«Espresso»-Hörer Alessandro Sempio hat eine Handwerkerrechnung genau angeschaut. 75 Minuten sollte er für die Anfahrt mit dem Servicewagen bezahlen. Sempio fragt nach, denn für die 14 Kilometer benötige man hin und zurück höchstens 40 Minuten.
Anfahrt: Länger warten und erst noch mehr bezahlen?
Der Techniker sei 35 Minuten im Stau gestanden, lautet die Antwort. Deshalb die hohe Rechnung. «Wer zahlt die Zeit im Stau?», möchte Alessandro Sempio von «Espresso» wissen. «Dieses Thema wird in der Schweiz schliesslich immer wichtiger».
Das steht im Gesetz
Grundsätzlich darf ein Handwerker den Anfahrtsweg verrechnen. Schliesslich ist es Arbeitszeit. Darum geht auch die Zeit im Stau auf Kosten des Kunden. Aber: Das Gesetz sagt nicht, zu welchem Preis diese Zeit verrechnet werden darf.
Mit Pauschalen fahren viele Kunden günstiger
In der Praxis handhaben viele Unternehmen diese Frage anders. Uneinheitlich sind auch die Empfehlungen der Branchenverbände. Mancherorts wird die Anfahrtszeit zum gleichen Preis verrechnet, wie die Arbeit. Andernorts zu einem reduzierten Tarif, individuell oder pauschal. Und: Kann ein Handwerker mehrere Kunden in gleichen Gebiet bedienen, so muss er die Anfahrtszeit auf die Kunden verteilen.
So halten Sie die Kosten tief
Wer sich vor bösen Überraschungen schützen will, sollte das Thema Anfahrtsweg am besten vor der Auftragserteilung ansprechen. Tief halten können Sie die Kosten auch mit diesen Tipps:
- Bevorzugen Sie Handwerker in Ihrer Gegend.
- Informieren Sie sich vor der Auftragserteilung über die Usanzen oder Empfehlungen des Branchenverbandes.
- Handeln Sie eine vernünftige Anfahrts- und Servicepauschale aus.
- Verlangen Sie, dass der Handwerker zu einer Zeit ausserhalb der Rush-Hour oder an einem Tag kommt, an dem er noch andere Aufträge in Ihrer Gegend hat.
- Lesen Sie den Arbeitsrapport genau durch und unterschreiben Sie nur, wenn Sie mit allem einverstanden sind.
Vielleicht muss Alessandro Sempio also nicht die ganze Rechnung bezahlen. In jedem Fall lohnt es sich für ihn, nachzufragen, ob der Handwerker noch andere Aufträge in der Gegend zu erledigen hatte. In diesem Fall müssten die Wegkosten auf die Kunden aufgeteilt werden.