Crevetten hatten lange einen schlechten Ruf. Sie werden hauptsächlich im fernen Südostasien in Zuchtbecken intensiv gemästet, wobei oft Antibiotika zum Einsatz kommen – oder zumindest kamen. Denn die Qualität der beliebten Krebstiere im Schweizer Detailhandel wurde im Verlauf der Jahre immer besser, die Kritik von Konsumenten- und Tierschutzorganisationen scheint zu wirken.
Testtabelle
«Kassensturz» und «K-Tipp» liessen 20 gefrorene Crevetten in einem spezialisierten Labor auf Schadstoffe und Keime untersuchen. 18 der Proben erhielten das Prädikat «sehr gut». Sie waren nicht nur frei von antibiotikaresistenten Bakterien, sondern auch von krankmachenden Keimen wie Salmonellen, Listerien, Staphylokokken, Pseudonomaden und Kolibakterien. Das bedeutet: Die Produkte sind frisch.
Nur ein Produkt ungenügend
Nur die Crevetten von M-Budget waren «ungenügend». Das Labor fand antibiotikaresistente Keime und einen erhöhten Wert an Chlorat. Antibiotikaresistente Keime sind bedenklich, weil sich diese bei unsachgemässer Zubereitung auf den Menschen übertragen können und so im Fall einer späteren Infektion Antibiotika unwirksam sein könnten. Chlorat wird zur Desinfektion eingesetzt, kann aber bei hohen Dosen zu Jodmangel im Körper führen. Insgesamt war die Menge des gefundenen Chlorats aber unbedenklich.
Auch die Crevetten von Golden Seafood von Aldi hatten auch einen erhöhten Chlorat-Wert und werden deshalb lediglich mit «genügend» bewertet.
Trotz guter Qualität teilweise fragwürdige Produktionsbedingungen
Etwa die Hälfte der jährlich importierten 8445 Tonnen Crevetten stammt aus Vietnam. «Kassensturz» wollte konventionelle Zuchtbetriebe besuchen und damit zeigen, inwiefern sich die Produktionsbedingungen in den letzten Jahren verändert haben.
Doch der «Kassensturz»-Reporter durfte trotz intensiven Bemühungen nur Vorzeige-Betriebe sehen, die ohne den Einsatz von Chemikalien oder Antibiotika auskommen und die Umwelt besonders schützen. In einem Verarbeitungsbetrieb erklärte der Manager, dass der Druck der Konsumentinnen und Konsumenten sein Geschäft verändert habe. Der Antibiotika-Einsatz sei heute viel strikter geregelt, und die Kunden verlangten immer mehr nach Produkten mit Labels wie ASC, welches einen Minimalstandard für Tier und Umwelt definiert.
Derweil wird weiter an einer nachhaltigen, aber dennoch rentable Produktion geforscht. So lasse sich in Zuchtbecken mit geschlossenen Wasserkreisläufen und Biofiltern die Dichte des Crevetten-Bestandes erhöhen und gleichzeitig eine Verschmutzung der Umwelt verhindern, sagt der zuständige Dekan einer vietnamesischen Universität für Aquakultur und Fischerei gegenüber «Kassensturz».
Je besser kontrolliert die Crevetten-Produktion sei, desto besser für Kunden und die Umwelt, sagt auch Catherine Vogler, Expertin für Seafood beim WWF Schweiz. Denn jede Art der Produktion habe ihre eigene Problematik. Auf ein gutes Label zu achten, sei darum sicher ein guter Ratschlag. Und dann: den Konsum beschränken – weniger ist mehr.