«Kassensturz» hat zwölf leichte E-Bikes zu Preisen zwischen 1500 und 4000 Franken getestet. Mit dabei war auch Marius Graber, Technikredaktor beim «Velojournal». Als Experte begleitet er die Entwicklung der Elektrovelos von Beginn an. «Espresso» wollte von ihm wissen, worauf man beim Kauf eines solchen Fahrrades achten sollte:
Marius Graber, wie haben sich die E-Velos in den letzten Jahren verändert?
Sie haben sich stark weiter entwickelt. Wurde früher noch ein Motor an ein gewöhnliches Velo montiert, werden diese Modelle heute komplett als Elektrovelo entwickelt. Zum Beispiel sind die Motoren von den Rädern immer mehr Richtung Rahmen gewandert. Bei den meisten E-Bikes sind sie heute mitten im Rahmen beim Tretlager. Und das ist auch die beste Variante für diese Sorte Velos.
Wie finde ich das Elektrovelo, das zu mir passt?
Zuerst muss man sich bewusst sein, wofür man das Velo genau einsetzen will. Brauche ich es zum Beispiel nur für Ausflüge bei schönem Wetter, dann genügt sicher auch eine einfachere Qualität. Wer es jeden Tag als Pendlerfahrzeug einsetzen will, vielleicht noch mit einem Kinderanhänger, der sollte auf eine gute Qualität achten. Jüngeren, fitten Personen, die vorwiegend auf ebenen Strassen fahren, empfehle ich klar, die schnelle E-Velo-Klasse ebenfalls auszuprobieren.
Gibt es Unterschiede bei der Bedienung?
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Bei der Motorensteuer existieren grosse Unterschiede, deshalb ist es wichtig, dass man während einer Probefahrt prüft, ob man mit dem Motor überhaupt zurechtkommt. Die einen Motoren setzen mit voller Kraft ein, sobald sich die Pedalen drehen. Das kann zum Beispiel vor einer roten Ampel schwierig werden, denn der Motor merkt nicht, dass der Fahrer eigentlich das Tempo verlangsamen will. Die besseren Motorenmodelle haben eine spezielle Steuerung, die auf den Druck auf die Pedale reagiert. Je nachdem wie stark dieser ist, reagiert der Motor stärker oder schwächer. Dadurch lässt sich das Velo viel natürlicher fahren.
Die Preisunterschiede sind gross. Wie kann ich mich diesbezüglich orientieren?
Wenn das Elektrovelo häufig im Einsatz ist, dann lohnt es sich, dafür mehr zu investieren. Es muss nicht gerade das teuerste sein, aber bei täglichem Gebrauch werden die Komponenten stark beansprucht und dort zeigt sich dann auch die bessere Qualität.
Was gilt es in Sachen Sicherheit zu beachten?
Bei den Test-Velos haben wir zwei wichtige Punkte ausmachen können. Zum einen sind die Rahmen relevant für die Sicherheit: Die getesteten E-Bikes hatten allesamt einen tiefen Durchstieg. Da ist es relativ schwierig, stabile Bikes herzustellen. Einige dieser Rahmen haben sich dann auch als relativ schwach erwiesen. Sitzt eine schwerere Person oder vielleicht noch ein Kind im Kindersitz auf dem Velo, dann kann es instabil werden, was im Alltag zu gefährlichen Situationen führen kann.
Das zweite sind die Bremssysteme. Mit dem Elektrovelo ist man meist schneller unterwegs, deshalb sollte man unbedingt auf gute Bremsen achten. Die konventionelle Felgenbremse hat hier eher Mühe. Es lohnt sich, auf ein hydraulisches System zu setzen oder sogar auf eine Scheibenbremse.
Probefahren scheint das A und O zu sein …
Das ist unbedingt zu empfehlen. Wenn möglich sollte man verschiedene Modelle ausprobieren. Dabei bemerke ich unter Umständen Dinge, die ein Test nicht abbilden kann. Es geht vor allem auch um individuelle Vorlieben. So können zum Beispiel Geräusche auftreten, die den einen oder anderen nerven. Auch die Art, wie der Motor einsetzt, ist sehr unterschiedlich. Die eine Methode sagt jemandem zu, die andere nicht.