Zahnzwischenräume gezielt sauber zu halten empfiehlt sich sehr, denn sie sind für die Zahnbürste meist unerreichbar. Das kann verhängnisvoll sein, weil sich dort Essensrückstände ansammeln – und daraus entsteht Zahnbelag. Durch Mineralbildung wird daraus Plaque, die Karies verursacht und das Zahnfleisch schädigt.
Zur Reinigung der Zahnzwischenräume gibt es viele Methoden. Die Zahnseide, auch Floss genannt, ist eine der einfachsten. Erstmals empfohlen haben soll sie der amerikanische Zahnarzt Levi Spear Parmly im Jahre 1815.
Im Labor und in der Praxis getestet
«Kassensturz» und das welsche Konsumentenmagazin FRC liessen acht der am meisten verkauften Zahnseiden und vier Zahnseide-Sticks testen. Das Ipi-Institut in Stuttgart (D) prüfte die Produkte im Labor: an einem Gebiss, das mit künstlicher Plaque angeschmutzt wurde, sowie in einem Praxistest mit Probanden (siehe unten «So wurde getestet»).
«Gut» für zwei Rappen pro Meter
Durchwegs gute Resultate mit geringen Unterschieden erzielten der Testsieger «Oral-B Satin Satin Floss» für 21 Rappen pro Meter, die «Elmex Zahnseide gewachst» sowie die «Dentofit Zahnseide gewachst» von Aldi. Diese kostet mit zwei Rappen pro Meter bloss ein Zehntel der bestplatzierten Zahnseide von Oral-B und ist damit klar Preis-Leistungs-Sieger.
Das sind Unterschiede, die sich im Rappenbereich bewegen. Umgerechnet auf eine vierköpfige Familie, die das ganze Jahr über brav die Zähne mit Zahnseide reinigt, addieren sich Kosten auf eine ansehnliche Differenz von 136 Franken.
Das «Gut» in der Gesamtbewertung um einen Punkt verpasst hat die genauso günstige «M-Budget Zahnseide gewachst» aus der Migros. Bei der «Wirksamkeit der Reinigung» am Labor-Gebiss (siehe «So wurde getestet») kam sie nur auf die Bewertung «genügend». Die Probanden bewerteten sie im Praxistest jedoch mit «gut».
«Ungenügend» am Labor-Gebiss
Trotz guter Bewertungen im Praxistest erzielten vier Zahnseiden am Labor-Gebiss ungenügende Ergebnisse. Knapp auf dem letzten Platz landet deshalb der «Reach Dental Floss gewachst».
Der Hersteller gibt dazu keine Stellungnahme ab. «Ungenügend» bei der «Wirksamkeit der Reinigung» sind auch das «Candida Multicare dental tape easy glide» von Migros, das «Dentamed Dental Tape Super Glide» von Coop sowie das «Trisa Dental Tape Super-Tape».
Coop und Trisa weisen darauf hin, dass flache Zahnseide, Tape genannt, leichter durch enge Zahnzwischenräume gleite, aber generell weniger gut reinige.
Zahnseide-Tapes aus Teflon
Drei der in der «Wirksamkeit der Reinigung» ungenügenden Zahnseiden sind flache Zahntapes. Auf den Packungen von Migros Candida und Coop Dentamed ist zu lesen, dass diese aus PTFE, Polytetrafluorethylen hergestellt sind, auch unter dem Markennamen «Teflon» bekannt. In der Herstellung und beim Verbrennen gilt PTFE als problematisch für die Umwelt.
Gewachst oder ungewachst
Ob gewachste oder ungewachste Zahnseide besser ist, lässt sich aus den Testresultaten nicht ablesen. Es sind also persönliche Vorlieben, die zur Wahl der einen oder anderen Variante führen.
Natürliche Wachse sind bei Zahnseiden kaum zu finden, hingegen wird gerne «cera microcristallina» verwendet, aus billigem Erdöl hergestelltes Paraffinwachs. Dieses gelangt über die Anwendung im Mund leicht in den Körper.
Ein «guter» Zahnseide-Stick
Zahnseide-Sticks sollen dem Anwender weniger Geschicklichkeit abverlangen. Von den vier getesteten Produkten schnitt aber nur das billigste mit dem Gesamturteil «gut» ab: «Dentofit Zahnseide-Sticks», für zwei Rappen pro Stick bei Aldi zu kaufen.
Mit den «Dentamed Dental Floss Sticks» von Coop waren die Probanden nicht zufrieden. Sie bemängelten das Handling sowie scharfe Kanten, mit denen sie sich zum Teil verletzten.
Coop schreibt «Kassensturz»: «Durch die sehr hohe Spannung kann es sein, dass die Zahnseide eher ausfasert und bei extremen Belastung gar reissen kann.» Unabhängig von den Testresultaten sei der Lieferant daran, den Artikel zu überarbeiten.
Kritik an Zahnseide
Die korrekte Handhabung der Zahnseide braucht Übung (siehe «So wird Zahnseide angewendet»). Zahnseide-Kritiker befürchten deshalb immer wieder, Laien könnten sich das Zahnfleisch verletzten beim Versuch, sie mit unkontrollierter Kraft durch enge Zahnzwischenräume zu führen.
Bei korrekter Anwendung, die man sich von einer Fachperson zeigen lassen solle, bestehe diese Gefahr nicht, betont Professor Anton Sculean, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Parodontologie SSP und Direktor der Klinik für Parodontologie der Uni Bern.
So wurde getestet
Das Stuttgarter Ipi-Institut führte einen Labor- und einen Praxistest durch:
- Labortest: Eine Laborantin überprüfte die Wirkung der Produkte an einer Zahnprothese, die mit künstlicher Plaque (in Wasser gekochte Lakritze) angeschmutzt worden war. Unter standardisierten Bedingungen wendete sie jedes Produkt an, bewertete es visuell und dokumentierte das Resultat mit digitaler Fotografie.
- Praxistest: Vier Männer und acht Frauen im Alter von 24-54 Jahren, die privat mindestens ein- bis dreimal pro Woche Zahnseide verwenden, prüften die Produkte in einem Praxistest und bewerteten ihre Eigenschaften in einem ausführlichen Fragebogen.