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Noémie Weber will die Kamera ihres neuen Handys testen und knipst ein Bild. Als sie das Foto anschauen will, erschreckt die junge Frau: «Da waren bereits über 2000 Fotos und Videos gespeichert!» Für Noémie Weber ist klar. Das Handy ist nicht neu, obwohl sie das Gerät kürzlich im Media Markt Volketswil zum regulären Preis von 500 Franken kaufte.
Viele persönliche Daten
Auf dem Handy entdeckte Noémie Weber viele persönliche Daten und Dokumente: Flugtickets, Dokumente zu einer Fahrzeugversicherung, Briefe der Krankenkasse und ein Lebenslauf des ursprünglichen Handybesitzers. «Man hat mir das Gerät als neu verkauft und auch als neu angepriesen. Es war auch neu präpariert mit Schutzfolie und schön verpackt.»
«Kassensturz» benachrichtigt den ursprünglichen Handy-Besitzer. Dieser zeigt sich besorgt. Er bestätigt dem Reporter, dass er nach fünf Tagen das Handy Media Markt zurückgebracht habe, weil es beschädigt war. Noémie Weber ist zornig: «Ich finde es eine Frechheit, dass Media Markt mir ein gebrauchtes Gerät als neu verkauft. Zudem tut mir die Person leid, welche all diese Daten auf dem Handy hat.»
Nicht das erste Mal
Frühere Beiträge:
Media Markt verkauft gebrauchte Geräte als neu. Eine bekannte Masche über die «Kassensturz» schon mehrmals berichtet hat (siehe Box «Frühere Beiträge»). Zum ersten Mal im Jahre 2009. Ein Media-Markt-Kunde fand damals viele persönliche Daten auf einem neuen Computer. Media Markt sprach von einem Einzelfall. Im 2012 häuften sich diese Einzelfälle. Zahlreiche Konsumenten meldeten sich bei «Kassensturz».
Alle machten dieselben Erfahrungen. Sie kauften bei Media Markt vermeintlich neue Geräte. Doch zu Hause stellten sie fest: Der Staubsauger war voller Fäden, auf dem Laptop waren bereits Fotos und der iPod hatte Gebrauchsspuren. Die Zuschauer berichten von Fällen aus Filialen der ganzen Schweiz.
Ehemalige Media Markt-Mitarbeiter bestätigten gegenüber «Kassensturz»: Regelmässig hätten sie zurückgebrachte Geräte frisch verpackt und als neu verkauft. Dabei hätten sie keinen Aufwand gescheut und stets auf Befehl von oben gehandelt. Media Markt bestritt diese Vorwürfe. Dennoch entschuldigte sich der damalige Chef im «Kassensturz». Media Markt änderte daraufhin die Richtlinien: «Jedes umgetauschte Gerät wird geprüft und – sofern in Ordnung – als Kundenretoure im Laden verkauft.» Diese Geräte würden mit einem roten Kleber versehen und seien im Preis reduziert, erklärte der Media-Markt-Chef.
Erneut ein Einzelfall
Auch das neue Handy von Noémie Weber hätte einen Aufkleber erhalten sollen. Doch offenbar sei ein Fehler passiert, schreibt Media Markt: «Wir können mit Sicherheit sagen, dass es sich bei diesem Vorfall ganz klar um einen Einzelfall, wohl durch ein Versehen eines Mitarbeiters, handelt. Dazu möchten wir uns in aller Form bei der Kundin entschuldigen.»
Noémie Weber hat unverzüglich bei Media Markt reklamiert und inzwischen ein neues Handy erhalten. Eines ohne fremde Daten.