbietern bis zu vier Mal mehr.
Keine Kontrollen geplant
Wer aber kontrolliert, ob die neuen Regeln von den vielen kleinen und grossen Telefonanbietern eingehalten werden? Das Bundesamt für Kommunikation winkt ab. Man werde mangels Ressourcen nicht kontrollieren können. Auf Beschwerden hin würde das Bakom aber aktiv.
Dass dies durchaus notwendig werden könnte, zeigt der Fall von Lycamobile. Das Telefonunternehmen mit Sitz in England schreibt auf Anfrage von «Espresso», dass Lycamobile-Kundinnen und -Kunden leider nicht auf 0800- und andere Servicenummern anrufen könnten.
Dass diese Praxis gegen Schweizer Recht verstösst, interessiert das Unternehmen nicht. Nach mehreren Anfragen von «Espresso» kommentiert Lycamobile lapidar mit einem Satz: «Sie haben die Möglichkeit, bei unsere Beschwerdeabteilung eine Beschwerde einzulegen.»