«Eine gute Raffel muss gut montier- und demontierbar und einfach zu reinigen sein», sagt Daniel Ruoss, Leiter Kochschule an der Hotelfachschule Thun. Als Koch sei für ihn aber noch wichtiger: «Das geschnittene Gemüse muss Biss haben.»
Zusammen mit 4 weiteren Experten (siehe Box unten) hat Daniel Ruoss auf dem Berner Bärenplatz-Markt 10 der in der Schweiz meistverkauften Multifunktionsraffeln getestet: Von der klassischen Vierseitenraffel aus Chromstahl bis hin zum multifunktionalen Gemüsehobel mit 8 Funktionen zum Scheibeln, Würfeln, Raffeln und Stifteln.
Nach 5 Stunden raffeln, scheibeln und würfeln liegen klare Resultate vor. Nicht alle Geräte halten, was sie versprechen: «Insgeheim hoffte ich auf das einfachste Gerät im Test, die altbewährte Vierkantraffel aus Chromstahl. Leider aber ist das Resultat wirklich sehr unbefriedigend, das Gemüse wird zu Matsch», urteilt Jann Hoffmann, Koch der Radiosendung «DRS 3 chocht fein» und Inhaber des Restaurants Café Boy in Zürich.
So wurde getestet
Die Experten zerkleinerten Salatgurken, Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln und Tomaten und beurteilten die Geräte nach 3 Hauptkriterien und 14 Unterkriterien:
- Handhabung (Montage, Materialverarbeitung, Multifunktionalität, Ergonomie, Verstaubarkeit und Reinigung)
- Sicherheit (Stabilität, Verletzungsgefahr, Arbeiten mit Gemüsehalter)
- Schnittresultat: (Schnittqualität, Optik, Saftverlust, Knackigkeit)
«Ungenügend» ist die Vierkantreibe Microplane von Globus. Das mit Fr. 79.90 teuerste Produkt im Test macht aus Gemüse Mus. Globus kann sich das schlechte Resultat nicht erklären und weist darauf hin, dass sich diese Reibe eher für härtere Gemüsesorten sowie für Schokolade, Käse und Orangenschale eigne.
Auch die klassiche Vierkantreibe von Migros muss sich ebenfalls mit der Note 3 begnügen. Zu schlecht ist das Ergebnis des geriebenen und geraffelten Gemüses, zu instabil die Raffel.
Die zweite Raffel aus der Migros, die «Allzweckreibe», überzeugt zwar in der Montage, das Schnittresultat aber beurteilt die Jury als «ungenügend». Migros zeigt sich über das schlechte Abscheiden ihrer beiden Produkte im Test überrascht, handle es sich doch dabei um die beiden meistverkauften Reiben, und es lägen zu beiden Produkten keine Kundenreklamationen vor. «Bei der Vierkantreibe nehmen wir die Kritik ‹mässige Stabilität› zum Anlass, diese mit einer Änderung am Produkt zukünftig zu verbessern.
Mässig ist das Schnittresultat bei Zyliss «4 in 1», zudem lassen sich die einzelnen Messer nur mit viel Kraftaufwand auswechseln (Note 3,6). Die Kunden seien mit diesem Produkt sehr zufrieden, schreibt der Schweizer Zyliss-Vertreter DKB Household Switzerland AG dazu. Die Zielgruppe für dieses Gerät seien jüngere Menschen, die aber ein möglichst vielseitiges Gerät wünschten.
Verletzungsgefahr wegen scharfer Klingen
Während des Tests kommen die Finger immer wieder den Klingen gefährlich nahe. Die bei den meisten Produkten mitgelieferten Gemüsehalter sollen die Verletzungsgefahr mindern, doch oftmals lässt sich das Gemüse mit den Haltern nicht gut über die Raffel ziehen.
