In fünf der zehn getesteten Sonnenschutz-Sprays im Test von «Kassensturz» und Saldo entspricht der im Labor gemessene Faktor relativ genau dem auf der Flasche angegebenen (Garnier Ambre Solaire, Piz Buin, Daylong, Cien und Sherpa Tensing).
Vier Produkte erreichen einen über 25 Prozent höheren Schutz (Nivea Sun, Louis Widmer, Sun Look und Ombia). Das ist auch gut so, denn kaum einer weiss: Der auf der Flasche deklarierte Faktor 30 bezeichnet nach europäischen Richtlinien einen Schutzbereich von Faktor 30 bis 49 (siehe Kasten «Der Schutzfaktor»). Erst dort beginnt die nächste Kategorie mit Faktor 50.
Der Grund: Bei hohen Faktoren ist der Schutz vor UV-Strahlen von einer Zahl zur nächsten nicht wesentlich höher. Die Industrie unterscheidet deshalb im oberen Bereich nicht die verschiedenen Lichtschutzfaktoren (LSF), es gibt lediglich die Bereiche 30 bis 49 (hoher Lichtschutz) und 50+ (sehr hoher Lichtschutz).
Faktor 63 statt 20
Ein Produkt fällt im Test jedoch völlig aus dem Rahmen: Beim «Denner Sunspray» mit dem Lichtschutzfaktor 20 hat das Testlabor einen tatsächlichen Wert von 63 gemessen! Das ist des Guten zu viel und führt zu einem Punkteabzug.
Deshalb erhält dieser Spray nur die Note 4,5 und damit die Bewertung «genügend». Denner schreibt, man könne «den im Test gemessenen Faktor nicht nachvollziehen». Laut dem Lieferanten des Sprays sei es unmöglich, mit den in der Produktion «eingesetzten Filterkonzentrationen einen so hohen Lichtschutzfaktor» zu erreichen.
Dünn aufgetragen – weniger Schutz
Die im Labor unter definierten Bedingungen gemessenen Schutzwerte lassen sich in der Praxis nur mit einer sehr grossen Menge Sonnenschutz erreichen. Etwa 30 bis 40 Milliliter benötigt man, um sich von Kopf bis Fuss entsprechend zu schützen. Das heisst: Mit 100 Millilitern kann sich eine erwachsene Person nur dreimal ganz eincremen.
Mit dem teuersten Sonnenschutzspray im Test, dem von Louis Widmer, würde einmal eincremen also unglaubliche 9.30 Franken kosten. Die meisten Konsumentinnen und Konsumenten cremen sich aber in der Regel viel dünner ein, was gerade die Sprays sehr erleichtern.
Nur: Damit reduziert sich auch der Schutz. Reinhard Dummer, Professor und Dermatologe am Universitätsspital Zürich, betont: «Wenn Sie eine Fünfziger-Lichtschutzcreme normal auftragen, dann erreichen Sie vielleicht einen Lichtschutzfaktor von 15 mit Alltagsbedingungen.»
Wer mit 15 beginne, der erreiche so nur einen LSF 5 und das sei zu wenig. Dummer rät deshalb, von vornherein eher zu einem hohen Lichtschutzfaktor zu greifen.
Mehr Kleidung, weniger Sonnencreme
Viel nackte Haut und viel Sonnencreme – dieses Bild vermittelt die Werbung, wenn’s um Sommer, Sonne und Strand geht. Professor Reinhard Dummer plädiert für ein Umdenken, denn aus Sicht der Dermatologen sei Sonnencreme nur ein kleiner Teil der Lichtschutzmassnahmen.
An erster Stelle setzt er das Verhalten (über Mittag die Sonne ganz meiden, generell Schatten bevorzugen), dann Kleidung als Sonnenschutz und erst zuletzt Sonnenschutz aus dem Fläschchen. Es sei nämlich ein Fehler zu denken, eingecremt könne man sich ohne Gefahr lange dem UV-Licht aussetzen.
«Es ist vielleicht ein bisschen gegen das Strandbild, das wir im Moment haben, aber daran müssen wir arbeiten», sagt Dermatologe Dummer und empfiehlt Kleidung als Sonnenschutz.
Er fügt mit Augenzwinkern hinzu: «Kleidung ist ein ausgezeichneter, extrem gut verträglicher, billiger Sonnenschutz. Ein schönes Strandkleid oder ein schickes Hemd können ausserdem am Strand sehr attraktiv sein.» Und die kleineren Stellen, welche die Kleidung nicht abdecke, solle man dann unbedingt mit hohem Faktor eincremen.
Verträglichkeit
Reinhard Dummer beobachtet in der Klinik, dass die aktuellen Sonnenfilter im Allgemeinen gut verträglich sind, im Einzelfall aber durchaus Allergien auslösen können.
Häufiger sei aber die Grundlage einer Sonnencreme das Problem: «Fettige Creme auf fettiger Haut führt zu Verschluss der Talgdrüsen und Entzündungen. Das kann man vermeiden, indem man ein fettfreies, oder fettarmes Lichtschutzmittel anwendet.»
Gefährdete «Sonnenterrassen»
Einige Körperstellen sind der Sonne besonders stark ausgesetzt, da sie richtige «Sonnenterrassen» sind, zum Beispiel das Décolletée, der Nasenrücken, die Unterlippe, die Fussrücken. Diese Stellen müssen besonders gut vor der Sonne geschützt werden.
UVA- und UVB-Strahlen sind schädlich
- Die längeren UVA-Wellen (315–380 nm) lassen die Haut frühzeitig altern (Verlust der Spannkraft). Gemäss Richtlinien der Commission of the European Communities soll der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des Sonnenschutzfaktors betragen.
- Die kürzeren UVB-Wellen (280–315 nm) verursachen Sonnenbrand.
- UV-Strahlen können, laut der Krebsliga Schweiz, das Erbgut schädigen und das Hautkrebsrisiko erhöhen. Mindestens jeder Dritte in der Schweiz wird einmal im Leben einen Hautkrebs entwickeln.
- Am intensivsten ist die Sonneneinstrahlung am Äquator, wo die Sonne direkt von oben auf die Erde scheint und in grossen Höhen.
- Abends, nach ca. 17 Uhr ist die schädliche UV-Strahlung deutlich geringer, da die Strahlen einen längeren Teil durch die Atmosphäre hindurch zurücklegen.
So wurde getestet
Die Institute Schrader haben für «Kassensturz» mit zwei Methoden den Sonnenschutz der Sprays überprüft:
- Überprüfung des UVB-Schutzes: Eine definierte Menge Sonnenschutzmittel wurden bei zehn Probanden auf die Haut aufgetragen, anschliessend mit UVB-Licht bestrahlt. nach verschiedenen Bestrahlungszeiten wurde die Hautrötung durch die Bestrahlung gemessen. Der UVB-Schutz entspricht dem auf der Flasche angegebenen Lichtschutzfaktor (LPF oder LSF).
- Überprüfung des UVA-Schutzes: Eine definierte Menge Sonnenschutzmittel wurde auf eine Plexiglas-Platte aufgetragen. Labormitarbeiter massen, wie viel UVA-Strahlung durchdringt. Der UVA-Schutz muss gemäss Bestimmungen ein Drittel des deklarierten UVB-Schutzes betragen.