Durchschnittlich vier Prozent mehr Prämien müssen die Versicherten im nächsten Jahr zahlen. Um die steigenden Prämien zu reduzieren, haben die Versicherten mehrere Möglichkeiten: Kassenwechsel, Sparmodelle wie Hausarztmodell oder eine höhere Franchise.
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Von dieser Möglichkeit machen aber nur etwas mehr als die Hälfte der Versicherten Gebrauch, wie eine Erhebung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt. 44 Prozent wählen die tiefste Franchise von 300 Franken, 20 Prozent die höchste von 2500 Franken. 36 Prozent wählen eine der mittleren.
Mittlere Franchisen lohnen sich nicht
Diese sind aber nicht empfehlenswert, sagt Stefan Thurnherr vom VZ Vermögenszentrum: «Die Franchisen für 500, 1000, 1500 oder 2000 Franken lohnen sich für die Versicherten nicht. Der Prämienrabatt ist zu gering.» Wer chronisch krank ist, solle die Standardfranchise von 300 Franken wählen. Für alle anderen sei grundsätzlich die höchste Franchise von 2500 Franken sinnvoll.
Allerdings müsse man den Betrag von 2500 Franken plus 700 Franken Selbstbehalt im schlimmsten Fall auch zahlen können: «Die erste Frage lautet, habe ich den Betrag von 3200 Franken auf der hohen Kante für den Notfall», sagt Thurnherr. «Am besten legt man die Prämienersparnis von 1400 Franken gleich aufs Sparkonto.»
Gesundheitskosten von 1700 Franken als Faustregel
Die höchste Franchise lohnt sich auch noch, wenn man ein paar Mal zum Arzt muss. Wer im kommenden Jahr mit Gesundheitskosten von weniger als 1700 Franken rechnet, der spart mit der höchsten Franchise immer noch Geld.
Denn das Sparpotential ist gross, das Risiko eher beschränkt. Der Rabatt für die höchste Franchise beträgt rund 1400 Franken. Die Rechnung ist also einfach: 2500 minus Rabatt 1400 und minus 300 (Standardfranchise) ergibt ein maximales Risiko von 800 Franken, welches man zusätzlich bezahlen muss.
Franchise kann jedes Jahr neu festgelegt werden
Wichtig sei bei der höchsten Franchise auch, dass man immer mindestens fünf Jahre anschaue. «Selbst wenn man in einem oder sogar zwei Jahren die ganzen 2500 Franken zahlen muss, spart man über fünf Jahre gesehen immer noch viel Geld.»
Die Franchise kann jedes Jahr wieder neu angepasst werden. «So ist es auch möglich, dass man planbare Operationen in einem Jahr mit tiefer Franchise durchführt und diese dann ein Jahr später wieder erhöht», sagt Thurnherr.
Wer seine Franchise erhöhen will, kann das bis Ende Dezember machen, wer sie senken möchte, muss dies bis Ende November seiner Kasse mitteilen.
Umstrittene Franchise
Viele Versicherte können dank den Franchisen profitieren. Deshalb gibt es auch Kritiker des Systems. Wie der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher: «Die Wahlfranchisen widersprechen dem Solidaritätsgedanken der Krankenversicherung. Wer gesund ist, hat Glück und kann so dank den Rabatten viel Geld sparen. Wer krank ist, hat Pech gehabt.» Das Geld, welches für die Rabatte gebraucht werde, fehle den Krankenkassen.
Eine Studie von Westschweizer Hausärzten zeige zudem, dass rund zehn Prozent der Versicherten mit hohen Franchisen Arztbesuche aus Angst vor einer grossen Rechnung aufschieben würden.