Als der Tank von «Espresso»-Hörerin Sarah Christen auf ihrer Frankreich-Reise gefährlich leer wird, beschliesst sie, an einer Raststätte anzuhalten und aufzufüllen. Doch vor der Zapfsäule steht sie vor einem Rätsel: Es stehen nur «E85», «SP95-E10» und «Gazole» zur Auswahl.
Keiner dieser Treibstoffe ist Sarah Christen ein Begriff. Via Smartphone findet sie im Internet auf einer Liste des TCS die Information, dass sie mit ihrem Ford Fiesta ST das Bio-Ethanol E10 tanken kann. Nur das Ford-Modell «Mondeo» sei für Bio-Ethanol nicht zugelassen.
Auf den TCS verlassen
Zwei Tage später fängt der Motor an zu stottern und spucken und es wird am Bordcomputer ein Fehler bei der Benzineinspritzung angezeigt. «Ein klares Indiz, dass es am Bio-Ethanol lag», sagt der Garagist von Sarah Christen, der seiner Kundin per Handy aus der Schweiz Support leistet.
In einer Garage in Frankreich wird das Benzin ausgepumpt und alle Kerzen gewechselt. Kostenpunkt: 535 Euro. Sarah Christen ärgert sich im Nachhinein nicht nur über die horrenden Reparaturkosten, sondern auch, dass sie sich auf die Information des TCS verlassen hat.
Verunreinigtes Benzin als Pannen-Ursache
Auf Nachfrage zeigt man sich sowohl beim TCS wie auch beim Autohersteller Ford erstaunt. «Wir sind überzeugt, dass unsere Liste stimmt», so Erich Schwizer, Leiter Mobilitätsberatung beim TCS.
Wie Recherchen von «Espresso» zeigen, hat das Auto von Hörerin Sarah Christen zwar den gleichen Motor wie das Schwestermodell Ford «Mondeo» - welches nicht für Bio-Ethanol zugelassen ist.
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Wegen Unterschieden bei der Bauart bestünde beim Ford Fiesta ST beim Tanken von Ethanol trotzdem kein Problem, so die Stellungnahme von Ford gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» auf Radio SRF1. «Wir gehen davon aus, dass der getankte Treibstoff verunreinigt war», erklärt Ford-Sprecher Kaspar Haffner die Panne.
Lagerung ist heikel
Wie Brancheninsider wissen, ist das Bio-Ethanol wegen seinem grossen Alkohol-Anteil heikler bei der Lagerung als normales Benzin. Bei der Erdöl-Vereinigung ist man sich dieses Problems bewusst.
«Bio-Ethanol ist bei der Lagerung anspruchsvoller», bestätigt Verbandspräsident Rolf Hartl. Dennoch seien Probleme mit diesem Treibstoff «äusserst selten».
E10 kann zu Schäden führen
Seit 2009 ist das Bio-Ethanol in Frankreich, seit 2011 auch in Deutschland und Finnland erhältlich. Für Ferienfahrer sei häufig das Problem, dass das normale Bleifrei 95 in Frankreich kaum mehr zu finden sei. Auch sei lange nicht an allen Tankstellen Bleifrei 98 verfügbar, sagt Rolf Hartl von der Erdöl-Vereinigung.
Wer den Bio-Treibstoff mit einem Automodell tankt, das dafür nicht tauglich ist, riskiert Schäden. Dass die Tankstelle in Frankreich verunreinigtes Benzin verkauft hat, kann «Espresso»-Hörerin Sarah Christen im Nachhinein nicht mehr beweisen.
Sie muss den entstandenen Schaden von über 500 Euro nun selber berappen. Für Sarah Christen ist klar: Sie wird bei einem nächsten Mal um den Bio-Treibstoff einen grossen Bogen machen und lieber eine Tankstelle suchen, die normales Benzin anbietet.
Tipps im Umgang mit Tanken im Ausland
- Nicht bis zum letzten Tropfen warten mit Tanken! So ist man flexibel und kann im Notfall auch auf eine andere Tankstelle ausweichen.
- Bei Unsicherheit bezüglich Kompatibilität des eigenen Autos mit dem Bio-Treibstoff E10 am besten Bleifrei 95 tanken.
- Falls kein Bleifrei 95 auffindbar ist, sollte man auf das teurere «Super Plus 98» ausweichen, so die Empfehlung des TCS.