Seit 75 Jahren weist die Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu auf Gefahren im Alltag hin, zum Beispiel im Verkehr. Gerade dort zeigt sich eindrücklich, wie sich die Konfliktfelder, aber auch unsere Wahrnehmung während der Jahrzehnte verändert haben.
Früher, da drohte man in bfu-Kampagnen unverhohlen mit dem Zeigefinger: «Unhöfliche Autofahrer gefährden in schändlichster Weise das Leben ihrer Mitmenschen!», tönt es beispielsweise in einem SRF-Beitrag der 60er-Jahre.
«Aus heutiger Sicht ist das unvorstellbar», äusserst sich der stellvertretende bfu-Direktor Stefan Siegrist schmunzelnd. Er hat während 25 Jahren bei der bfu erlebt, wie Kampagnen sofort einschlugen, und wie es manchmal auch länger dauerte.
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Bild 1 von 10. Plakat 1: 1953, Thöni: Behörden stellen Verkehrsschilder auf, Bürgerinnen und Bürger erkennen sie nicht. Das Sujet ist die Antwort auf diese beiden Probleme. Bildquelle: bfu.
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Bild 2 von 10. Plakat 2: 1960, Hans Hartmann: Moderate Töne schlägt die bfu mit der Geste der gelüfteten Hüte an: «Achte den andern.» Ob diese noch verstanden wird, bezweifelt der Jahresbericht von damals. Bildquelle: bfu.
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Bild 3 von 10. Plakat 3: 1987/1995, unbekannt: Mehr als die Hälfte aller Autofahrer gurtet sich nicht an. Ein Plakat soll bei den Zielgruppen «Klick» machen. Ein Jahr nach der Einführung des Gurtenobligatoriums auf Rücksitzen wird das Sujet 1995 erneut eingesetzt. Bildquelle: bfu.
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Bild 4 von 10. Plakat 4: 1955, André Closet: 1 Automobil auf 20 Einwohner. Die «hohe» Verkehrsdichte ruft nach einer Losung für sichere Strassen: «Beherrschung und Disziplin». Bildquelle: bfu.
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Bild 5 von 10. Plakat 5: 1966, Hans Hartmann: Radfahrer bereiten Sicherheitsfachleuten grosse Sorge, insbesondere in Sachen Zeichengebung. Zudem lässt der Zustand der Fahrräder oft zu wünschen übrig. Bildquelle: bfu.
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Bild 6 von 10. Plakat 6: 1988, unbekannt: Fussgänger und insbesondere Senioren gehören zu den verletzlichsten Verkehrsteilnehmenden. Deshalb ruft die bfu die Lenkenden zu Rücksicht und Vorsicht auf. Bildquelle: bfu.
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Bild 7 von 10. Plakat 7: 1964, Hans Hartmann: Von «einmaliger Wurf» bis zu «Volksbeleidigung» - die Prädikate für das Sujet «Nur Hühner hühnern über die Strasse» waren damals vielfältig. Bildquelle: bfu.
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Bild 8 von 10. Plakat 9: 1993, Hanspeter Wyss: Die Sichtbarkeit bei Nacht ist besonders im Winterhalbjahr von Bedeutung. Darauf wird auch heute noch jeweils Ende November mit dem «Tag des Lichts» hingewiesen. Bildquelle: bfu.
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Bild 9 von 10. Plakat 8: 1976 Hans Hartmann: Der bfu bereiten die vielen Kopfverletzungen grosse Sorgen. 1976 ist das Geburtsjahr eines Solgans, der bis heute in allen Köpfen ist. Bildquelle: bfu.
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Bild 10 von 10. Plakat 10: 1969, Edi Hauri: Der Basler Grafiker hat eines der bekanntesten Plakatsujets geschaffen. Zu seiner Ehre lebt es im Jubiläumsjahr der bfu nochmals auf. Bildquelle: bfu.
Erkennen die Leute den Nutzen, geht es schneller
«0,5 Promille – da wissen wir seit 50 Jahren, dass dies die Gefährdungsgrenze ist», so Siegrist. Und trotzdem sei es Jahrzehnte gegangen, bis dieser Wert den Leuten auch bewusst wurde. «Aber das Abblendlicht bei Tageslicht benutzen und so sichtbarer werden – das sehen alle gleich ein.»
Weniger als 100 Verkehrstote möglich
Die Gefahren im Verkehr ändern sich. Früher musste man die Leute auf eine Gurtenpflicht aufmerksam machen, heute warnt man vor dem Schreiben von SMS am Steuer.
«Unverändert bleiben die Defizite des Menschen, hier ändert sich nichts», gibt Siegrist zu bedenken. Allerdings würden Autos immer sicherer. Und auch weitere Präventionskampagnen der bfu sollen helfen, die Anzahl Verkehrstoter auf unter 100 zu senken. Heute sind es noch über 300.
Im Fernseharchiv ausgegraben: Zwei Beispiele von bfu-Kampagnen
Im Nebel = Abblendlicht (1960)
Fussgänger und Autos: Achte den anderen! (1961)