In ganz Europa, auch in der Schweiz, schiessen die Kebab-Buden aus dem Boden. Erfunden wurde der orientalische Fastfood aber nicht in Istanbul. Die türkische Variante zum Hamburger begann ihren Siegeszug durch ganz Europa in Berlin: 1971 drehte der türkische Emigrant Mehmet Aygün den Fleischspiess in die Vertikale, schabte das Fleisch ab und wickelte es mit Salat und scharfer Sauce in Fladenbrot. In Berlin gibt es heute mehr Buden mit Kebab als mit Wurst.
Heute ist genau definiert, was sich in Berlin Döner nennen darf: «In einen echten Döner muss Rindfleisch und Schaffleisch, und es darf höchsten 60 Prozent Hackfleisch drin haben. Hinzu kommen Eier, Gewürze, Gurken. Das ist ganz genau festgelegt. Und der Rest zu den 60 Prozent Hack muss Scheibenfleisch sein vom Schaf und vom Rind», sagt Heinz Buschkowsky, Bürgermeister vom Berlin-Neukölln.
Bei CeDe Royal, dem grössten Döner-Produzenten der Schweiz, entsteht sogenannter Plätzli-Döner: Er entspricht dem deutschen Scheibenfleisch. In der Schweiz ist es Kalbsbrust pur. Zwei Drittel der Royal Döner-Produktion sind aus Hackfleisch.
Die Hackfleischdöner können neben Kalb auch Lamm, Poulet, Truthahn oder Kaninchen enthalten. Das Fleisch stammt aus der Schweiz aber auch aus Ländern, wir Brasilien oder Thailand, in denen Antibiotika eingesetzt wird. Die 42 Royal Döner-Angestellten machen über 100 Tonnen Döner pro Monat. CeDe Royal Kebab beherrscht gut 50 Prozent des Schweizer Marktes.
Anders als in Deutschland kennt die Schweizerische Gesetzgebung keine besonderen Vorschriften für Döner Kebab. Das Fleisch muss jedoch korrekt deklariert sein. Kassensturz und A Bon Entendeur kauften in der ganzen Schweiz 29 Stichproben ein und liessen sie im Labor auf ihre Inhalte untersuchen.
16 von 29 Kebabs waren nicht korrekt deklariert. Royal Kebab deklariert zwar auf jedem Spiess genau, was drin ist. Doch der Konsument in der Kebab-Bude erfährt das in der Regel nicht, da die Verkäufer mit der Deklaration nachlässig umgehen. Das soll sich ändern: «In Zukunft erhält jeder unserer Kunden eine speziell auf seinen Laden abgestimmte Deklaration, die er in seinem Laden aufhängen kann», sagt Heidi Kaufmann von CeDe Royal Kebab.
Das Labor fand neben Rind, Poulet und Truten auch Schwein. In sieben Stichproben war Schweinefleisch oder -fett: Die Dönerbuden Antalya in Martigny, Amanos in Lausanne, Derya Kebab in Genf, Istanbul in Freiburg, Backgammon in Nyon, Istanbul in La-Chaux-de-Fonds und Gazi in St. Gallen. Der Lieferant des St. Galler Schnellimbisses Gazi, Metzger Daniel Wegmann, schreibt dazu: «Ich nehme an, dass das Fett nicht korrekt sortiert worden ist. Sicher ist, dass wir die Eingangskontrollen verstärken.»