«Kassensturz» und «Espresso» haben bei 13 Schifffahrts-Gesellschaften nachgefragt. Diese betreiben auf den grösseren 14 Schweizer Seen insgesamt 126 Fahrgast-Schiffe.
Das Resultat: Alle Schiffe fahren mit Diesel als Treibstoff. Jedoch verfügen nur 26 Prozent (34 Schiffe) über einen Partikelfilter zur Reinigung der Diesel-Abgase. Ein Boot – der Solar-Katamaran «MobiCat» auf dem Bielersee – fährt im Kursbetrieb vollkommen mit elektrischer Energie.
Das Nachrüsten mit Filtern ist teuer. Weil oft auch der Platz im Schiffbauch fehlt, nehmen viele Betreiber den Einbau erst mit einer alle paar Jahrzehnte nötigen Neumotorisierung vor.
Viele der Gesellschaften blieben deswegen bis anhin untätig: Keines der Schiffe auf dem Thuner- und Brienzersee (BLS) verfügt über einen Filter. Auf dem Bodensee (SBS Schweizerische Bodensee Schifffahrt) ist es gerade ein einziges. Auf gutem Weg sind jedoch die Schiffe auf dem Vierwaldstättersee und auf Untersee und Rhein: Dort fährt schon jedes zweite Dieselmotor-Schiff mit Filter.
Sauberer Zürisee
Eine positive Ausnahme bildet die Zürichsee Schifffahrts-Gesellschaft ZSG. Sie hat nach eigenen Angaben in den letzten Jahren 1,4 Millionen Franken investiert, um die ganze Flotte von 17 Dieselmotor-Schiffen mit Partikelfiltern auszurüsten.
Ebenso sauber sind die dort verkehrenden Autofähren: Die Zürisee-Fähre Horgen-Meilen AG hat in den letzten Jahren 1,08 Mio Franken ausgegeben, um in vier der fünf Schiffe Filter einzubauen.
Im Tessin konnten «Kassensturz» und «Espresso» keine Kursschiffe mit Partikelfilter ausmachen: Keines der Luganersee-Schiffe der SNL Società Navigazione del Lago di Lugano besitzt einen Filter. Die italienische Gesellschaft NLM, welche Schiffe auf dem Schweizer Teil das Lago Maggiore betreibt, blieb eine Antwort schuldig. Ebenso keine Antwort erhielt «Espresso» von der Navigation Lacs de Neuchâtel et Morat AG.
Dampfschiffe: Schön, aber ineffizient
18 der Schweizer Kursschiffe sind Dampfschiffe. Sie werden alle mit Heizöl betrieben, das über einen Brenner den Wassertank befeuert, dessen Dampf wiederum die Maschine des Schiffs antreibt. Heizöl ist technisch dasselbe wie Diesel, ausser dass es anders eingefärbt ist und günstiger besteuert wird.
Der Wirkungsgrad ist jedoch sehr klein: Die meiste im Diesel enthaltene Energie verpufft als Wärme in die Umwelt, nur ein sehr kleiner Teil wird durch die Dampfmaschine zu Bewegungsenergie, welche das Schiff antreibt. Das ist umweltbelastend, wird aus Nostalgiegründen jedoch hingenommen. Ein grosses Dampfschiff verbrennt pro Kilometer schnell einmal 15 bis 25 Liter Heizöl.
Platzproblem beim Nachrüsten
Die Herausforderung beim nachträglichen Einbau eines Partikelfilters ist es, einen geeigneten Platz zu finden. Laut Norbert Heeb, Empa-Experte für Abgas-Analytik, ist ein Platz nahe beim Motor ideal, da es dort heiss ist: «Wenn Sie genug Wärme haben, können sie den Russ im Filter stetig abbrennen. Dazu braucht es eine Mindesttemperatur von etwa 500 Grad.» In der Nähe des Motors gibt es zwar die nötige Wärme, aber oft wenig Platz. Schon ein kleiner Filter ist etwa ein Kubikmeter gross.