Hohe Reparaturkosten bei Armbanduhren stossen Kundinnen und Kunden immer wieder sauer auf. Das Beispiel dieses «Espresso»-Hörer: Er sollte für die Reparatur seiner «Breitling Blackbird» 910 Franken zahlen - obwohl eine Totalrevision bereits vor drei Jahren durchgeführt wurde. Er bezweifelt, dass eine Reparatur der Datumseinstellung nur erledigt werden kann, wenn auch eine Totalrevision gemacht wird.
Und tatsächlich werden Revisionen durchgeführt, die nicht zwingend nötig sind. Das bestätigen unterschiedliche unabhängige Uhrmacher gegenüber «Espresso». Aus Angst vor der Uhrenindustrie getraut sich jedoch kaum einer, dies öffentlich zu sagen.
Mit dem Vorwurf konfrontiert, schweigt sich «Breitling» aus. Solche Anfragen würden nicht beantwortet, heisst es von der Medienabteilung des Luxusuhrenkonzerns. Auch andere Luxusuhrenmarken wie «Richemont» wollen die Fragen nicht beantworten.
Einzig «Swatch» schreibt: «Prinzipiell ist es den Swatch Group Uhrenmarken ein Anliegen, soweit wie möglich auf Kundenwünsche einzugehen. Sie bieten komplette Unterhaltsdienste nur dann an, wenn diese zwingend notwendig sind, um das Funktionieren der Uhr zu gewährleisten.»
Günstigere Reparaturen wären möglich
«Wenn wir als unabhängige Uhrmacher von den Luxus-Uhrenfirmen die Ersatzteile kriegen würden, könnten wir solche Reparaturen günstiger und vor allem schneller ausführen», zeigt sich der diplomierte und unabhängige Uhrmacher Alexander Rudnicki aus Dietikon (ZH) überzeugt.
«Aber Ersatzteile wie beispielsweise eine kleine Schraube von den Uhrenherstellern zu bekommen, ist praktisch unmöglich. Der Preis ist zudem nur das eine. Wenn wir die Uhren nicht an den Hersteller einschicken müssten, würde eine Reparatur nicht Ewigkeiten dauern», sagt Uhrmacher Rudnicki.
Ewige Wartezeiten
Tatsächlich sei dies ein Problem, sagt auch der Präsident des Verbandes der Goldschmiede und Uhrenfachgeschäfte, André Hirschi.
«Wir fordern schon lange, dass die Uhrenfabrikanten mehr Uhrenateliers zertifizieren und ihnen Ersatzteile zur Verfügung stellen.» Diese könnten dazu beitragen, dass die Wartezeit verkürzt würde, so Hirschi.
Allerdings stiesse sein Verband mit dieser Forderung auf taube Ohren. «Eine generelle Lösung sei nicht möglich, sagen uns die Hersteller und deren Verband immer wieder», bedauert der Uhrenfachgeschäfts-Präsident.
«Das Verhältnis zwischen Uhrenherstellern und uns Detaillisten ist nicht mehr so partnerschaftlich wie man sich das wünscht». Einige Fabrikanten würden den Verkäufern einseitige Verträge auferlegen.
Generelles Schweigen von Seiten Hersteller
Nicht nur die angefragten Uhrenfabrikanten wie «Richemont» und «Breitling» schweigen sich zum Problem der Ersatzteillieferung an unabhängige Uhrmacher aus.
Die erhobenen Vorwürfe mag auch der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie nicht kommentieren. Deren Präsident, Jean-Daniel Pasche sagt am Telefon gegenüber «Espresso» lediglich, dass man kein diesbezügliches Mandat habe und jede Uhrenfirma ihre eigene Politik vertreten müsse.
Gleiche Reparatur - tieferer Preis
So lange zwischen den Uhrenherstellern und den Uhrmacher im Lande keine Lösung gefunden wird, dürfte wohl der Konsument der Leidtragende sein. Lange Wartezeiten und hohe Kosten bei Reparaturen sind die Folge. Dass sich jedoch ein Preisvergleich bei Offerten lohnt, zeigt das Beispiel des am Anfang erwähnten Kunden.
Die Totalrevision der «Breitling Blackbird», welche in der Schweiz zu einem Preis von 910 Franken angeboten wurde, gibt es im Deutschen Freiburg bei einem offiziellen «Breitling»-Vertreter umgerechnet bereits um 490 Franken.
Zuschauer bestätigen die Masche mit der Revision
Uhrenhersteller benützen kleine Reparaturen, um ihren Kunden teure Revisionen aufzudrängen. «Kassensturz» berichtete im Januar vor zwei Jahren darüber. Hunderte von Zuschauerreaktionen belegen nun: Diese Masche hat System.