Geldprobleme, Lizenzentzug, die Behörden ermitteln wegen möglichen Verstössen gegen die Melde- und Mitwirkungspflicht: Die Firma Cryo-Save, die einst von der Schweiz aus mit der Einlagerung von Nabelschnurblut ein Millionengeschäft gemacht hat, steckt in einem Riesenschlamassel. Die Verantwortlichen sind abgetaucht.
Tausende von Kunden aus ganz Europa erfuhren dies aus den Medien – auch dass die gefroreren Blutproben ihrer Kinder verlegt worden seien. Die Eltern haben bis zu 4000 Franken bezahlt, um die Stammzellen 25 Jahre lang zu lagern und sie im Bedarfsfall für sich zur Verfügung zu haben.
Anfragen von Betroffenen beantwortet das Unternehmen weiterhin nicht persönlich. Das einzige waren bislang zwei Standardmails an alle mit der Info, die Proben seien jetzt bei einem anderen Anbieter in Polen, bei der Firma PBKM Famicord. Und sie seien dort sicher verwahrt.
Höchst persönliches, delikates Gut
Die Betroffenen sind ratlos, fühlen sich alleingelassen. Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» erzählt, wie sie aus der «Sonntags-Zeitung» vom Cryo-Save-Debakel erfahren habe. Danach habe sie wochenlang erfolglos versucht, die Firma zu erreichen: «Niemand nahm das Telefon ab, meine Mails wurden nicht beantwortet. So etwas ist doch einfach nicht vertrauenswürdig.»
Dabei gehe es doch um ein höchst persönliches, delikates Gut: Das Nabelschnurblut mit Stammzellen ihrer Zwillinge. «Damit spielt man nicht herum. Das ist doch kein Monopoly», sagt die Hörerin.
Facebook-Forum und Sammelklage
Weil die Betroffenen im direkten Kontakt mit Cryo-Save nicht weiterkommen, versuchen sie nun, sich selbst zu helfen. Auch in der Schweiz gibt es seit Kurzem ein Facebook-Forum («Austausch Cryo Save»). In Spanien bereiten Betroffene laut «Sonntags-Zeitung» eine Sammelklage vor.
Für ratlose Schweizer Kunden hat unterdessen das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Homepage Informationen zum Thema zusammengestellt. Unter einem Link von dort zur polnischen Stammzellenbank PBKM, wo die Proben nun gelagert sein sollen, erfährt man unter anderem, die Proben seien sicher transportiert worden und würden auch entsprechend gelagert. Die Verträge, welche die Kunden mit Cryo-Save abgeschlossen hätten, würden weiterlaufen. Wer dies wünsche, könne aber auch vom Vertrag zurücktreten und einen neuen mit PBKM abschliessen.
Weitere Informationen
Konkurs eröffnet
Über Cryo-Save wurde unterdessen der Konkurs eröffnet. Zuständig ist das Konkursamt Höfe im Kanton Schwyz, heisst es gegenüber «Espresso» auf Anfrage.
Mehr zum Thema heute Montagabend, 23.9, 21.05 Uhr, in «Puls», Fernsehen SRF 1.