Wer im Winter nicht vorgesorgt hat, der gerät jetzt in Stress: In diesen Tagen öffnen die Schwimmbäder und mit luftiger Sommer-Kleidung wird es schwieriger, das Winter-Gewicht zu verbergen. Deshalb muss es schnell gehen. Die Fettpolster müssen weg.
Genau dies versprechen diverse Schlankheitsmittel. Zum Beispiel der Internet-Verkaufsrenner Lida Daidai Hua. Der Schlankmacher aus China verkauft sich als «Wundermittel», dank dem man innert zehn Wochen bis zu zwanzig Kilo abnehmen könne. Die Diätpille gibt es online «ohne Rezept».
Seit im Jahr 2010 das rezeptpflichtige Schlankheitsmittel Reductil wegen gravierender Nebenwirkungen vom Markt genommen werden musste und auch die Fettpille Xenical die Erwartungen nicht erfüllt, weichen verzweifelte Übergewichtige immer mehr auf meist vermeintliche Wundermittel von Internet-Apotheken aus. Doch 90 Prozent dieser Anbieter, die sich als «seriöse» Internetapotheken anpreisen, arbeiten illegal und ohne behördliche Genehmigung oder Überwachung.
Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic hat 61 solche illegal importierte Produkte analysiert. Das besorgniserregende Resultat: Fast 90 Prozent der Mittel enthalten gesundheitsgefährdende Stoffe wie veraltete, krebserregende Abführmittel, rezeptpflichtige Psychopharmaka oder Schmerzmittel.
«Speziell und neu an diesen Analysen ist, dass wir in Schlankheitskaffees und Fruchtsäften hohe Dosierungen an Sibutramin gefunden haben», sagt Ruth Mosimann, Leiterin Kontrolle illegale Arzneimittel bei Swissmedic.
Drei Fragen an Bettina Isenschmid, Chefärztin am Spital Zofingen
Frage 1
Wer bestellt solche gefährlichen Schlankheitsmittel?
Frage 2
Warum werden solche Mittel übers Internet bestellt?
Frage 3
Wo liegt das Problem beim Abnehmen?
Sibutramin kann zu massiven Nebenwirkungen wie Herz-Rhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck bis hin zu Psychosen führen. Zudem sind Todesfälle dokumentiert, die auf Sibutramin zurückzuführen sind. Aus diesen Gründen wurde das rezeptpflichtige Reductil, das Sibutramin enthielt, vom Markt genommen.
Erschreckend: Swissmedic fand diese lebensbedrohliche Substanz in der Hälfte der untersuchten Produkte. Sibutramin steckt auch in scheinbar harmlosen Schlankheitsmitteln wie Früchtetee oder Orangensaft. Im Produkt Coffee Fashion Slimming wies das Labor die dreifache Menge der früher zugelassenen maximalen Tagesdosis nach.
Wer einen solchen Kaffee trinkt, muss damit rechnen, «dass er sich eine lebensbedrohliche Dosis dieses Wirkstoffs zuführt», sagt Bettina Isenschmid, auf Essverhaltensstörungen und Übergewicht spezialisierte Chefärztin am Spital Zofingen.
Besonders heikel: In den meisten Fällen ist auf der Verpackung nicht ersichtlich, ob Sibutramin im Produkt steckt.