«Diese Verwechslung ist lebensgefährlich!». Katharina Schenk, Pilz-Expertin der Vergiftungsberatung Tox-Info, kommentiert den Fehler der Pilz-App mit drastischen Worten. «Kassensturz» hat ihr einen weissen Knollenblätterpilz zur Bestimmung vorgelegt. Dieser Pilz ist tödlich giftig. «Wenn man in der Schweiz an einer Pilzvergiftung stirbt, dann ist es meist ein Knollenblätterpilz gewesen.»
Das Android-Programm «Pilze App» zeigt bei der Bestimmung an, es handle sich um einen Riesenbovisten, einen essbaren Pilz. Und in der Beschreibung heisst es dazu: Der Riesenbovist zählt zu den wenigen Pilzarten, die kaum verwechselt werden können. «Das ist falsch und darf so nicht passieren ohne weiteren Hinweis. Wer sich darauf verlässt und den Pilz isst, geht eine grosse Gefahr ein», sagt Katharina Schenk.
Fünf von sieben Apps unbrauchbar
Das ist der schwerste in einer Serie von Fehlern, ausgerechnet bei den Giftpilzen. Fünf von sieben Apps im Test sind vor allem deshalb klar ungenügend. Der «Pilz Erkenner Pilzator» etwa erkennt im tödlich giftigen Pantherpilz einen köstlichen Steinpilz. Die App «Pilzerkennung» gibt als wahrscheinlichsten Treffer den ebenfalls essbaren Perlpilz an.
Die Apps warnen zwar beim Aufstarten pauschal vor Verwechslungen mit Giftpilzen. Beim Bestimmen eines giftigen Pilzes wird hingegen nicht erneut gewarnt. Ein Manko. Viele andere Resultate sind zwar nicht gefährlich, aber unbrauchbar. «Pilzator» oder «Picture Mushroom» etwa spucken auch amerikanische Arten aus, die in der Schweiz gar nicht vorkommen.
Hilfreiche Links:
- ToX Info Suisse: Auskunft bei Vergiftung oder Vergiftungsverdacht ToX Info Suisse: Auskunft bei Vergiftung oder Vergiftungsverdacht
- Pilzkontrollstellen in Ihrer Nähe Pilzkontrollstellen in Ihrer Nähe
- Vapo: Kantonale und kommunale Pilzsammelbestimmungen Vapo: Kantonale und kommunale Pilzsammelbestimmungen
- SRF 1 «Ratgeber»: Pilze sammeln für Einsteiger SRF 1 «Ratgeber»: Pilze sammeln für Einsteiger
Die Grundfunktion ist bei allen Apps gleich: Sammlerinnen und Sammler machen ein Foto, laden es in der App hoch und das Programm zeigt mögliche Resultate an. Auffällig ist: Häufig geben die Apps eine Auswahl an möglichen Pilzen an, mit Wahrscheinlichkeiten. Die Ergebnisse sind nur schwer zu interpretieren und helfen kaum weiter.
Scan-Funktion ist unbrauchbar
Besonders verwirrend sind «Scan»-Funktionen, etwa bei «Pilzator» und «Pilze 123». Damit kann der Pilz vor der Kamera hin und her bewegt werden, um ihn zu bestimmen. Doch je nach Blickwinkel verändern sich die angezeigten Pilze dauernd – die Funktion ist in dieser Form unnütz.
Die einzige App mit genügendem Resultat ist «PilzSnap», der klare Testsieger mit Note 4,6. Tester Jürg Rothenbühler vom Pilzverein Zug sagt dazu: «Dieses Programm hat die beste Trefferquote und gute Beschreibungen, die extra für die App geschrieben wurden.» Viele andere Programme greifen da einfach auf Wikipedia zu.
Die Produzenten der ungenügenden Apps schreiben «Kassensturz», sie ermahnten Nutzende explizit, sich bei der Bestimmung nicht allein auf die Apps zu verlassen. «Pilze 123» ergänzt, man habe ein umfangreiches Pilzlexikon: «Wir wissen, dass die Bilderkennung noch nicht auf einem Niveau ist, das die kriterienbasierte Erkennung und schon gar nicht den Gang zum Pilzkontrolleur obsolet machen kann.» Dieser Tipp gilt für alle Sammlerinnen und Sammler, mit oder ohne App: Immer zur Pilzkontrolle!