Bea Petri arbeitete über 30 Jahre im In- und Ausland für Film-, Theater- und Fernsehproduktionen und betreibt heute mit ihrer Tochter diverse Schminkbars. Sie kennt die Lippentrends und weiss, wie frau ihren Mund erstrahlen lassen kann. Dazu gehört:
Der Lipliner
Er war in den 90er-Jahren absolutes Muss und zwar möglichst viele Nuancen dunkler als der Lippenstift. Bekannteste Trägerin dieses Trends – auch heute noch: Thea Gottschalk.
Diese Zeiten seien aber vorbei, sagt Bea Petri: «Heute ist der Lipliner vielmehr ein Korrektur-Stift um asymmetrische Lippenformen anzupassen.» Dabei ist wichtig, dass «der Lipliner die gleiche Farbe wie der Lippenstift oder wie die natürliche Lippenfarbe hat.»
Kombiniert man den Lipliner mit Lipgloss, kann man übrigens auch den Effekt eines Lippenstifts erzielen: Lipliner auf den ganzen Lippen verteilen und anschliessen mit ein wenig Glosstupfer die Lippen zum Glänzen bringen. Der Vorteil: Der Gloss hält zusammen mit dem Lipliner länger auf den Lippen.
Der Lippenstift
Welcher ist der beste? Der klassische? Der mit Pinsel zum Tupfen? Oder der aus der Tube?
Das kommt ganz auf das Bedürfnis an, sagt Bea Petri. «Will frau einen ganzen Abend die Farbe auf den Lippen tragen ohne Nachschminken oder will Sie nur einen Hauch von natürlicher Lippenstiftfarbe mit einem feinen Glanz? Stundenlangen Halt gibt es nur mit dem klassischen Lippenstift.
Wer eine ruhige Hand hat, kann die Farbe mit dem Stift direkt auf die Lippen auftragen. Frauen mit Zitterhändchen nehmen besser ein Schwämmchen oder einen Lippenpinsel zur Hilfe. Make-up Artisten verwenden vorwiegend Pinsel, dies aber vor allem aus hygienischen Gründen. Rutscht man über den Lippenrand hinaus, entfernt man die Farbe am besten mit einem Wattestäbchen. Beim Auftragen des Lippenstifts sei alles erlaubt, Hauptsache exakt.
«Bei der Wahl des Lippenstifts spielt übrigens der Preis keine Rolle. Ein preisgünstiger Lippenstift kann zum Beispiel genauso gut sein wie ein teurer», weiss Bea Petri.
Der Lipgloss
Mit Gloss wirken die Lippen festlich und effektvoll. Allerdings hält dieser Effekt nur kurz. Gloss muss häufiger nachgetragen werden als normaler Lippenstift. Am besten tut man dies, indem man den Gloss mit dem Pinsel auftupft und nachher mit dem Finger verteilt.
Im Gegensatz dazu halten matte Lippenstifte besser und wirken je nach Farbe kräftiger.
Die richtige Farbe
Grundsätzlich gilt: Dunkler Lippenstift lässt die Lippen schmaler wirken und die Frauen somit strenger aussehen. Heller Lippenstift zeichnet die Lippen weicher und voluminöser. Wer also von Natur aus schmale Lippen hat und nicht allzu verbissen aussehen möchte, der sollte eher auf dunkle Töne verzichten.
Farben-Typberatung? Fehlanzeige: Wer jetzt auf eine Stilberatung mit Frühling-, Sommer-, Herbst- und Wintertyp hofft: Die Make-up-Artistin hält nichts von Farbtypen. Viel mehr kommt es ihr auf die Jahreszeit an: «Im Sommer kann Frau fast jeden Farbton wählen; Hauptsache, es passt zur Kleidung und zum Anlass. Im Winter verwenden wir für die Make-ups andere Farben.» Ein wichtiger Faktor ist die Haarfarbe, doch heute und bei der aktuellen Mode stimme diese Regel nicht mehr ganz. Bea Petri findet: «Es muss gar nicht mehr unbedingt harmonisch zusammenstimmen, im Gegenteil. Man bringt Farben zusammen, die eigentlich nicht passen. Gerade deshalb sieht es gut aus.» So kann man also getrost auch einmal Pink und Orange oder Rosa und Rot kombinieren, was früher undenkbar war.
