Der grösste Schweizer Hausratsversicherer, die Mobiliar, ist daran, zusammen mit der ETH Zürich eine schweizweite Gefahrenkarte für Einbrüche zu entwickeln. Darauf soll künftig ersichtlich sein, welche Regionen und sogar welche Quartiere bezüglich Einbrüchen besonders gefährdet seien.
Bruno Kuhn, Leiter Versicherungen bei der Mobiliar: «Man wird beispielsweise sehen, dass es in einem bestimmten Quartier eine erhöhte Einbruchfrequenz gibt – dies aufgrund von Daten über verschiedene Jahre hinweg.»
Hausratsprämie nach Einbruchsrisiko
Das Ziel dieser neuartigen Einbruchs-Gefahrenkarte sei klar die Prävention, betont die Mobiliar. Es ist deshalb geplant, diese Karte dereinst als App der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Immerhin 40 Prozent aller Hausratsschäden sind letztes Jahr aufs Konto von Einbrüchen gegangen, hat der Vergleichsdienst Comparis kürzlich ausgerechnet. Dass künftig für die Hausratsprämie mehr verlangt wird bei Kunden, die in einem gefährdeten Quartier wohnen, will die Mobiliar nicht ausschliessen.
«Ob die Einbruchkarte je für die Prämienberechnung eingesetzt wird, ist im Moment noch völlig offen», so Bruno Kuhn. Seit April 2014 unterscheidet die Mobiliar bei den Hausratsprämien aber bereits nach Wohnkanton.
Einbruch-Aufschläge auch bei anderen Versicherungen Thema
Auch andere Versicherungen scheinen über das Modell «Hausratsprämie nach Wohnort» aktiv nachzudenken, das zeigt eine Umfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF1.
AXA Winterthur stuft ihre Prämien beim Diebstahl bereits heute nach Wohnort ab. Allianz-Suisse, Generali und Baloise schreiben, so etwas sei «grundsätzlich denkbar».
Schweizer Hauseigentümerverband ist kritisch
Der Verband der Schweizer Hauseigentümer HEV zeigt sich kritisch. Für Pavlo Stathakis ist vor allem der steigende Detaillierungsgrad problematisch. «Wir stellen fest, dass solche Auswertungen auf eine immer detailliertere Stufe gehen, und dieser Entwicklung stehen wir kritisch gegenüber.»
Dass die Einbruchs-Gefahrenkarte einen Einfluss auf den Wert einer Immobilie habe, bezweifelt der Schweizer Hauseigentümerverband. Doch wenn die Karte das Einbruchsrisiko einzelner Häuser oder gar Wohnungen zeigen würde, wäre dies für den HEV fragwürdig.
«Wenn Bewohner desselben Hauses unterschiedliche Prämien hätten – das wäre aus unserer Sicht nicht fair», sagt Pavlo Stathakis vom HEV. «Wir fordern deshalb einen verantwortungsvollen Umgang mit solchen Daten.»
Die Entwicklung, dass dank neuartiger Technologien immer klarer ersichtlich sei, wo und warum Schäden anfallen, sei kaum aufzuhalten, sagen Experten. Die neue Einbruchs-Gefahrenkarte der Mobiliar wird voraussichtlich gegen Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Die Diskussion darüber, was diesbezüglich sinnvoll und fair ist, steht jedoch erst noch an.