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Kassensturz-Tests Sonnenschutz zum Anziehen: Was UV-Kleider taugen

Kassensturz hat Badeanzüge und T-Shirts für Kinder mit UV-Schutz getestet. Die Resultate sind ernüchternd. Nur die Produkte aus dem Kinderkatalog Jako-O schützen, was sie versprechen.

Ein schwerer Sonnenbrand in der Kindheit kann später gravierende Folgen haben. «Jeder Sonnenbrand in der Kindheit ist gefährlich, um später Hautkrebs zu entwickeln», sagt Dermatologe Adrian Krähenbühl.

Es ist deshalb äusserst wichtig, dass Kinder im Sommer gut vor der Sonne geschützt sind. Nicht nur mit Sonnencreme, sondern auch mit der richtigen Bekleidung. Kleider mit einem UV-Schutz sollen die Kinderhaut angeblich besonders gut schützen. Die grösste Auswahl an Sonnenschutzkleidern hat die Migros. Sie versprechen Faktor 50. Das heisst: Mit diesen Kleidern erhöht sich der Schutz um das 50Fache.

Kassensturz wollte wissen, wie gut UV-Kleider die Kinderhaut wirklich schützen und hat verschiedene T-Shirts und Badeanzüge einem Härtetest unterzogen. Der Sonnenschutzfaktor eines Kleidungsstücks wird häufig nach australischem Standard gemessen. Dieser Test misst den Sonnenschutz jedoch nur von fabrikneuen Kleidern. Doch Kinderkleider sind im Alltag höchsten Belastungen ausgesetzt.

Kassensturz hat die UV-Kleider deshalb beim renommierten Prüfinstitut Testex einem realitätsnahen Praxistest unterzogen: Die Kleider wurden fünfmal hintereinander gewaschen, eine Scheuermaschine simulierte die Stoffabnützung, wie sie etwa beim Sitzen passiert. Nach jedem Prüfvorgang wurde der Sonnenschutzfaktor der Textilien gemessen. Getestet wurde der Stoff auch in gedehntem Zustand.

Denn: Je dehnbarer das Gewebe ist, desto lichtdurchlässiger wird es und verliert damit seinen Sonnenschutz. «Von einem Kleidungsstück mit deklariertem UV-Schutz erwarte ich, dass der UV-Schutz unter allen möglichen Bedingungen erfüllt ist. Das heisst, nach der Pflege, wenn es nass ist, wenn es etwas gedehnt ist und auch, wenn es älter wird», sagt Jean-Pierre Haug, Prüfleiter von Testex.

Die T-Shirt-Marken mit UV-Schutz im Test: Migros, Sterneföifi, Marc O'Polo, Salewa und Jako-O. Die Resultate der fünf getesteten UV-Schutz-T-Shirts sind ernüchternd:

Testsieger ist das T-Shirt aus dem Kinderkatalog Jako-O (Fr. 29.50). Es verspricht einen Sonnenschutzfaktor 20 und hält diesen auch ein. Nur: Faktor 20 ist nicht gerade viel.

Auch das T-Shirt von Sterneföifi (Fr. 19.90) hat Schutzfaktor 20. Auf der Etikette ist jedoch nichts deklariert. Dafür gibts nur ein genügend.

Salewa (Fr. 39.90) kann den deklarierten Faktor von 30 bis 50 nicht einmal im Neuzustand einhalten und erreicht nach dem Härtetest bloss noch Schutzfaktor 15. Das ist ungenügend. Salewa schreibt: «Wir werden aufgrund der Resultate bei unserem Lieferanten intervenieren und regelmässigere Kontrollen zur Sicherstellung dieser Qualität durchführen lassen.»

Das T-Shirt von Marc O'Polo (Fr. 35.-) deklariert Faktor 30+, erreicht im Härtetest jedoch nur einen ungenügenden Schutzfaktor 10. «Marc O'Polo Junior testet die Kleider nach australischem Standard in trockenem, ungespanntem Zustand. Daher die unterschiedlichen Testergebnisse» , schreibt der Hersteller.

Migros schliesslich verspricht für ihr Kinder-T-Shirt (Fr. 11.-) Faktor 50. Doch dieser Wert wird nur im Neuzustand eingehalten. Nach Waschen und Dehnen misst das Testlabor nur noch Faktor 10. Migros-Pressesprecherin Monika Weibel sagt dazu: «Unsere Kinderbekleidung mit UV-Schutz erfüllen ganz klar die strengen Anforderungen der Krebsliga. Wir testen nach dem australischen Standard, und das ist ein Test, der sich sehr bewährt hat und international anerkannt ist.» Doch der australische Standard testet nur fabrikneue Textilien. Bei getragenen Kleidern stimmt der deklarierte Sonnenschutz nicht.

Die fünf getesteten Badekleider stammen von Migros, Jako-O, Banz, Floaties und Speedo

Absoluter Testsieger auch bei den Badekleidern ist Jako-O (Fr. 84.90). Deklariert ist 40, das Testlabor misst sogar 80!

Die Migros deklariert für ihr Badekleid (Fr. 29.-) Faktor 50+, das Labor misst Faktor 20. Das reicht gerade noch für ein Genügend.

Die australische Marke Banz (Fr. 79.-) deklariert ebenfalls Faktor 50+, gemessen wird Faktor 15. Das ist ungenügend. Immerhin: Hersteller Banz informiert als einziger auf der Etikette, dass sich der UV-Schutz im Gebrauch verringern kann.

Wenig Schutz für viel Geld (75 Franken) bietet Floaties. Deklariert ist Faktor 50+. Der gemessene Faktor 10 schützt im Wasser viel zu wenig. Floaties will Massnahmen ergreifen.

Ungenügend auch Speedo. Das Oberteil wird als UV-Schutz-Textilie verkauft, deklariert ist auf der Etikette jedoch nichts. Die Testmessungen ergeben Faktor 10. Speedo schreibt: «Die Sun-Cover-UV-Kollektion verspricht keinen UV-Schutz. Speedo erhebt deshalb auch nicht den Anspruch, einem UV-Test zu genügen.»

«Die Krebsliga hält sehr viel von UV-Schutztextilien. Ich denke, es ist die Zukunft in Sachen Sonnenschutz, vor allem für Kinder und hellhäutige Leute», sagt Ruth Barbezat von der Krebsliga.

Doch die Hersteller haben noch viel zu tun. Die Konsumenten müssen wissen: Der deklarierte Schutzfaktor bezieht sich ausschliesslich auf fabrikneue Kleider. Auch wie der Sonnenschutz zustande kommt, ist auf der Etikette meist nicht deklariert.

Die Konsumenten sollten beim Kauf jedoch erfahren, ob es sich um einen chemischen UV-Filter (zum Beispiel Sterneföifi-T-Shirt, Migros-T-Shirt) oder um einen natürlichen Schutz (schweres Garn, dichte Strickart, kräftige Farben) handelt. Ohne chemischen Filter kommen zum Beispiel die Shirts von Marc O'Polo, Jako-O und Salewa aus.

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