Zum Inhalt springen
Video
Streit um Hundesteuer: Halter beklagen Aufschläge
Aus Kassensturz vom 08.04.2014.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 15 Sekunden.

Familie und Freizeit Hundehalter klagen über teurere Hundesteuer

Verschiedene Gemeinden erhöhen die Hundesteuern. Begründung: Nur so können die Robidog-Kosten gedeckt werden. Hundehaltern missfällt diese Argumentation. «Kassensturz» zeigt: Je nach Kanton bezahlen Hundehalter unterschiedlich hohe Steuern. Sind hohe Gebühren wirklich berechtigt?

Audio
Hundehalter klagen über teurere Hundesteuer
aus Espresso vom 08.04.2014. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 1 Minute 51 Sekunden.

Alle Hunde müssen mal. Tag ein, Tag aus. Das Abfallprodukt deponieren Hundebesitzer – meistens – im «Robi-Dog»-Abfalleimer. Doch die Entsorgung kostet. Und die Kosten steigen.

Darum hat die Kantonshauptstadt Glarus mit ihren drei angeschlossenen Gemeinden die Hundesteuer gleich um 60 Franken erhöht. Eine Hundebesitzerin musste dort bisher jährlich 90 Franken zahlen. Neu kostet die Taxe 150 Franken.

«Die Erhöhung ist übertrieben»

Doch auch der Kanton will Geld: 55 Franken für Kosten, welche für die Tierseuchen-Bekämpfung entstehen. Das ergibt für einen Hund in der Kantonshauptstadt Gebühren und Steuern von 205 Franken pro Jahr.

Das ärgert Hundebesitzerinnen: «Grundsätzlich bin ich überhaupt nicht dagegen, dass man Hundetaxen erhebt. Denn es ist eine Dienstleistung und die muss auch gedeckt sein. Der Aufschlag jetzt scheint mir jedoch übertrieben hoch», sagt Jacqueline Disch aus Netstal.

Bei einem durchschnittlichen Hundeleben von 12 Jahren muss ein Halter alleine für Steuern und Taxen 2400 Franken zahlen. Damit gehört die Stadt Glarus zu den teureren bei der Hundesteuer. Dies zeigt eine Umfrage von «Kassensturz» in den Hauptorten der deutschschweizer Kantonen (siehe Tabelle unten).

Gemeinden verlangen «Kostenwahrheit»

Die Erhöhung kommt nicht zufällig. Die Gemeinden im Linth-Tal müssen sparen und überprüfen ihre Kosten. «Kostenwahrheit» heisst das Losungswort. Der Gemeinderat hat deshalb die Kosten für die Hundetaxe erhöht.

Christian Marti-Hauser
Legende: Christian Marti-Hauser. SRF

«Wir wissen genau, was unsere Dienstleistungen wert sind. Das Robi-Dog-System kostet rund 90'000 Franken pro Jahr. Geteilt durch 580 Hunde, die in unserer Gemeinde leben, gibt dies eine kostendeckende Hundetaxe von 160 Franken pro Jahr. Der Gemeinderat hat sich entschieden, die Taxe auf 150 Franken festzusetzen», erklärt der Glarner Gemeindepräsident Christian Marti-Hauser im «Kassensturz».

Tatsächlich wären die effektiven Kosten noch höher. Die Gemeinde muss neu Versicherungsschutz der Hunde und Sachkundeausweise überprüfen. Das heisst: Neben den Ausgaben für den Robi-Dog komme Glarus trotz der Erhöhung der Hundetaxe auf Minus von 5350 Franken.

In jeder Gemeinde anders

Die Hundesteuer ist in jedem Kanton und jeder Gemeinde anders geregelt. Schweizweit herrscht ein heilloses Durcheinander. In der Stadt Zürich zahlen Hundehalter 180 Franken. In Basel kostet es 160 Franken.

Die meisten Kantonshauptorte decken mit den Einnahmen die Kosten nicht. Einige liegen weit unter den effektiven Kosten. Zum Beispiel Altdorf mit 40 Franken jährlich.

In Basel hingegen ist die Taxe mit 160 Franken sehr hoch. Dort fliesst ein Teil der Einnahmen in den Kurs «Kind und Hund». Die Rheinstadt begründet das damit, dass Kinder im Kindergarten-Alter besonders oft gebissen werden. Darum werde der Kurs mit der Taxe mitfinanziert.

Auch Katzen und Pferde besteuern?

 Peter Rub
Legende: Peter Rub. SRF

Für Peter Rub von der schweizerischen kynologischen Gesellschaft sind die Hundesteuern zum Teil überrissen hoch. Die Taxen müssten den Leistungen entsprechen, welche die Gemeinde dafür erbringt. Nur zusätzliche Leistungen wie Kurse für Hundehalter würden eine höhere Steuer rechtfertigen.

«Die Hundesteuer ist auch ein Politikum. Sie kann auch an der Gemeindeversammlung entschieden werden. Wenn die Gemeinschaft das tragen will, dann ist das gut. Wenn aber eine Gemeinde eine ausgeglichene Rechnung verlangt, dann müssen wir auch darüber nachdenken, ob bei Katzen oder Pferden auch eine Gebühr erhoben werden muss», sagt Peter Rub, Zentralpräsident der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft.

Hundesteuern jährlich in Kantonshauptorten

1. Hund (CHF/ Jahr)Bemerkungen
Aarau115.─Gemeinde 100.─/ Kanton 15.─
Altdorf40.─
Appenzell80.─Gemeinde 75.─/ Kanton 5.─
Basel160.─
Bern115.─
Chur150.─
Frauenfeld100.─
Freiburg105.─Haftpflichtvers. 5.─ / Gemeindeanteil ist variabel: 0.─-180.─ pro Hund.
Glarus205.─Gemeinde 150.─/ Kanton 55.─
Herisau100.─2/3 an Gemeinde/ 1/3 an Kanton
Liestal70.─
Luzern120.─
Sarnen120.─
Schaffhausen150.─Gemeinde 130.─ / Kanton 20.─
Schwyz50.─Kantonal
Solothurn120.─Steuer 100.─ / Hundemarke 20.─ Gemeinde
St. Gallen110.─Kanton 60.─/ Gemeinde 50.─
Stans120.─1/2 Gemeinde/ 1/2 Kanton
Zug100.─
Zürich180.─

Bemerkungen zur Tabelle: Wenn nicht anders erwähnt, fallen die Hundesteuer-Einnahmen der Wohngemeinde des Hundehalters zu.In vielen Kantonen kostet ein zusätzlicher Hund mehr als der Ersthund. Dagegen werden oft Spezialhunde weniger oder gar nicht besteuert (z.B. Wachhunde auf Bauernhöfen, Rettungs-, Militär-, Blinden-, Therapie- und auf Schweiss geprüfte Hunde).

Meistgelesene Artikel