In den Verkaufsregalen reiht sich Olivenöl an Olivenöl. Da wird die Auswahl schwierig. Wie der «Kassensturz»-Test eindrücklich gezeigt hat, ist auch die Bezeichnung «extra vergine» – die eine hohe Qualität anzeigen soll – keine grosse Hilfe: In der Schweiz werden praktisch nur Olivenöle mit diesem Zusatz verkauft, obschon neun der getesteten Produkte diesen Zusatz gar nicht verdienen.
Wie erkenne ich also ein gutes Olivenöl, ohne es zu probieren? Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) rät, beim Olivenöl-Einkauf folgende Kriterien zu berücksichtigen.
Preis
Ein gutes Olivenöl hat wie der Wein seinen Preis. Gründe dafür sind die sorgfältige Auswahl der Früchte, schonende Erntemethoden und eine sehr aufwändige Verarbeitung. Billiges Top-Öl wird man also vergeblich suchen. Allerdings sollte man auch keine Phantasiepreise für hübsch aufgemachte Flaschen bezahlen. Das wurde auch im «Kassensturz»-Test deutlich: Während teure Öle als fehlerhaft aus dem Rennen geworfen wurden, gab es günstige Produkte, die eine gute Bewertung erhielten.
Etikette
Auf der Olivenöl-Flasche müssen gewisse Informationen zwingend vorhanden sein. Wichtig ist zum Beispiel die Güteklasse. Hier wird unterschieden zwischen:
- Natives Olivenöl Extra / Extra Vergine: Es muss ein naturbelassenes und nur durch mechanische Verfahren gewonnenes Öl sein. Diese höchste Qualitätsstufe darf ein Gehalt an freien Fettsäuren von höchstens 0,8 Gramm je 100 Gramm aufweisen. Das Öl besitzt eine gewisse Fruchtigkeit und darf keinerlei sensorische Fehler haben.
- Natives Olivenöl / Vergine: Bei diesem Öl darf der Gehalt an freien Fettsäuren 2 Gramm je 100 Gramm nicht überschreiten. Das Öl besitzt eine gewisse Fruchtigkeit, hat aber auch einen wahrnehmbaren sensorischen Fehler, ist aber auch naturbelassen.
Zwingende Informationen auf der Etikette:
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Bild 1 von 8. Güteklasse. Die Bezeichnungen «nativ extra» oder «extra vergine» stehen für gute Qualität. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 8. Herkunft. Das Herkunftsland muss auf der Etikette sichtbar sein. Handelt es sich um eine Mischung von Olivenölen, muss dies entsprechend deklariert sein. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 8. Aufbewahrungsbedingungen. Der Konsument muss sich informieren können, wie er das Öl am besten lagert. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 8. Hersteller / Abfüller / Vertreiber. Mindestens eine dieser Adressen muss auf der Etikette zu finden sein. damit sich der Verbraucher eine Anlaufstelle hat. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 8. Füllmenge. Bei Olivenöl gibt es verschiedene Gebindegrössen. Auf der Etikette muss klar zu lesen sein, wieviel die Flasche enthält. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 8. Mindesthaltbarkeitsdatum. Bis zu diesem Datum muss die chemische und sensorische Qualität garantiert sein. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 8. Nährwertdeklaration. Ab Dezember 2016 müssen diese Angaben zwingend auf der Flasche zu lesen sein. Einige Hersteller halten sich bereits jetzt daran. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 8. Gütesiegel (freiwillig). Olivenölhersteller können ein Gütesiegel erwerben, um auf diese Art die Qualität ihrer Produkte hervorzuheben. Das ist natürlich freiwillig, ist aber ein gutes Zeichen, da solche Siegel an strenge Anforderungen geknüpft sind. Bildquelle: SRF.
Auch Degustationstests geben wichtige Hinweise
Der namhafteste Test ist wohl der International Olive Oil Award, der von der ZHAW durchgeführt wird. Die ausgebildeten Prüfer bewerten die Stärke der Wahrnehmung verschiedener Eigenschaften. Das Olivenöl wird so auch im Hinblick auf seine aromatische Ausprägung bewerten: Konsumenten und auch Hersteller erhalten eine umfassende Entscheidugnshilfe und interessante Informationen. Die Resultate stehen auf einer Gratis-App zur Verfügung (siehe Linkbox).
Für ein gutes Olivenöl braucht es folgende sensorischen Attribute: Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe; gute aromatische Ausprägung, Harmonie und Dauerhaftigkeit, Fehlen von Fehlaromen. Wie komplex eine solche Beurteilung ist, zeigt dieses Aromarad für Olivenöl, welches von der ZHAW entwickelt wurde.