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«Ganz tierisch» Die Abzocke mit Tiermedikamenten

Tierbesitzer werden von der Pharma-Industrie ordentlich zur Kasse gebeten. Dieselben Wirkstoffe in Tiermedikamenten sind viel teurer als in den entsprechenden Humanpräparaten. Auch sind Medikamente für Vierbeiner in der Schweiz teurer als im Ausland. Nun will der Preisüberwacher das Problem angeben.

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Wenn die lieben Haustiere krank werden, dann sitzt bei ihren Besitzern das Portemonnaie meist locker. Das nutzt die Pharma-Industrie aus und kassiert zünftig ab. Medikamente für Tiere kosten oft viel mehr als genau die gleichen Präparate für Menschen.

Grosse Preisunterschiede

Das weiss auch Heidi Schwander, Logistikerin der Apotheke in Bessy’s Tierklinik. Sie führt unter all den Tiermedikamenten auch einzelne Human-Präparate. Erlaubt ist das allerdings nur im Einzelfall, und auch nur dann, wenn das Humanpräparat gegenüber dem Tiermedikament einen besonderen Nutzen hat. Heidi Schwander erklärt: «Nehmen wir zum Beispiel ein Tier-Antibiotikum mit der Dosis 500 Milligramm. Einem 90kg-Hund müsste man diese Tabletten hampfelnweise verfüttern. Mit dem höher dosierten Human-Präparat ist es einfach kundenfreundlicher.»

Aber es ist nicht nur kundenfreundlicher, sondern auch kostengünstiger. «Kassensturz» hat einige Tier- und Humanpräparate verglichen und festgestellt: Tierbesitzer bezahlen für die gleiche Menge Wirkstoff in vergleichbaren Präparaten teilweise erheblich mehr. Ein Beispiel ist der Entzündungshemmer Metacam: Er ist als Kautablette für Hunde bezogen auf die gleiche Menge Wirkstoff 230 Prozent teurer als das Humanpräparat Mobicox. Beide Produkte werden von Boehringer-Ingelheim hergestellt.

Ebenfalls auffällig ist das Tier-Antibiotikum Antirobe von Pfizer. Es ist 78 Prozent teurer als das identische Human-Präparat Dalacin, ebenfalls hergestellt von Pfizer.

Import von günstigen Tierarzneimitteln verboten 

Bei Human-Präparaten hält ein regulierter Medikamentenmarkt den Missbauch durch zu hohe Preise in Grenzen. Bei den Tiermedikamenten ist das gemäss Preisüberwacher Stefan Meierhans anders: «Die Tiermedikamente müssen zwar ebenfalls zugelassen werden, ihre Preise werden aber nicht kontrolliert und nicht reguliert. Da kann es natürlich sein, dass der Wettbewerb nicht spielt und darum die Tiermedikamente zu teuer sind.»

Aber Schweizer Tierbesitzer bezahlen nicht nur im Vergleich zu menschlichen Patienten mehr, sondern auch im Vergleich zum Ausland. Rico Vannini, Tierarzt in Bessy’s Tierklinik würde daher gerne vergleichbare Präparate im Ausland bestellen, doch der Import von Tierarzneimitteln ist ihm gesetzlich verboten, wenn das Medikament in der Schweiz nicht durch die Heilmittelbehörde Swissmedic zugelassen wurde.

Preisüberwacher sucht Gespräch

Dass sich ein Import durchaus lohnen würde, erklärt der Tierarzt an einem Beispiel: «Für das Präparat Forthyron gäbe es in den USA ein analoges Produkt, welches nur ein Drittel soviel kostet. Weil ein Hund das ein Leben lang einnehmen muss, schlägt das ordentlich zu Buche.» Konkret heisst das: Schweizer Tierhalter bezahlen für das Hormonpräparat Forthyron 200 Prozent mehr als amerikanische für das entsprechende Medikament; und das behördlich geschützt.

Auch der Preisüberwacher hat einen Auslands-Preisvergleich mit Tiermedikamenten angestellt und ist zum selben Ergebnis gekommen. Er will nun mit Vertretern  von Tierärzten, Swissmedic und der Pharmaindustrie zusammenkommen und das Problem diskutieren.

Das sagen Hersteller zu den Vorwürfen

Pfizer:

Die beiden Medikamente Dalacin und Antirobe seien nicht miteinander vergleichbar. Den grossen Preisunterschied rechtfertigt Pfizer so: Der Produktionsaufwand für Antirobe sei für den kleinen Schweizer Heimtier-Markt im Vergleich zu dem von Dalacin viel grösser. Pfizer habe auf die Margen von Tierarzt, Zwischenhändler und Apotheker keinen Einfluss.

Boehringer-Ingelheim:

Bezogen auf die Tagesbehandlungskosten im Fabrikabgabepreis (also ohne Margen von Händlern und Abgabestellen) sei ihr Tierpräparat nicht teurer als das Humanpräparat.

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