Taxiunternehmer, Schulbusbetreiber und Sportverbände liessen kein gutes Haar am Vorschlag des Bundesrats. Taxifahrer monierten, sie hätten keinen Platz, ständig Kindersitze mitzuführen.
Sportverbände regten sich auf, weil der Transport von Junioren in Kleinbussen kaum mehr möglich sei. Doch der Bundesrat liess keine Ausnahmen zu und verordnete die neue Regel, in Anlehnung an das geltende EU-Recht: Kinder bis zwölf Jahre oder einer Körpergrösse unter 150 cm.
Aber auch Eltern wehrten sich, weil sie nicht verstanden, warum sie ihre Kinder – kaum aus dem bisherigen Kindersitzalter von sieben Jahren gewachsen – nun zurück in die Kindersitze schicken sollten. «200‘000 bis 300‘000 Kinder, die beim Wechsel nicht mehr im Kindersitzalter waren, mussten damals in diesen zurück», schätzt Toni Keller.
Der Leiter Mobilitätsberatung und Verkehrssicherheit beim Touring Club TCS sagt aber auch klipp und klar: «Die Sicherheit der Kinder geht vor». Dass die Taxiunternehmen und Sportverbände trotz ihrer politischen Lobbyarbeit im Parlament keine Ausnahmen erhielten, freut TCS-Mann Keller.
Schliesslich habe es Lösungen für ihre Probleme gegeben. Beispielsweise indem die Taxifahrer einen Zuschlag für Kindersitze verlangen dürfen. Und in Kleinbussen seien einfache Sitzerhöhungen für knapp 30 Franken praktisch einsetzbar.
«Es hat sich beruhigt»
Auch auf dem Pult von Thomas Rohrbach, Mediensprecher des Bundesamts für Strassen Astra, landeten anfangs korbweise empörte E-Mails und Briefe. Das sei aber längst vorbei, sagt Rohrbach: «Es hat sich seit der Einführung der neuen Regelung sehr beruhigt. Die Empörung und Verunsicherung ist verschwunden.» Heute erhalte man nur noch Post von Menschen, die Hilfe bei der Kaufentscheidung eines Kindersitzes wünschen.
Jedes zweite Kind sitzt falsch im Auto
Die Zahl von Kindern, die bei Unfällen als Autopassagiere verletzt oder getötet werden, ist mit rund 400 pro Jahr seit einiger Zeit rückläufig. Eine Untersuchung, die der TCS zusammen mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU erstellt hat, zeigt aber: Jedes zweite Kind ist im Auto falsch gesichert!
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«Alles ist möglich, was mit diesen Kindersitzen gemacht wird. Da stehen einem manchmal die Haare zu Berge», sagt der TCS-Verkehrssicherheitsexperte Toni Keller. Er spricht von Babyschalen, die nicht rückwärts im Auto installiert werden.
Eine Fehlerquelle ist auch der Gurtverlauf am Kinderkörper, oder dass der Kindersitz nicht richtig auf das Alter und die Grösse des Kindes eingestellt ist. Man könne vieles falsch machen und es sei deshalb nicht verkehrt, die Bedienungsanleitung gut zu lesen. BfU und TCS reagieren ausserdem mit einer Informationskampagne. Auf Broschüren in zehn Sprachen und in Videofilmen wird gezeigt, wie’s richtig geht.