Bis zu 90 Prozent der Hummer, die in der Schweiz verkauft werden, stammen aus Nordamerika. Laut Fair-Fish werden pro Jahr 130'000 Hummer und Langusten in die Schweiz importiert. Lebende Hummer, die auf Eis zum Kauf angeboten werden, gibt es in der Schweiz in einigen Manor-Filialen zu kaufen.
So auch in Basel. Eine Kundin störte sich über die Tierquälerei und informierte den Basler Kantonstierarzt. Dieser analysierte die Situation in der Schweiz.
Auch Transport in engen Kisten ist ein Problem
Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Präsentation der lebender Hummer auf Eis ein Problem ist, sondern auch der Transport in engen Kisten. Die Tiere könnten sich darin kaum bewegen und teilweise würden die Antennen beschädigt. Dies löse bei den Tieren Stress aus.
Weiter heisst es im Bericht: «Die Haltung auf Eis für das Anpreisen lebender Hummer ist keine tiergerechte Haltungsform. Es ist davon auszugehen, dass die Hummer durch den direkten Kontakt mit Eis Schmerzen erleiden.» Die Vereinigung der Kantonstierärzte fordert darum vom Bund ein Importverbot von lebenden Hummern.
Der Verein Fair-Fish fordert dies schon seit Jahren, wie Susanne Hagen, Co-Geschäftsführerin sagt: «Die Tiere vegetieren nach der Fangsaison ab Juli monatelang in kleinen Käfigen vor sich hin, bis sie im Dezember für die Festtage importiert werden.»
Nach dem Transport mit dem Flugzeug müssten die Tiere weiter in den kleinen Styroporkisten auf ihr Ende warten oder würden bei Detailhändlern in der Fisch-Auslage lebend auf Eis präsentiert, was eine weitere Quälerei für die Tiere sei, so Hagen weiter. Fair-Fish fordert darum schon seit längerem: «Die Tiere sollen gleich nach dem Fang mit Strom getötet und dann tiefgefroren importiert werden.»
Hagen führt als Beispiel Coop an. «Aus Tierschutzgründen haben wir nur noch tiefgefrorenen Hummer im Angebot, der gleich nach dem Fang mit Strom betäubt und getötet wird», sagt Coop-Sprecher Ramon Gander. Auch Migros und Globus haben keine lebenden Hummer mehr in der Fisch-Theke.
Nur Manor bietet lebenden Hummer an
Manor ist einer der wenigen Detailhändler in der Schweiz, die noch lebende Hummer im Laden anbieteten. Manor rechtfertigt sich gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» in einer schriftlichen Stellungnahme, dass insbesondere um die Weihnachtsfeiertage eine grosse Nachfrage nach Hummern und Krebsen bestehe.
«Manor bietet lebendige Hummer nur punktuell und in gewissen Supermärkten an. In Basel ist Hummer kein Bestandteil des täglichen Angebots. Er wird nur auf direkte Kundenbestellung verkauft», schreibt Manor. Zudem würden vor allem bretonische Hummer verkauft, was die Transportwege deutlich kürzer mache, als beim kanadischen Hummer.
So sei auch der Stress der Tiere geringer. Weiter schreibt der Detailhändler, dass die Mehrheit der angebotenen Fische aus nachhaltiger Fischerei oder Fischzucht stamme.
Einfuhrverbot nur mit politischem Vorstoss
Beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) heisst es auf Anfrage von «Espresso», dass es für ein Import-Verbot von lebendem Hummer einen politischen Vorstoss aus dem Parlament brauche.
Beat von Siebenthal von der Fachstelle Fisch beim BLV sagt, dass streng nach Gesetz ist die Präsentation von lebenden Hummer auf Eis nicht verboten sei: «Aus unserer Sicht ist eine solche Präsentation aber nicht tolerierbar, weil Hummer Salzwassertiere sind und sie beim Kontakt mit Süsswasser Schaden nehmen.»