Angefangen hat diese Masche damit, dass sich die Betrüger als Enkel oder andere Verwandte ausgegeben haben. Der Ablauf war immer etwa gleich: Die Betrüger suchen im Telefonbuch nach älteren Vornamen und rufen dann an. Am Telefon geben sie sich dann als einen Verwandten aus und versuchen, Namen und Lebensumstände von diesem herauszufinden. Typische Aussagen: «Rat mal, wer am Telefon ist.» Oder: «Kennst du mich noch?»
«Bist Du es Daniel?»
Dann wird eine rührende Geschichte erzählt und um Geld gebeten. Ist das Opfer bereit zu zahlen, erfindet der Täter eine komplexe Geschichte, warum er das Geld nicht selbst abholen kann und deshalb ein Bote vorbei kommen wird. Meist wird Zeitdruck gemacht, damit die Opfer mit niemandem darüber sprechen können.
«Bin doch kein Trottel»
Eindrücklich erzählt eine Rentnerin im Radio SRF1, wie es gehen kann: Ein unbekannter Mann fragte die 86-Jährige am Telefon, ob sie ihn denn nicht an der Stimme erkenne. Irgendwie erinnerte er sie an ihren langjährigen Freund Daniel. Und tatsächlich: Der Mann am anderen Ende meinte: «Ja genau, der bin ich.» Weiter berichtete er, dass er gerade in Basel sei und dringend Geld brauche.
Komisch nur: Ihr Freund Daniel liegt zurzeit im Spital. So bemerkte die Rentnerin den Schwindel sofort und sagte, was Sache ist: «Ihr seid ganze miese Kerle. Mit mir nicht. Schämt euch!» Am anderen Ende wurde sofort aufgelegt.
Neue kreative Varianten
Mittlerweile haben die Gauner aber neue Varianten entwickelt, wie Martin Böss von der Schweizerischen Kriminalprävention weiss: «Zum Beispiel ruft der Betrüger als Hausarzt des Opfers an und sagt, er sei in einer finanziellen Notlage. Auch schon rief ein Polizist an und bat das Opfer, auf der Bank Geld abzuheben, weil man einen Trickbetrüger an der Angel habe und diesen bei der Übergabe erwischen wolle. Natürlich war der vermeintliche Polizist ebenfalls ein Betrüger.»
Oder ein falscher Anwalt rief an und behauptete, im Auftrag von betrogenen Verwandten zu handeln. Und was gemäss Martin Böss auch immer wieder vorkommt: Plötzlich melden sich vermeintliche Verwandte und sagen, sie stecken im Ausland fest und brauchen dringend Geld für die Heimreise.
So schützen Sie sich:
- Seien Sie immer misstrauisch, wenn Sie einen angeblichen Verwandten am Telefon nicht gleich erkennen.
- Stellen Sie ihm Fragen, die nur echte Familienmitglieder richtig beantworten können. Kann der vermeintliche Verwandte das nicht, beenden Sie das Gespräch.
- Nennen Sie niemals Namen Ihrer Verwandten am Telefon.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Sagen Sie bei angeblichen Notfällen, Sie müssten erst Rücksprache halten und legen Sie auf. Fragen Sie bei einer Ihnen vertrauten Person nach, ob diese Information stimmen kann.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte! Wenn Sie einem Verwandten etwas schenken wollen, tun Sie es nur persönlich.
- Geben Sie niemandem Auskunft über Ihr Vermögen oder dessen Aufbewahrungsorte.
- Wenn Sie das Gefühl haben, einen Trickbetrüger am Draht zu haben, beenden Sie sofort das Gespräch und informieren Sie die Polizei (Nummer 117).
- Falls Sie bereits geschädigt wurden: Machen Sie Anzeige bei der Polizei.
Und das können Sie als Aussenstehender tun:
- Hat es in Ihrem Umfeld eine Person, die allenfalls zum Opfer fallen könnte, informieren Sie diese über diese Betrugsversuche und sensibilisieren Sie sie für dieses Thema.
- Informieren Sie allenfalls die Bank, damit die Bankangestellten ein Auge auf aussergewöhnliche Transaktionen haben können oder keine grossen Beträge an die Person bar auszahlen.
- Eine weitere Möglichkeit: Kontaktieren Sie bei Verdacht das Kinder- und Erwachsenenschutzprogramm des Kantons. Diese können gegebenenfalls ein Bankkonto für 24 Stunden sperren.
- Haben Sie den Verdacht, dass bei einem Ihrer Angehörigen ein Betrugsversuch am laufen ist, kontaktieren Sie die Polizei (Nummer 117).