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Ein «Kassensturz»-Redaktor brachte je zwei der präparierten Smartphones in die Filialen der grössten Smartphone-Reparateure. Jede Reparaturstelle wirbt mit Expressreparatur.
Über einen Tag Wartezeit
Fast alle der Express-Dienste wurden ihrem Namen gerecht. Nur der Reparaturservice von Mobilezone in Zürich hatte für das Apple 5C keine Ersatzteile auf Lager und musste das passende Display bei einer anderen Filiale organisieren. Dadurch dauerte die Reparatur des Smartphones über einen Tag.
Preislicher Unterschied von 50 Franken
Bei der iPhone-Reparatur liegt die Preisdifferenz zwischen den günstigsten und dem teuersten Service bei 50 Franken. Der teuerste Reparatur-Shop im Test ist Mobilezone. Für die Auswechslung des Displays beim iPhone 5C muss der Kunde 179 Franken hinblättern. Dafür reparierte Mobilezone das Samsung kostenlos, so auch i-Tek und De Centuri. Allgemein war die Reparatur des Samsung S4 mini kostengünstig. Die meisten der Reparateure verlangten entweder nichts oder die Analysepauschale von maximal 30 Franken.
Mängel im Detail
Im Labor deckte das Technikerteam diverse kleinere Mängel auf, die auf den ersten Blick kaum sichtbar waren. Einige Handys wiesen kleine Kratzspuren auf, die wohl durch die Reparatur entstanden waren.
Markanter war die mangelhafte Passgenauigkeit beim ausgetauschten Display: «Teilweise wiesen die reparierten Handys leichte Wölbungen auf», erklärt die Elektro-Ingenieurin Selina Malacarne. Das könne auf unsachgemässe Arbeit des Reparateurs hinweisen, oder aber auch auf ein mangelhaftes Ersatzdisplay, so Malacarne.
So wurde getestet:
Die meisten Ersatzteile, wie in diesem Fall das Display, werden nicht von Apple hergestellt. Oft handelt es sich um ein Produkt eines Zweitanbieters, was nicht unbedingt minderwertig sein muss. Doch die Gefahr besteht, dass diese Produkte dann nicht genau ins Gehäuse passen.
Display-Helligkeit: Von matt bis hell
Das Labor der Hochschule für Technik in Rapperswil mass vor der Präparation der iPhones die Lichtstärke. Nach der Reparatur wurde wieder gemessen. Bei vier Handys waren die Messwerte merklich tiefer. Sogar mit blossem Augen erkannten die Techniker einen Mangel: «Uns fiel auf, dass es bei der Farbwiedergabe und bei der Lichtintensität Unterschiede gab», erklärt die Elektro-Ingenieurin Selina Malacarne. «Wenn ein Display weniger hell leuchtet, kann man davon ausgehen, dass es von minderer Qualität ist.»
Fehler nicht erkannt
Sieben von acht Reparateure erkannten den Wackelkontakt beim Samsung S4 mini nach wenigen Minuten. Nur der Handy-Reparaturdienst von Media Markt machte hierbei einen entscheidenden Fehler. Statt eine ordentliche Funktionskontrolle durchzuführen, erklärte der Media Markt-Mitarbeiter, er müsse einige Bauteile bestellen, um den Fehler zu beheben. Doch die Ersatzteile waren nicht lieferbar. Somit konnte Media Markt das Samsung nicht wieder instand setzen.
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Bild 1 von 4. Dieser Service überzeugt nicht: Ungenügend mit der Note 2,9. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Das Mittelfeld belegen diese drei Services. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Knapp gut schnitten diese beiden Reparaturshops ab. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Die besten im Test. Bildquelle: SRF.
Für die Ingenieurin der Hochschule für Technik ist klar: «Dieser Reparateur hat das Smartphone nicht geöffnet, sonst hätte er gesehen, dass nur ein Stecker nicht richtig eingerastet war.» Ein Ersatzteil wäre gar nicht nötig gewesen, so Selina Malacarne. «Meiner Meinung nach war die Reparatur mangelhaft.»
Ungenügend im Test
Für den Service bei Media Markt gab es eine ungenügende Gesamtnote. Diese Bewertung beinhaltet den nicht behobenen Fehler am Samsung-Gerät, aber auch diverse Mängel bei der Reparatur am iPhone. Das Apple-Gerät konnte Media Markt zwar innerhalb von 45 Minuten reparieren, doch wies der Display Mängel in der Lichtstärke und Passgenauigkeit auf. Noch gravierender: Die im Labor gespeicherten Telefonnummern waren nach der Reparatur im Media Markt gelöscht. Positiv ins Gewicht fällt die 24-monatige Garantie, die der Discounter auf Ersatzteile gewährt.
Media Markt weist die schlechte Bewertung zurück. Was das Samsung-Gerät betrifft, handle es sich um ein Nischenprodukt, von dem keine Ersatzteile am Lager geführt würden.
Was die Garantie betrifft, schreibt i-Tek nach dem Test, dass sie neu (ab 1. November) anstatt wie bisher 3 Monate, 6 Monate Garantie auf Arbeit und Ersatzteile der ausgeführten Reparaturen gewährt.
Reparaturen lohnen sich in manchen Fällen
Insgesamt schnitten vier der getesteten Filialen mit einer guten Noten ab. Der Testsieger ist der Handy Doktor aus der Region Bern mit der Note 5,4. Der Kundenservice, die Reparaturdauer sowie deren Qualität überzeugten. Preislich war dieser Anbieter im Mittelfeld. Für das Auswechseln des iPhone-Displays verlangte der Handy Doktor 159 Franken. Beim Samsung S4 kostete die Analyse 30 Franken, in diesem Betrag war die Behebung des Fehlers inklusive.
Insgesamt zeigt der Test, dass sich eine Reparatur durchaus lohnen kann. Die meisten Express-Reparaturstellen konnten im Test ein Smart-Phone innerhalb von wenigen Stunden wieder instand setzen. Allerdings zeigt der «Kassensturz»-Test auch, dass die Kundeninformationen über einen Garantieverfall bei einer Reparatur oder auch über den möglichen Datenverlust besser sein könnten.
Bearbeitungsgebühr umgehen
Für den Konsumenten lohnt es sich bei mehreren Anbietern eine Offerte einzuholen. Nicht jede Reparatur muss, wie der «Kassensturz»-Test zeigt, teuer sein. Oft erkennt ein fachkundiger Techniker den Fehler nach einem einfachen Funktions-Check und kann ihn an Ort und Stelle beheben.
Und: In der Regel lohnt es sich nicht, das defekte Handy, das nicht mehr unter Garantie läuft, dem Telekomanbieter zu bringen. Denn dieser leitet das Gerät nur weiter, verlangt aber stolze Bearbeitungsgebühren (Salt 25 Franken, Sunrise 45 Franken und Swisscom 70 Franken).