Auf dem Prüfstand im TCS Testcentrum Emmen standen fünf sogenannte «Motorfahrräder». Diese Kategorie umfasst E-Bikes, die den Fahrer bis zu einer maximalen Geschwindigkeit von 45 Km/h unterstützen.
Im Gegensatz zu den «langsamen» E-Bikes, die bis 25 km/h unterstützen. Sie zählen nach Gesetz zu den Leicht-Motorfahrrädern.
Reichweite geht auf Kosten der Kraft
Wie weit man mit einer vollen Akku-Ladung kommt, prüft Testeiter Bernhard Schwab auf einem definierten Parcours. Die Ergebnisse werden zusätzlich auf der Testrolle überprüft. Am weitesten kommt «Dolphin Express».
Mit dem vergleichsweise grössten Akku fährt man in der höchsten Unterstützungsstufe 55 Kilometer weit. Im Schnitt ist man mit dem «Dolphin» mit 35 km/h unterwegs. Diese Werte variieren allerdings je nach Strecken-Profil und Fahrer-Gewicht.
Geeignet als Roller-Ersatz
Gerade umgekehrt ist es beim «Stromer Elite Power 48». Dieses Bike fährt im Schnitt mit 40 km/h, dafür ist der Akku bereits nach 29 Kilometern leer. «Mit solchen Werten sind die schnellen E-Bikes gerade für Pendler interessant. Etwa als Alternative zum Roller», sagt Testleiter Bernhard Schwab.
Wer einen noch weiteren Arbeitsweg hat, muss die Batterien am Arbeitsplatz aufladen. Die Reichweite der Batterien verlängert sich, wenn man mit einer geringeren Unterstützung fährt oder zwischendurch den Motor ausschaltet.
Grosse Akkus haben längere Akku-Ladezeiten
Die Voll-Ladung der Akkus dauerte im Test zwischen 3 («Flyer») und 8 Stunden («Ralleigh»). Der Importeur von «Ralleigh» weist darauf hin, dass man in diesem Jahr auf Schnell-Ladegeräte gewechselt hat, welche die Ladezeiten deutlich verkürzen.
Die Ladezeiten hängen auch von der Kapazität der Akkus ab. Der grosse Akku des Dolphin etwa hat auch mit halber Ladung eine beachtliche Reichweite. Der TCS-Fachmann kennt einen Trick: Wer den Akku nur zu 95 Prozent lädt, profitiert von einer deutlich kürzeren Ladezeit, ohne viel an Reichweite zu verlieren. Viele Hersteller bieten ausserdem unterschiedliche Akku-Grössen an.
Fahrverhalten hängt von Motorposition ab
Acht Testfahrer bewerten die Fahreigenschaften der Bikes. Laut Bernhard Schwab gilt grundsätzlich: «Velos mit einem Mittelmotor und Akku hinter der Sattelstütze (Flyer, Raleigh), haben bauartbedingt einen längeren Radstand.» Das erhöhe den Komfort, beschneidet aber die Agilität der Räder.
Velos, die den Antrieb in der Nabe des Hinterrades eingebaut haben (Stromer, Wheeler), haben eine unveränderte Rahmengeometrie und fahren sich sportlicher und wendiger.
Einen Nabenmotor haben etwa der Testsieger «Stromer» sowie das «Wheeler E-Allterra BionX», mit knapp 4000 Franken das günstigste Velo im Test.
Insgesamt gute Bremsanlagen
Mit den schnellen E-Bikes sind auch unsportliche Fahrer mit Geschwindigkeiten von 35 km/h und schneller unterwegs. Da ist eine gute Bremsanlage lebenswichtig.
Im Test erfüllen alle fünf Modelle die gesetzlichen Anforderungen deutlich, sowohl auf trockener wie auch auf nasser Strasse.
Teurer im Unterhalt im Vergleich zu Velo
Mit Preisen zwischen knapp 4000 bis 5000 Franken sind die schnellen E-Bikes nicht billig. Und auch der Unterhalt ist einiges teurer als bei Fahrrädern. Wegen der höheren Belastung durch die hohen Tempi müssen Verschleissteile wie Bremsen oder Ritzel früher ersetzt werden.
Besonders ins Geld gehen Ersatz-Akkus. Zwischen 749 Franken (Raleigh Dover 40) bis 1780 Franken («Dolphin Express») kosten die Ersatz-Batterien. Weil die Akkus im Schnitt pro Jahr rund 5 Prozent an Speicherkapazität verlieren, wird laut TCS alle paar Jahre ein neuer Akku fällig.
So wurde getestet
Der TCS hat mittels messverfahren die Akku- und Bremsleistungen ermittelt. Auf der Testrolle und auf einem definierten Parcours wurden die Reichweiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten ermittelt. Acht Testfahrer bewerteten in der Praxis subjektiv die Kriterien Antrieb, Schaltung, Fahrverhalten, Bremsen, Ergonomie und Akku-Handling. Ausserdem wurden auch die Qualität der Komponenten, die Reparatur-Freundlichkeit sowie die Verfügbarkeit von Ersatzteilen geprüft.