Die Idee des amerikanischen Unternehmens Airbnb ist eine Erfolgsgeschichte. Laut eigenen Angaben vermittelt es auf seiner Internetplattform pro Monat eine Million Übernachtungen auf der ganzen Welt. Ein lukratives Geschäft. Deshalb verwundert es nicht, dass auch Betrüger auf der Seite von Airbnb ihr Unwesen treiben. Kunden werden gnadenlos in die Falle gelockt.
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Zum Beispiel Fabian L. Er sucht anfangs Oktober auf Airbnb eine Bleibe für sich und seine acht Freunde. Ein paar Skitage im österreichischen St. Anton sollen es sein.
Das Angebot eines Luxus-Chalets sagt ihm zu. Wie auf dem Bild vermerkt, nimmt er nicht über Airbnb Kontakt mit dem Anbieter auf, sondern direkt. Was er nicht ahnt: Das ist eine Falle. Der Betrüger lotst Fabian L. bewusst von der Airbnb-Plattform weg. Innert Minuten kommt eine Antwort per Mail: Dieses wunderschöne Luxus-Chalet wäre noch zu haben, heisst es. Für 350 Euro am Tag. Ein guter Preis. Fabian L. bucht.
Täuschend echte Emails
Bald erhält Fabian L. eine Mail mit Airbnb-Logo, Airbnb-E-Mail-Adresse und einem Airbnb-Bankkonto. Alles sieht seriös aus: «Airbnb-Look-and-Feel, also habe ich dieser Plattform vertraut und das Geld schlussendlich überwiesen.» Doch das Mail kam nicht von Airbnb, sondern vom Betrüger. Als das Geld auch nach 48 Stunden nicht auf seinem Airbnb-Profil gutgeschrieben ist, wird Fabian L. klar: Die 1650 Euro sind weg.
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Noch schlimmer trifft es Sarah Blanco und Vanessa Agricola. Auch sie sind Erstnutzer von Airbnb und werden nicht misstrauisch, als sie den Gastgeber über dessen private E-Mail-Adresse kontaktieren sollen. Auch sie meinen, sie würden die 1820 Euro Airbnb einbezahlen. In Amsterdam dann der Schock: «Wir warteten auf den Vermieter. Nach zwei Stunden merkten wir, der kommt nicht mehr, das Telefon war abgestellt», erinnert sich Vanessa Agricola. Als sie bei Airbnb anruft, erfährt sie, dass sie einem Betrüger auf den Leim gekrochen ist. Zu zwölft müssen sie über das Auffahrt-Wochenende freie Zimmer in Amsterdam finden. Kein leichtes Unterfangen!
Selber Schuld, meint Airbnb zu beiden Fällen und bietet keinerlei Hilfe an. Man kommuniziere nun mal nicht ausserhalb der Plattform. Allerdings: Eine entsprechende Warnung findet sich nirgends. Vanessa Agricola wäre sonst sicher vorsichtiger gewesen: «Ich wurde nie darauf hingewiesen, sonst hätte ich das natürlich nicht gebucht.»
Airbnb ist sich keiner Schuld bewusst
«Kassensturz» stöbert auf Airbnb und findet in kurzer Zeit viele weitere Schummel-Inserate. Die Masche ist immer dieselbe: So schnell wie möglich von der Plattform locken. Für die Inserate klauen die Betrüger Bilder aus dem Internet. Alle Fotos der schönen Wohnung, die angeblich in Amsterdam sein soll – so zeigt die Bilder-Recherche von «Kassensturz» - stammen von einer Innen-Einrichtungs-Homepage. Und das Luxus-Chalet in St. Anton steht in Wirklichkeit in Zermatt.
Hat Airbnb ein Sicherheitsproblem? Gegenüber «Kassensturz» schreibt das Unternehmen: «Mehr als 60 Millionen Gäste haben bislang auf Airbnb übernachtet, und Probleme für Gastgeber und Gäste sind extrem selten. Airbnb schützt Gastgeber und Gäste durch die Abwicklung aller Zahlungen und Transaktionen über unsere sichere Zahlungsplattform. Gäste zahlen über Airbnb, wenn sie eine Unterkunft buchen, und Gastgeber erhalten die Zahlung erst 24 Stunden nach dem tatsächlichen Check-in. Fazit: Wenn Gäste ausschliesslich über Airbnb buchen, kommunizieren und bezahlen, ist ihr Geld zu jedem Zeitpunkt geschützt.»
Anbieter sind nicht verpflichtet
Doch nicht nur auf Airbnb treiben Betrüger ein böses Spiel. «Kassensturz» und «Espresso» haben bereits über Betrugsfälle auf anderen Vermittlungsplattformen für Ferien- oder Mietwohnungen berichtet. Laut IT-Rechtsexperte David Rosenthal hätten solche Betrugsfälle im Internet stark zugenommen. Eine Anzeige bei der Polizei sei zwar die erste richtige Handlung, aber in der Regel chancenlos. Auch der Platfformanbieter Airbnb sei kaum haftbar: «Der Anbieter einer solchen Plattform ist nicht verpflichtet, zu untersuchen, was sich alles auf seiner Plattform abspielt.» Wenn der Anbieter allerdings von gefälschten Inseraten wisse, müsse er reagieren. Tut er dies nicht, könne er in die Pflicht kommen.
In den meisten Fällen haftet der Kunde aber selber. Deshalb ist wichtig: Verlassen Sie nie die offizielle Seite der Vermittlungsplattform, auch wenn Sie explizit dazu aufgefordert werden!
Weitere Tipps, wie Sie sich absichern können, finden Sie in diesem Service-Artikel.