Test Stand-up-Paddles
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Auch mit günstigeren Boards fährt man gut
Im Praxistest der Stand-up-Paddles zeigt sich: Grosse Unterschiede gibt es vor allem bei den Preisen.
Autor:
Ivana Imoli und Rolf Muntwyler
27.06.2023, 05:45
«Kassensturz» hat acht Stand-Up-Paddle-Sets von einer hochkarätigen Jury testen lassen. Es sind sogenannte Allround-Boards, also Modelle für Freizeit- und Hobby-Paddler, die auch für Einsteigerinnen geeignet sind.
Die getesteten SUP in Reihenfolge der Gesamtnote
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Die Bretter sind aufblasbar und werden alle in einem Set mit dazugehöriger Pumpe, einer Finne, einem Paddel geliefert. Verpackt sind alle in einer Tasche mit Trageriemen oder Rollen.
Die grosse Überraschung: Das mit Abstand teuerste Modell im Test der Schweizer Marke Indiana ist beim Aufpumpen geplatzt. Es scheidet als Testverlierer aus (siehe Box unten).
Indiana-Board geplatzt
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Für eine böse Überraschung sorgte das SUP-Board der Schweizer Marke «Indiana». Noch bevor es vollständig aufgepumpt war, platzte während des Pumpvorgangs die Naht. Damit war es für «Kassensturz» nicht mehr testbar – es schied als Testverlierer aus. Das Indiana-Set war mit 949 Franken das mit Abstand teuerste im Test.
Maurus Strobel, Geschäftsführer von «Indiana Paddel & Surf» bedauert den Vorfall gegenüber «Kassensturz»: «Das ist ein sehr ärgerlicher Einzelfall. Wir sind die hintersten auf der Rangliste. Das tut als Geschäftsführer sehr weh.»
Grund für den Materialschaden sei ein Produktionsfehler, wie die Firma schreibt: «Ein Defekt wie dieser wurde Indiana Paddle & Surf noch nie gemeldet. Bei über 10'000 verkauften Boards dieser Modellreihe ist noch nie eines beim erstmaligen Aufpumpen geplatzt. Die Garantieaustausch-Quote für Rail-Verklebungen liegt über die letzten drei Saisons bei rund einem Promille. Dieser Einzelfall ist klar auf einen Produktionsfehler zurückzuführen und kein Problem, was eine ganze Produktions-Charge betrifft.»
«Kassensturz» erhielt vom Hersteller noch am Testtag ein Ersatz-Set geliefert. Die Jury hat es ausserhalb des offiziellen Testprozederes nach den gleichen Kriterien wie die anderen Sets bewertet. Das «Indiana»-Set schnitt in allen Punkten am besten ab (Note 5,4). Als grosser Pluspunkt wurden die hochwertige Verarbeitung und die Rollen an der Tragetasche bewertet sowie die überdurchschnittlich guten Fahreigenschaften des Boards.
Das Günstigste bietet am wenigsten
Auffällig gross sind die Preisunterschiede. Das Modell der Schweizer Marke Koor kostet knapp 225 Franken und erreicht mit der Note 4,5 eine nur marginal schlechtere Bewertung als das mehr als doppelt so teure Modell von Extend (529 Franken, Note 4,6).
Bei Koor bemängelt die Jury insbesondere den Rucksack, der nicht gepolstert und sehr einfach gearbeitet ist. Kritisch sieht die Jury auch die Stabilität des Boards bei Personen von mehr als 75 Kilogramm Körpergewicht.
Testtabelle zum Downloaden
Mangelhaft bei Sicherheitshinweisen bei «Mint Lama»
Vier der mit «gut» bewerteten SUP-Sets schneiden mit der Note 4,8 ab, eines erreicht die Note 5,2. Die Unterschiede zeigen sich im Preis (von 399 bis 629 Franken) und in den Details. «Mint Lama» etwa erhält von der Jury beim Kriterium «Sicherheitshinweise» nur die ungenügende Note 3. Grund: sie sind im Set nicht aufzufinden.
«Mint Lama» schreibt dazu, dass die Sicherheitsanleitung ausschliesslich in digitaler Form erhältlich sei. Dies entspreche einem Kundenwunsch: «Wir haben alle wichtigen Sicherheitshinweise aufgeführt, verzichten aber aus ökologischen Gründen auf eine gedruckte Version. In der digitalen Gebrauchsanweisung finden Sie insgesamt 16 Sicherheitshinweise.»
Die Jury
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- Anna Tschirky: Sechsfache Schweizermeisterin, Top 3 der Weltrangliste
- Melina Zimmerli: SUP-Instruktorin, Amateur-Wettkämpferin
- Ueli Tamborini: Kurs-Leiter «Greifensee Dragons»
- Peter Bigler: Wassersport-Unternehmer, SUP-Instruktor
- Marc Audeoud: Fachperson Rettung, Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG
Ärger mit der Pumpe, schlechtes Paddel
Ebenfalls eine ungenügende Note wegen der fehlenden Anleitung kassiert das Fanatic-Set. Die Fahreigenschaften des Boards wird dagegen gelobt.
Ein vorbildliches, weil ausführliches Manual findet sich beim Modell von «Beach Mountain». Hier sorgt jedoch die mitgelieferte Pumpe bei der Jury für Ärger, weil sie zuerst einmal zusammengebaut werden muss.
Sicher und respektvoll paddeln
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Immer mehr Wassersport-Angebote belasten die empfindlichen Ufer-Lebensräume. Jury-Mitglied Marc Audedoud ist es ein grosses Anliegen, dass Stand-up-Paddler mit entsprechender Rücksicht auf’s Wasser gehen: «Es ist wichtig, dass wir nicht zu nahe an die Uferbereiche gehen. Zwar gibt es meines Wissens keine fixe Regel, wie gross der Abstand zum Ufergürtel sein soll. Aber 20 bis 50 Meter ist empfehlenswert.»
Für die persönliche Sicherheit gilt es zu beachten, dass ausserhalb der äusseren Uferzone (300 Meter vom Ufer weg) oder auf Flüssen ein Rettungsmittel, etwa eine Weste, mitzuführen ist. Ausserdem müssen SUP gut sichtbar mit Name und Adresse beschriftet sein.
Weitere Informationen vom SLRG finden Sie hier.
Testsieger aus der Schweiz
Das SUP-Set der Schweizer Marke Airboard aus Zug überzeugt die «Kassensturz»-Jury am meisten. Gute Bewertungen erhält es für die angenehm zu tragende Tasche aus rezykliertem Plastik. Ebenso überzeugt das Board mit seinen stabilen und wendefreudigen Fahreigenschaften. Kritikpunkt: das Paddel. Bemängelt wird etwa das zu weiche Paddel-Blatt.
«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert
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Generell ist die Jury von den mitgelieferten Paddeln nicht überzeugt. Sie sind zwar robust, aber häufig zu schwer. Jury-Mitglied Peter Bigler rät: «Wer häufiger auf dem SUP steht, sollte sich für einen ungetrübten Fahrspass ein hochwertigeres Paddel anschaffen.»
Espresso, 27.06.23, 08:13 Uhr / Kassensturz, 27.06.23, 21:06 Uhr