Die meisten Schweizerinnen und Schweizer dürften eine klare Vorstellung davon haben, wie gutes Magenbrot schmeckt. Und oft dürfte die Süssigkeit mit den charakteristischen Gewürzen auch mit Erinnerungen bis weit zurück in die Kindheit verbunden sein – an Lärm und Trubel mit Chilbibahnen und Schiessbuden, an blinkende Lampen, an Gerüche von Essensständen.
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Eine klare Vorstellung von einem guten Magenbrot haben auf jeden Fall die Jurymitglieder, die für «Kassensturz» acht Magenbrote degustiert haben. Fünf ausgewählte Tester bewerteten die Chilbi-Süssigkeiten: Sind die typischen Gewürznoten erkennbar?
Sind die Aromen und die Gewürze harmonisch? Ist das Magenbrot schön feucht? Ist die Süsse intensiv genug, ohne die Aromen zu überdecken? Geleitet wurde die Degustation vom Sensoriker Patrick Zbinden.
Magenbrote von Coop und Migros am Schwanz
Mittlerweile braucht man für Magenbrot nicht mehr an die Chilbi zu gehen, auch viele Läden verkaufen es. «Kassensturz» hat das Magenbrot für die Degustation aus Coop, Migros, Volg, Spar, Globus und von der Basler Messe eingekauft.
In drei Fällen hat die Jury die Fragen nach Aroma, Harmonie und Feuchtigkeit mehrheitlich negativ beantwortet und schlechte Noten verteilt. Gar nicht gefallen haben die beiden Magenbrote von der Guetzlifabrik Hug, gekauft im Coop, und vom Migros-Betrieb Midor.
Hug sei «untypisch, eintönig» und ein nicht definierbarer Nebengeschmack störe im Gaumen, befand die Jury. Oder in den Worten von Degustator und Journalist Paul Imhof: «Es ist mehlig, komplett uninteressant und trocken.»
An der Chilbi besser
Ebenso schlecht abgeschnitten hat das Magenbrot aus dem Migros-Eigenbetrieb Midor. Es ist extrem trocken, und ausser Kakao-Aromen ist nicht viel zu schmecken.
Noomi Minoletti, Schweizer Meisterin Bäcker-Lehrlinge, wunderte sich: «Es ist überhaupt nicht feucht, hat eine zu dünne Kruste und einen Geschmack, als wäre es schon jahrelang im Keller gelagert.»
Die Jury
- Noomi Minoletti , Schweizer Meisterin Bäcker-Lehrlinge 2014
- Markus Kunz , Konditormeister und Gewinner der Schweizer Bäckerkrone 2014
- Benedikt Zemp , Gewürzspezialist von der Carl Fridlin Gewürze AG
- Paul Imhof , Verfasser «Das kulinarische Erbe der Schweiz»
- Tanja Grandits , «Koch des Jahres 2014»
Migros: Trocken, dafür lange haltbar
Eine «genügende» Note ebenfalls deutlich verpasst hat das Magenbrot der Bäckerei Gaugler aus Augst BL, eingekauft im Globus. Die Jury fand lauter negative Punkte, vom künstlichen Geruch über das schwache Aroma und der fehlenden Harmonie bis zur unbefriedigenden Konsistenz – es ist viel zu trocken. Es kostet im übrigen 3.12 Franken pro 100 Gramm und ist damit das teuerste Magenbrot im Test.
Zu diesen drei «ungenügenden» Süssigkeiten erhielt «Kassensturz» bloss eine Stellungnahme der Migros zu deren Eigenmarke Midor: Für eine längere Haltbarkeit werde es länger gebacken und sei deshalb trockener als solches mit geringerer Haltbarkeit.
Die übrigen fünf Magenbrote kann die Jury zum Genuss empfehlen. Besonders gefallen haben zwei Magenbrote:
• «Üses Magebrot», gekauft auf der Basler Messe, hat am besten abgeschnitten. Nicht nur Degustator und Gewürzfachmann Benedikt Zemp war voll des Lobes: «Es ist sehr intensiv im Aroma, sehr ausgewogen mit harmonischen Aromen. Auch die Textur gefällt mir sehr gut: Nicht zu trocken, nicht zu feucht.» Aber auch Abgang, Süsse, Aussehen und Geruch gefiel der Jury.
• Ebenfalls mit Gesamturteil «gut» abgeschnitten hat «Werners Markt-Magenbrot – Das Original». Es sei «typisch und ausgewogen», habe einen guten Geruch nach Zimt und Nelken, sei «kompakt und feucht», mit einem eher langen, guten Abgang, die Aromen seien aber etwas zurückhaltend und würden sich erst verzögert entfalten.