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Konsum Lederproduktion: Schweizer Häute werden exportiert

Tierhäute, die beim Schlachten in der Schweiz als Abfall anfallen, werden nicht einfach entsorgt. Die Häute werden haltbar gemacht und dann an Gerbereien im Ausland verkauft. Nur ein verschwindend kleiner Teil bleibt in der Schweiz.

Die Beiträge von «Kassensturz» und «Espresso» zur Lederproduktion in Indien haben bei Zuschauern und Zuhörern für Diskussionen gesorgt. Die Bilder aus Indien seien «grausam zum Anschauen», heisst es etwa in einem Online-Kommentar.

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Gleichzeitig zeigt sich das Publikum aber auch selbstkritisch («wir Konsumenten sind mitverantwortlich», «es muss ja auch nicht jeder ein Dutzend Schuhe rumliegen haben»).

Neben diesen emotionalen Kommentaren ist auch eine Frage aufgetaucht: «Was geschieht mit unseren Tierhäuten und Fellen?», möchte Urs Schibler aus Trimbach wissen. «Espresso», das Konsumentenmagazin von Radio SRF 1, hat bei der Centravo AG nachgefragt. Die Firma mit Sitz in Lyss sammelt und vermarktet die in der Schweiz beim Schlachten anfallenden Tierhäute – das sind mehr als 800‘000 pro Jahr.

70 Franken für eine Haut

Da es in der Schweiz nur noch wenige Kleinstgerbereien gibt, werden die Tierhäute exportiert. Und zwar zu fast 100 Prozent, wie es bei der Centravo heisst. «Die meisten Häute, rund 70 Prozent, gehen nach Italien», sagt der Kommunikationsbeauftragte Georg Herriger. «Dort gibt es mehrere Gerbereien, die sehr hochwertiges Leder produzieren.»

Im Schnitt bezahlt eine Gerberei rund 90 Franken für die Haut eines Schweizer Tiers. Das sei im internationalen Vergleich ein sehr guter Preis, meint Georg Herriger. «Schweizer Häute zählen qualitativ zu den hochwertigsten.» Der Grund dafür liege in der Tierhaltung: Diese sei vorbildlich, Tiere hätten kaum Hautschäden durch Verletzungen oder Parasiten.

Jede Haut ist zurückverfolgbar

Dank der Ohrenmarken lassen sich geschlachtete Rinder in der Schweiz bis zum Hof zurückverfolgen. Eine der Marken bleibt nach dem Schlachten beim Fleisch, die andere Marke kommt zur abgezogenen Haut. «So wissen wir bis zum Zeitpunkt des Verkaufs, woher die einzelne Haut kommt», erklärt Georg Herriger.

Es ist möglich, dass ein Teil des Leders aus Schweizer Tierhäuten wieder in die Schweiz kommt. Ein Grossteil wird aber weiterverarbeitet zum Beispiel zu Polstermöbeln oder Schuhen – dann ist die Rückverfolgbarkeit nicht mehr gegeben.

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