Das Wichtigste für Bea Petri ist: «Frau muss sich wohl und schön fühlen. Roter Lippenstift deutet auf eine extrovertierte Persönlichkeit hin. Mit dezentem Lippenstift fällt man weniger auf, was eher zu jeder Gelegenheit passt. Die Schminke soll also zum Anlass, der Kleidung und zur Laune passen.»
Der lange Halt
Früher trugen die Frauen zuerst eine Schicht Lippenstift auf, dann folgte eine Schicht Puder, dann darüber wieder Lippenstift. Dadurch hielt die Farbe besser und länger auf den Lippen. Heute gibt es jedoch speziell stark pigmentierte Lippenstifte, welche mehrere Stunden auf den Lippen haften.
Solche Stifte haben aber auch Nachteile: Sie trocknen die Lippen stark aus. Und: Wer gerne ölige Salatsauce isst, der hat schnell einmal unschöne, fleckige Lippen. Denn die Farbe hält so gut, weil Wasser – also auch Speichel – ihr nichts anhaben kann. Sie ist kussecht. Zur Entfernung braucht es Öl. Und das Salatöl kann dann eben genau dazu führen, dass der Lippenstift verschmiert.
Die ausgetrockneten Lippen
«Neigt frau zu trockenen Lippen, dann sollte sie auf keinen Fall Stifte mit starken Farben benutzen», rät Bea Petri. «Nehmen Sie lieber eine wirksame Lippenpflege und darüber etwas Lipliner, um Farbe zu geben.» Ausserdem gibt es spezielle Lippenpflege, welche eine leichte Färbung enthält.
Die Spuren auf dem Glas und auf den Zähnen
Es soll ja Frauen geben, die aus einem Glas trinken können, ohne es mit den Lippen zu berühren. Das wäre natürlich die einfachste Lösung. Wer beim Glas Rotwein und weisser Bluse aber lieber kein Malheur riskieren möchte, dem bleibt nur, die Spuren am Glas schnell mit den Fingern wegzuwischen.
Viel auffälliger sind jedoch Spuren auf den Zähnen. Und da hat die Make-up-Artistin einen Trick auf Lager: «Nach dem Auftragen des Lippenstifts den Daumen in den Mund stecken, mit den Lippen fest umschliessen und langsam heraus ziehen, um die Farbe auf der Lippeninnenseite abzustreifen. Die überflüssige Farbe, die normalerweise auf den Zähnen zurückbleiben würde, haftet so am Daumen fest.»
Sexy, rote Lippen dank Läusen
Das ist keine Mär. Der Farbstoff E120, der in der Kosmetik- und auch in der Lebensmittelbranche eingesetzt wird, stammt tatsächlich von Schildläusen. Er sorgt für eine fruchtige Farbe in Konfitüren oder Süssigkeiten oder eben in fruchtig rotem Lippenstift. Und zwar werden die Weibchen der Schildläuse ausgekocht, getrocknet und zermalmt, danach wird Karminsäure extrahiert und mit Aluminiumsalzen zu Karmin umgewandelt. Für ein Kilo Karmin braucht es rund 100‘000 Läuse-Weibchen.
Wer vegan leben möchte, sollte also auf Lippenstift mit dem Zusatz E120 verzichten. Ebenso Allergiker. Denn es ist bekannt, dass der Läusefarbstoff zu Hautausschlägen und Atemwegsbeschwerden führen kann. Als Ersatz wird heute oft der chemisch hergestellte Farbstoff E124 verwendet.