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Grander-Wasser: Steuergeld für «Wundermittel»
Aus Kassensturz vom 25.05.2010.
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Gesundheit Grander-Wasser: Steuergeld für «Wundermittel»

Zehntausende Schweizer glauben fest an das Wasser von Grander. Das Wasser enthalte geheimnisvolle Informationen, die Körper und Geist beleben würden. Bäcker und Bierbrauer schwören darauf, Schwimmbäder installieren mit Steuergeld teure Grander-Anlagen. Wundermittel oder blosser Humbug?

Im Schwimmbad von Langnau (BE) sei das Wasser besser als anderswo – schon seit sieben Jahren. Was mit dem Wasser geschehen ist, weiss niemand so genau. Denn die Ursache liegt im Untergrund verborgen. Dort ist ein kleiner Kasten, fix montiert an der Wasserzuleitung. Darin steckt die sagenumwobene Grander-Technik. Das Grundwasser fliesst durch den Kasten. «Im Kasten hat es Kammern mit positiv beziehungsweise negativ geladenem Grander-Wasser», erklärt Bademeister Peter Burkhalter. «Das belebt unser Wasser neu.» Dank der Grander-Wasserbelebungstechnik benötige er weniger Chlor.

Griff in Steuerkasse

Für die Anlage zahlte die Gemeinde Langnau 50'000 Franken mit Steuergeldern. Immer mehr Schwimmbäder kaufen diese geheimnisvollen Grander-Anlagen. 240 Bäder in der Schweiz sollen es bereits sein. Zeitungen schreiben über wundersame Wirkungen: Bademeister würden Reinigungsmittel und Chlor sparen, Gäste das Wasser als angenehmer empfinden. Werbefilme preisen die angeblich unglaubliche Wirkung von Grander-Wasser: Käse schmecke würziger, Brauereien brauten besseres Bier, Bäckereien würden besseres Brot backen und Pferde weniger Koliken bekommen.

200'000 Schweizer kommen täglich auf irgendeine Art mit Grander-Wasser in Berührung. In Jochberg im Tirol hat alles angefangen. In einem stillgelegten Kupferbergwerk hat Johann Grander vor 30 Jahren eine Quelle entdeckt. Die Ursprung für seinen heutigen Erfolg: Trinkwasser, das mit geheimnisvoller Information angereichert wird. Die Anleitung dafür habe ihm Gottes Sohn persönlich überbracht. Johann Grander: «Mir ist Jesus erschienen bei vollem Bewusstsein. Und da bin ich jetzt sehr vorsichtig, weil Leute dies nicht verstehen.»

Göttlicher Reichtum

Der göttliche Ratschlag hat Johann Grander reich gemacht: 16 Millionen Franken Jahresumsatz macht der Familienbetrieb. In der Zentrale in Jochberg wird das belebte Wasser abgefüllt. Wie die wundersamen Informationen ins Wasser kommen, das hält die Familie geheim. Das eigentliche Geschäft macht die Firma aber mit den Grander-Geräten, die an die private Wasserleitung angeschlossen werden.

Wasser eine unglaubliche Wirkung anzudichten und es dann teuer zu verkaufen, ist ein Marketing-Geniestreich. Die Wundergeräte sind in 35'000 Schweizer Haushalten installiert. Und in 180 Restaurants, in Fitnesscentern, in der Landwirtschaft, in Banken und Schwimmbädern. Sie kosten für den Privathaushalt zwischen 2000 und 3300 Franken. Grander bietet eine ganze Palette von Produkten feil, auch für den Hausgebrauch: Trinkwasser, Luftbeleber, Gesundheitsgürtel, Belebungsplatte für 125 oder einen Energiestab für 120 Franken.

«Esoterischer Unfug»

In all diesen Geräten stecke belebtes Referenzwasser, das die darin enthaltenen Informationen an die Umgebung weiterleite, behauptet die Schweizer Vertriebsfirma. Wissenschaftler widersprechen: Dass Wasser Information übertragen soll, sei esoterischer Unfug, sagt Professor Rainer Bunge vom renommierten Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik in Rapperswil: «Es gibt nicht eine einzige Studie, die einer wissenschaftlichen Prüfung standhält, die den Grander-Effekt in irgendeiner Art und Weise hat bestätigen können.»

Was die Wissenschaft nicht erklären könne, müsse nicht falsch sein, sagt Paul Keel, Geschäftsführer von Grander Schweiz: «Wir erhalten immer wieder Umfragen mit klaren Ergebnissen: Mindestens 80 Prozent der Grander-Anwender, die ein Belebungsgerät zu Hause installiert haben, sind mit Grander zufrieden.»

Handfeste Erklärung

240 Schwimmbäder haben für viel Geld eine Grander-Anlage gekauft. 15 davon sind öffentliche Bäder. Professor Bernhard Wehrli vom weltweit führenden Wasserforschungsinstitut Eawag ist empört: «Da werden Steuergelder für eine Technik ausgegeben, die in diesem Mass nicht wirken kann.» Denn in einem Schwimmbad gehe es darum, die Gesundheit der Badegäste zu gewährleisten. Und dazu sei die Grander-Technik nicht geeignet.

Manchmal gibt es für mystischen Hokuspokus handfeste Erklärungen. Das Schwimmbad Langnau hat den Grander-Kasten just zum selben Zeitpunkt montiert, als es diverse Sanierungen vornahm: Eine neue Lüftung reduzierte den Chlorgestank. Das erklärt die vermeintliche Wunder-Wirkung des Grander-Wassers. Und vor allem: Eine neue Grenzwert-Regelung erlaubte dem Bademeister, den Chlorgehalt um die Hälfte zu senken.

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