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Privatsender macht Werbung für Scharlatane
Aus Kassensturz vom 08.09.2015.
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Konsum Privatsender macht Werbung für Scharlatane

Nationalsozialistisch angehauchte Buchautoren, Pseudo-Heiler, Scharlatane: Die Sendung «Time to do» auf «Schweiz 5» widerspricht Ethik, Moral und journalistischen Richtlinien. Das decken Recherchen von «Kassensturz» auf. Nun eröffnet die Aufsichtsbehörde Bakom ein Verfahren.

Das Sendekonzept von «Time to do» auf dem Privatsender Schweiz 5 basiert auf zwei Pfeilern. Erstens: Die Gäste können den grössten Unsinn erzählen. Zweitens: Der Moderator widerspricht seinen Gästen nie. Kein Wunder: Was als Interview daherkommt, ist in Wahrheit eine Werbesendung. Gäste müssen gemäss Offerte von «Time to do» für ihren Auftritt bis 4000 Franken pro Sendung zahlen.

Ein «Kassensturz»-Redaktor hat sich durch dutzende Sendungen gekämpft. Beunruhigendes Fazit: Nationalsozialistisch angehauchte Buchautoren, Pseudo-Heiler, Scharlatane, Sektenvertreter – sie alle erhalten eine Plattform bei «Time to do».

Nutzlose Geräte für viel Geld

Dubiose Geschäfte

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Der Moderator Norbert Brakenwagen ist ein undurchsichtiger Geschäftsmann, der schon viele zu Schaden gebracht hat. Die Behörden gehen mit dem vermeintlichen Menschenfreund erstaunlich zurückhaltend um. Mehr

Dubios ist zum Beispiel der Auftritt der Firma Aquapol. Wilhelm Mohorn verspricht, feuchtes Mauerwerk mit einem Wunder-Gerät zu trocknen. Das Gerät kostet 6000 Franken, der Materialwert liegt bei rund 50 Franken. Was der Zuschauer nicht erfährt: Der Studiogast ist Scientologe. Wer das Gerät kauft, wird nicht nur abgezockt, er unterstützt indirekt auch die Psycho-Sekte.

Rainer Bunge, Professor für Umwelttechnik an der Hochschule Rapperswil, kennt dieses Gerät bereits: «Aus wissenschaftlicher Sicht wird dieses Ding überhaupt gar nicht funktionieren können, noch nicht mal theoretisch.»

Eine Werbeplattform erhält auch Richard Neubersch von Swiss Harmony. Er vertreibt diverse Produkte, die vor Elektrosmog schützen sollen. Der CarTuner soll Benzin sparen. Den vermeintlichen Test hat er gleich selbst mit seinem Sohn gemacht. Gemäss Swiss Harmony befindet sich im Gerät Sand und magnetisches Material. Rainer Bunge hat «sehr ähnliche Geräte unter Standard-Bedingungen auf dem Motorenprüfstand getestet.» Jedes Mal ohne irgendwelche Ergebnisse. Kein Wunder: «Sand und magnetische Felder haben auf den Spritverbrauchs eines Auto überhaupt keine Wirkung.»

Bakom eröffnet ein Verfahren

«Time to do» ist auch eine Werbeplattform für gefährliche Irrlehren. So konnte ein Schweizer Verfechter für die abstruse Germanische Neue Medizin werben. Doch die Heilslehre gilt als unwirksam. Viele Menschen, die daran glaubten, mussten sterben.

Norbert Brakenwagen nutzt seine Sendung zudem für das Geschäft mit eigenen Produkten. Im Jahr 2011 verkaufte er das Getränk «H2O». In einer Sendung erweckt er den Eindruck, «H2O» würde gegen Krebs wirken und versuchte so, den Umsatz anzukurbeln.

Die Sendung läuft auf Schweiz 5. Der Sender gehört Peter Heeb. Er nimmt die Interview-Gäste in Schutz: «Jeder darf sagen, was er will. Wir haben aber reagiert. Wir blenden heute ein, dass jede Aussage des Interviewpartner dessen persönliche Meinung ist.»

Aufgrund der «Kassensturz»-Recherche eröffnete das Bakom eine Untersuchung. Seither deklariert «Time to do» die Sendung immerhin mit einem Einblender als Werbesendung. Der Einblender erscheint allerdings nicht auf dem Internet. Dort profitiert Nobert Brakenwagen vom teilweise rechtsfreien Raum im World Wide Web – einem Ort, an dem er sich wohl fühlt.

Stellungnahmen

Der Schweizer Vertreter der Germanischen Neuen Medizin schreibt, die Staatsmedizin habe schon immer versucht, ihre Arbeit schlecht zu machen.
Swiss Harmony, der Hersteller der Benzinspar-Geräte, erklärt, man könne das Produkt innert vier Monaten zurückgeben, falls man damit nicht zufrieden sei.
Und das Scientology-Mitglied von Aquapol teilt mit, dass schon viele Gutachten erstellt wurden, die beweisen würden, dass das Entfeuchtungsgerät funktioniert.
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Pseudo-Heiler am TV: Werbesendung für Scharlatan
Aus Kassensturz vom 30.06.2015.
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