Modeschmuck ist nicht nur trendy, sondern auch günstig. Hersteller kopieren den letzten Schrei der Modedesigner schnell nach, aus günstigen Metallen, meistens «Made in China». Doch nicht jedes Stück lässt sich ohne Risiko tragen. Es kann Nickel abgeben oder die Schwermetalle Blei und Cadmium enthalten.
Nickelallergie weit verbreitet
Nickel kann auf der Haut Allergien auslösen, bis hin zu Rötungen und Blasen, die schlimmstenfalls mit Kortison behandelt werden müssen. 10 Prozent der Bevölkerung sind auf Nickel allergisch. Bei den Frauen sind es sogar 25 Prozent, weiss Alexander Navarini, Leiter der Kontaktallergie-Abteilung am Universitätsspital Zürich.
«Man bekommt eine Nickelallergie meist in der Jugend bei gestochenen Ohrringen oder wenn man Modeschmuck trägt. Gerade wenn Schweiss vorhanden ist, kann das Immunsystem das erkennen, und dann gibt es eine Allergie.» Diese Allergie bleibt ein Leben lang erhalten.
Hochgiftig für den Körper
Für Blei und Cadmium gibt es erst seit 2014 gesetzliche Grenzwerte. Diese Schwermetalle könnten die Gesundheit stark gefährden, denn sie sind hochgiftig. Beide Substanzen können eine ganze Reihe von Problemen verursachen, wie Dermatologe Alexander Navarini erklärt: «Das Cadmium reichert sich in den Nieren an, und das Blei wird vom Körper als Kalzium gehalten und bleibt während Jahrzehnten in den Knochen. Das kann zu Blutarmut führen, es kann Krebs verursachen und die Hirnfunktion beeinträchtigen.»
Nickelabgabe hoch
Das Labor fand zwar in drei Produkten Blei oder Cadmium oder gar beides, aber die enthaltenen Mengen überschreiten bei keinem Schmuckstück die gesetzlichen Grenzwerte und sind keine Gefahr für die Gesundheit.
Nickelfrei-Etikett täuscht Konsumenten
Anders beim Nickeltest: Hier erfüllen gleich 6 von 28 Schmuckstücken die gesetzlichen Anforderungen nicht. Diese 20 Prozent sind für Kantonschemiker Pius Kölbener eine hohe Quote: «Das ist eine Gesundheitsgefährdung. Es geht nicht an, dass solche Produkte an Konsumenten verkauft werden.»
Die Halskette der Manor-Eigenmarke «Yes or No» ist sogar als nickelfrei etikettiert. Das sei eine Konsumententäuschung, kritisiert Kölbener vom Kantonslabor St. Gallen: «Der Konsument sollte sich darauf verlassen können, dass das auch stimmt.»
Die Halsketten von Six, eingekauft bei Clockhouse C&A sowie Migros haben im Labortest jeweils am Verschluss zu viel Nickel abgegeben. Bei den Armreifen von New Yorker wurde das Labor bei den silbrigen Ringen fündig. Die Männerhalskette von New Yorker gab überall zu viel Nickel ab. Ebenso gesundheitsgefährdend sind die kompletten Schmuckstücke – sowohl die Halskette wie Anhänger – von Manor und Mango.
Kantonschemiker Pius Kölbener würde alle sechs Produkte, die im «Kassensturz»-Test zu viel Nickel abgegeben haben, beanstanden. Das Resultat sei im Vergleich zur gesamtschweizerischen Kampagne der Kantonschemiker von 2015 ernüchternd: «Dort hatten wir nur eine Beanstandungsquote von elf Prozent. Es erstaunt mich, dass das jetzt schlechter ist.»
Die meisten Händler reagieren sofort
Migros und Manor haben ihren Schmuck umgehend aus dem Verkauf genommen und klären die Ursache ab. Auch Clockhouse C&A schreibt «Kassensturz», dass die Filialen angewiesen wurden, das Produkt nicht mehr zu verkaufen. Der Hersteller der Kette, Six, hat den Artikel, den er sonst auch in den eigenen Filialen verkauft, zur Retoure und Überprüfung angewiesen.
New Yorker, der sogar mit zwei Produkten im Test vertreten war, die zu viel und gesetzlich unzulässige Mengen an Nickel abgeben, schreibt «Kassensturz»: «Unser Programm zur Qualitätssicherung sieht strenge Tests durch unabhängige Labore schon vor Lieferung vor.» Ihr Labor sei zu einem anderen Ergebnis gekommen, trotzdem würden sie die beiden Produkte vorsorglich aus dem Sortiment nehmen. Mango hat auf das Schreiben von «Kassensturz» bisher nicht reagiert. Zieht dieser Anbieter die nickelhaltigen Schmuckstücke nicht freiwillig zurück, dürften die zuständigen Kantonslabore rasch aktiv werden.
So wurde geprüft
- «Kassensturz» liess 28 Modeschmuckstücke für Hals und Arme aus 15 verschiedenen Läden im Kantonslabor St. Gallen untersuchen. Der St. Galler Kantonschemiker Pius Kölbener hat schon mehrfach Schmuck auf verbotene Substanzen untersucht.
- Für den Nickeltest wird der Streifen an allen Teilen des Schmuckstücks abgerieben. Wenn sich der Teststreifen verfärbt, überschreitet die Nickelabgabe den Grenzwert, er gilt damit als gesundheitsgefährdend und darf nicht mehr verkauft werden. Je intensiver die Farbe, desto stärker die Abgabe.
- Die Prüfung auf Blei und Cadmium erfolgt zweistufig. Zuerst untersucht ein Chemiker, ob das Röntgenfluoreszenz-Spektrometer an der Schmuckoberfläche die Schwermetalle Cadmium oder Blei feststellen kann. Wenn ja, untersucht er genauer: Zuerst trennt er die verdächtigen Schmuckteile ab. Dann löst er sie in Säure auf. Im sogenannten Atomabsorptions-Spektrometer wird eine Probe verdampft. Im Dampf misst ein Lichtstrahl, wie viel Cadmium oder Blei ein Schmuckstück enthält.