Sicherer sind die Raffeln der Firma Genius aus dem Angebot von Teleshop.ch: Beim Nicer-Dicer wird das Gemüse auf die Messer gelegt und mit einem Hebel hindurch gedrückt. Der Alligator funktioniert ähnlich, mit dem einzigen Unterschied, dass das Gemüse durch die Messer hindurchgedrückt werden.
Bei beiden sind die Finger vor den Messern optimal geschützt. Trotzdem schaffen es auch diese Geräte nur zu einer genügenden Gesamtbewertung: Nicer-Dicer benötigt einen grossen Kraftaufwand, zudem muss das Gemüse zuvor mühsam von Hand in die richtige Schablonengrösse geschnitten werden.
Weniger kann mehr sein
Einfacher ist die Handhabung beim Slizzy von Moha (Note 4,4). Ähnlich gut ist Alligator: Er kann zwar nur Würfel und Stifte aus dem Gemüse schneiden. Das aber kann er sehr gut. Deshalb schneidet er mit Note 4,5 ab.
«Denn eines hat der Test ganz klar gezeigt», sagt Chefkoch Daniel Ruoss. «Ein einfaches Gerät, das nur etwas kann, dies aber gut, bringt oftmals mehr als ein multifunktionales Gerät mit vielen austauschbaren Klingen, bei dem man aber den Druckpunkt nicht richtig setzen kann, weil es insgesamt eher unstabil ist.»
Hersteller empfehlen Handreinigung
Ebenfalls ein «genügendes» Urteil erhält der Universalhobel von GSD, gekauft bei Globus. Er ist vor allem für das Gemüsescheibeln geeignet, beim Raffeln und für Gemüsestifte aber überzeugt dieser Hobel wenig.
Note 4,5 erhält der «Gourmet-Hobel» von Zyliss. Er besticht durch eine hohe Multifunktionalität und einem «befriedigenden» Schnittresultat bei Gurken, Karotten und Zwiebeln, Kartoffeln aber sind weniger sein Ding. Zudem benötigt er wegen seiner Grösse viel Stauraum im Küchenkasten.
Für Diskussionen sorgte bei «Gourmet-Hobel» Gerät zudem die Sicherheit: Zwar verfügt dieser Gemüsehobel als einziger über eine eingebaute, mechanische Sicherheitsvorkehrung, mit der die Messer verdeckt werden. «Dieser Mechanismus muss aber beim Schneiden gedrückt gehalten werden. Man vergisst aber beim Hobeln leicht, dass die Messer jetzt freiliegen, so kann der Mechanismus in der Praxis eine falsche Sicherheit vermitteln», sagt Jurorin Ingrid Magnusson vom Insitut für Design.
Testsieger raffelt top und lässt sich einfach reinigen
Nur ein Gerät schafft es zu einer guten Gesamtbewertung: V5 von Börner. Mit ihm lassen sich alle Gemüse sehr gut in verschiedene Formen schneiden, seine Messer überzeugten die Jury ebenso wie die gute Reinigungseigenschaften.
Zum Schluss prüfte die Jury nämlich auch, wie gut sich die Geräte reinigen lassen. Die meisten Geräte sind zwar spülmaschinenfest, fast alle Hersteller empfehlen aber, die Gemüseraffeln von Hand zu waschen – denn so bleiben die Klingen länger scharf.
Abzüge gibt es für den «guten» Testsieger Börner V5 für die eher komplizierte Montage und die Verletzungsgefahr. Diesen Gemüsehobel gibt es nur an Marktständen zu kaufen.
Die Experten
- Daniel Ruoss, Leiter Kochschule an der Hotelfachschule Thun.
- Margrit Fankhauser, Gemüsebäuerin und seit 40 Jahren mit eigenem Marktstand am Bärenmarkt.
- Pascal Haag, Dozent am Kochatelier des vegetarischen Restaurant Hiltl.
- Ingrid Magnusson, Assistentin am Institut für Design der Fachhochschule Nordwestschweiz.
- Jann Hoffmann, Koch der Radiosendung «DRS 3 chocht fein» und Inhaber des Restaurants Café Boy in Zürich.