Da denkt man, man kennt die Produkte für die Monatshygiene in- und auswendig. Was soll es nebst Binden und Tampons noch viel geben? Doch es gibt eine Alternative: Die sogenannte Menstruationstasse, auch Menstruationsbecher, Menstruationsglöckchen oder Mondtasse genannt.
Das Prinzip ist einfach: Der glockenförmige, circa 5 cm lange Behälter aus weichem, medizinischem Silikon wird in die Scheide eingeführt und sammelt dort die Menstruationsflüssigkeit. Im Gegensatz zu Tampons oder Binden wird das Sekret also nicht aufgesaugt, sondern einfach aufgefangen. Die Tasse wird dann entleert, ausgewaschen und wieder eingesetzt. Am Ende der Monatsblutung wird sie mit Wasser ausgekocht und damit desinfiziert.
In der Schweiz entdecken langsam aber sicher immer mehr Frauen diese Methode. Frauenärztin Helene Huldi ist erfreut darüber: «Diese Becher sind auf jeden Fall eine gute Alternative. Frauen, die damit umgehen können, sind begeistert.»
Auch im aktuellen «Kassensturz»-Test schneiden die Becher im Vergleich zu Tampons und Binden gut ab. Bezeichnend im Test: Sämtliche Binden und Tampons wiesen Spuren von Formaldehyd auf. Hingegen waren zwei von drei getesteten Menstruationsbechern schadstofffrei.
Grosse Hilfe für afrikanische Mädchen
Die Idee an und für sich ist nicht neu. Bereits in den 30er-Jahren meldete die amerikanischen Schauspielerin und Sängerin Leona Chalmers dafür ein Patent an. Sie empfand Damenbinden als unhygienisch und kreierte einen kleinen Becher aus vulkanisiertem Gummi. Diese Menstruationstasse wurde über all die Jahre benutzt und auch verbessert.
In afrikanischen Ländern ist sie relativ bekannt und wird in Schulen aktiv vorgestellt und verteilt. Das ist auch dringend nötig. Denn viele Mädchen dort können sich Binden nicht leisten und müssen zu Notlösungen greifen. Sie verwenden rohe Baumwolle oder Blätter für die Monatshygiene. Infektionen sind dabei nicht selten. Einige prostituieren sich sogar, um Binden kaufen zu können. Da stellt die Silikontasse eine wertvolle Alternative dar.
In Deutschland und in der Schweiz kaum genutzt
Hierzulande fristet sie allerdings immer noch einem Schattendasein. Gemäss dem deutschen Onlinemagazin «Welt» benutzt gerade mal ein Prozent der deutschen Frauen einen solchen Becher. Und auch in der Schweiz sieht es nicht besser aus: Eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Nur einzelne Apotheken, Drogerien und Gynäkologen bieten dieses Produkt überhaupt an. Verkaufszahlen konnten nicht angegeben werden.
Sie hat durchaus Vorteile
Ist die Mondtasse also nichts für Schweizer Frauen? Das sollte wohl jede für sich selbst beurteilen. Klar ist: Die Alternative zu Tampons & Co. hat einige Vorteile zu bieten:
- Längerer Schutz als mit Tampons und Binden. Hersteller geben bis zu 12 Stunden an.
- Die Vagina-Schleimhaut trocknet nicht aus wie beim Tampon, dadurch besteht ein besserer Schutz vor Infektionen.
- Grösseres Fassungsvermögen als Tampons und Binden (ca. 30 ml).
- Praktisch alle Cups sind aus medizinischem Silikon. Dieser gilt als sehr gut verträglich und leicht zu reinigen. Hingegen enthalten viele Tampons und Binden chemische Stoffe, die zu allergischen Reaktionen führen können.
- Da das Menstruationsblut nicht mit Sauerstoff in Kontakt kommt, bleibt ein unangenehmer Geruch aus.
- Kostenersparnis: Ein Becher kostet zwar rund 50 Franken, hält aber laut Hersteller bis zu zehn Jahre. Langfristig rechnet sich das also.
- Da der Becher nicht überlaufen kann (Vakuum), besteht auch nicht die Gefahr, dass sich peinliche rote Flecken auf der Hose bilden.
- Auf Reisen oder beim Sport muss nicht immer an Ersatztampons oder –binden gedacht werden.
- Menstruationsbecher produzieren keinen Abfall.
... aber es gibt auch Nachteile
Wer sich überlegt, auf Menstruationsbecher umzusteigen, sollte auch folgendes bedenken:
- Das Einführen in die Scheide und das Entfernen braucht etwas Übung und ist am Anfang vielleicht nicht ganz einfach.
- Einige Menstruationstassen enthalten Latex. Dieser kann allergische Reaktionen auslösen.
- Für manche Frauen mag es unangenehm sein, das Menstruationsblut direkt zu sehen.
- Wer sich nicht gerne selbst im Intimbereich berührt, sollte wohl eher auf die Tasse verzichten. Denn Trägerinnen müssen mit den Fingern in die Vagina greifen, um den Sitz zu überprüfen und um die Tasse zu entfernen.
- Für Frauen mit sehr starker Periode ist der Becher weniger geeignet.
- Das Reinigen der Tasse nach dem Leeren kann nicht immer ganz einfach sein. Zum Beispiel in einer öffentlichen Toiletten, wo sich das Lavabo oft nicht in der WC-Kabine befindet, sondern von allen Toilettenbesuchern gemeinsam benutzt wird.
- Der Menstruationsbecher muss gepflegt werden (Reinigung nach dem Entleeren und Desinfektion nach der Monatsblutung).
Weitere wichtige Fragen:
Ist die Anwendung schwierig? Benutzerinnen sagen, dass es am Anfang etwas Übung braucht. Jeder Verpackung ist aber eine ausführliche Anleitung beigelegt. Zusätzlich findet man im Internet, zum Beispiel auf Youtube, diverse Videos und Erklärungen. Hier ein Beispiel:
Spüre ich den Becher, zum Beispiel beim Sport? Erfahrungsberichten zufolge spüren die meisten Frauen den Becher im Alltag nicht. Es kann sein, dass der Griff am unteren Ende der Tasse stört. Bei einigen Modellen kann dieser aber gekürzt werden.
Hier ein witziger Erfahrungsbericht aus dem Internet:
Und zwei weitere Beispiele:
- Inkaschminka, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen
- Daemon Sadi, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen
Passt der Becher für alle Frauen? Menstruationsbecher gibt es in zwei Grössen. Die kleiner ist für Frauen, die noch nie entbunden haben, die grössere ist für Frauen vorgesehen, die bereits entbunden haben oder über einen schwachen Beckenboden verfügen.
Wo bekomme ich den Menstruationsbecher? Fragen Sie in Ihrer Drogerie, Apotheke oder bei Ihrem Gynäkologen nach.