CBD – diese drei Buchstaben machen nicht high, versetzen aber viele in einen Kaufrausch. CBD steht für Cannabidiol, einen aktiven Wirkstoff in der Hanfpflanze, der keinen Rausch verursacht und nicht abhängig macht.
Seit 2011 darf Hanf mit hohem CBD-Gehalt legal verkauft und konsumiert werden. Unter der Bedingung, dass er weniger als ein Prozent THC enthält. THC ist jener Inhaltsstoff, der den Rausch beim Kiffen verursacht.
CBD soll wahre Wunder wirken
Cannabidiol soll ganz viele positive Effekte haben. Es soll entspannend wirken, angstlösend, schmerzstillend, krampflösend, entzündungshemmend. Es gebe Studien, welche diese Wirkungen nahe legen, sagt dazu Barbara Broers, Suchtexpertin des Unispitals Genf, aber die Wirkung von CBD sei noch zu wenig erforscht.
«Man weiss noch nicht, welche Dosis jemand aufnimmt, der Hanf mit fünf oder zehn Prozent CBD raucht. Diese Grundlagendaten fehlen», so Barbara Broers. CBD ist derzeit in der Schweiz nicht als Wirkstoff in Medikamenten zugelassen.
Das Geschäft mit dem CBD-Hanf läuft. In spezialisierten Hanfläden und Online-Shops können Kunden eine Vielzahl legaler Hanfprodukte kaufen. Von Tropfen über Flüssigkeit für E-Zigaretten bis zu Salben. Am beliebtesten sind aber Hanfblüten zum Rauchen. Kostenpunkt: 5 bis 15 Franken pro Gramm.
«Kassensturz» hat gemeinsam mit der Westschweizer Kosumentensendung «A Bon Entendeur» elf legale Hanfprodukte auf ihren Gehalt an CBD und THC hin testen lassen. Der THC-Gehalt liegt bei allen Produkten in der Stichprobe unter einem Prozent, sie sind also legal. Der CBD-Gehalt ist meist auf den Packungen deklariert. In der Stichprobe sind es 10 bis 23 Prozent. Doch auf diese Angaben können sich Kunden nicht verlassen.
Resultate:
Stellungnahmen:
Im Test des Westschweizer Universitätszentrums für Rechtsmedizin weichen alle Produkte vom deklarierten CBD-Gehalt ab. Am deutlichsten die Hanfblüten «Colorado Light» aus dem Shop Dr. Green. Deklariert ist ein Gehalt von 14 Prozent. Im Labor gemessen wurden jedoch nur 2,1 Prozent. Das ist fast sechmal weniger CBD als versprochen.
Bei «Sonnenfeld Marie&Anna»-Hanfblüten sind es 53 Prozent weniger CBD als deklariert, bei «Acapulco Gold» aus dem Shop «CBD bestellen» 45 Prozent. All diese Anbieter betonen, der CBD-Gehalt ihrer Hanfprodukte sei von externen Labors getestet worden. Zudem könne der Gehalt von Blüte zu Blüte schwanken.
Das sagt auch Urs Lengwiler, Produktionsleiter bei Ai Fame, einem Hanfproduzenten im Ausserrhodischen Wald-Schönengrund. «Natürliche Schwankungen und Abweichungen von 20 bis 30 Prozent sind bei Blütenmaterial nicht ausgeschlossen und bleiben im Normbereich. Bei den THC-Werten bleiben wir zur Sicherheit immer unter der erlaubten Maximalgrenze», so Urs Lengwiler. Jede Charge Hanf werde im eigenen Labor auf seinen Gehalt hin getestet.
Das Hanfprodukt «Swiss CBD Alessia», das Ai Fame produziert hat, weist im Test eine Abweichung von 30 Prozent beim CBD-Gehalt auf. Für Testleiter Marc Augsburger sind die Deklarationen nicht verlässlich: «Jede Blüte, jedes Stück Hanf kann einen anderen Gehalt an CBD aufweisen. Wenn sie eine Orange kaufen, finden sie auf dem Etikett auch keine Angabe, welcher Schnitz wie viel Vitamin C enthält. Ähnlich ist es beim Hanf.»
Das Produkt von Swiss CBD fällt auch auf, weil es Boscalid enthält, ein Fungizid, dies obwohl es als Bio-Produkt angepriesen wird. Der Hersteller sagt dazu, dass das Mittel bei gelegentlichem Schimmelpilzbefall in der Indoor-Zucht eingesetzt werde. Auch im Hanf «Budz Purple Haze» und «Colordao Light» von Dr. Green fand das Labor Spuren von Pestiziden, obwohl die Hersteller sie als Bio-Hanf bewerben.
Es gibt auch Produkte, die näher beim deklarierten CBD-Gehalt liegen. «Green Passion Purple Haze» enthält 9 Prozent weniger Cannabidiol als angegeben. Das ist die kleinste Abweichung in der Stichprobe.
Warum ist legaler Cannabis so teuer?
Im «Kassensturz»-Studio zu Gast: Der Schweizer Cannabis-Papst: