Wer Fisch oder Meeresfrüchte kauft und dies umweltgerecht tun will, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Im freien Meer gefangener Fisch stammt oft aus überfischten Meeresgebieten. Eine genaue und vertrauenswürdige Herkunftsangabe ist hier wichtig.
Eine Alternative ist Fisch aus Zuchtanstalten. Doch auch diese Produktionsweise ist oft belastend für die Umwelt: So werden in Südostasien viele Mangrovenwälder für den Bau der Fischzuchtanlagen zerstört. Zudem entweichen aus den Fisch-Gehegen in grossem Masse düngende Fäkalien, aus Fischen hergestelltes Fischfutter und vor allem die für dichte Tierhaltung eingesetzten Medikamente und Pestizide.
Eine Kaufhilfe bieten verschiedene Umwelt-Labels für Fisch. Doch auch diese sind nicht über Zweifel erhaben. Eine Übersicht:
MSC: Für Fische aus Wildfang
Das Gütesiegel MSC «Master Stewardship Council» wurde 1997 vom Lebensmittel-Multi Unilever (welcher unter anderem die Marke Iglo besitzt) und dem WWF gegründet. Seitdem hat sich das Siegel stark entwickelt. Mittlerweile tragen laut MSC rund 11 Prozent der weltweiten Wildfänge das Label. Greenpeace kritisiert unter anderem, dass die Standards und Zertifizierungs-Anforderungen zu schwach und unklar formuliert sind. Auch müssten nur 60 – 80 Prozent der Standards erfüllt sein, damit eine Fischerei das Gütesiegel erhält. So landen trotz MSC-Label auch immer wieder gefährdete Fische auf dem Teller, wie «Kassensturz» berichtete.
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ASC: Das Label für Zuchtfisch
ASC steht für «Aquaculture Stewardship Concil» und ist das Pendant zum MSC-Label für Fische aus Wildfang. Die Zuchten sollen keine einheimische Fischarten verdrängen und die Gewässer nicht belasten. Das Gütesiegel wurde erst vor wenigen Jahren unter Ägide des WWF eingeführt. Doch die Umwelt-Organisationen sind nicht ganz einig über das Label: So kritisierten Greenpeace und die Tierschutzorganisation Fair Fish, dass für das Wohl der Tiere werde zu wenig gesorgt werde.
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FOS: «Friend of the Sea»
Auch das Label «Friend of the Sea» steht für nachhaltigen Fischfang. In einer Studie schnitt das Siegel im Jahr 2012 im Vergleich zu MSC zwar besser ab. Allerdings liefern nur weniger als die Hälfte der Fischer Beweise fürs nachhaltige Fischen. Der Grund erläuterte ein Fischerei-Experte: Rund die Hälfte der FOS-zertifizierten Fischereien seien Kleinbetriebe und keine industriellen Fischereien. Viele befänden sich in Entwicklungsländern, in welchen verlässliche Fischbestandes-Daten eher die Ausnahme bilden.
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Fazit: Wenig Fisch essen, trotzdem Labels kaufen
Trotz möglicher Zweifel an den Labels gilt beim Fisch-Kauf aber generell: Besser mit Label, als ohne! Da Fischzucht und Fischfang in den Meeren fast immer umweltbelastend ist, empfiehlt der WWF, wenig und bewusst Fisch zu essen. Unbedenklich sind meist lokale Süsswasserfische aus Schweizer Seen. Und der einzige Fisch, der in fast jedem Falle ohne schlechtes Gewissen gekauft und gegessen werden kann, ist der Karpfen.