Manuela Reich buchte im November einen Flug von Zürich nach Berlin. Im Februar wird sie für eine Weiterbildung in die deutsche Hauptstadt reisen. Der Flug kostete 259.90 Franken.
Auf dem Ticket fielen ihr der günstige Tarif und zwei zusätzliche Gebühren in der Höhe von 41 Franken auf, eine sogenannte Ticketing Fee von 11 Franken und eine Swiss Service Fee von 30 Franken.
Swiss Service Fee - Gebühren für jedes Ticket
Im Internet gibt die Swiss Informationen zur Swiss Service Fee. Die Airline erhebt die Gebühr auf jedem Ticket. Für Online-Buchungen kostet sie 30 Franken, wer am Telefon bucht, bezahlt mehr, nämlich 60 Franken. Bei der Einführung anfangs 2005 schrieb die Swiss, die Gebühr sei für Beratung und Verkauf.
Manuela Reich hatte online gebucht und wundert sich über diese Begründung: «Ich habe mich quasi selber beraten und drucke das Ticket nachher selber aus oder lasse es mir auf mein Smartphone schicken. Mich dünkt, die Swiss hat wenig zu tun mit all dem.»
Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek rechtfertigt die Gebühr damit, dass die Airline im Bereich Online grossen Aufwand betreibe: «Um Buchen und Reisen für Passagiere einfacher machen zu können, investiert die Swiss laufend in neue Technologien. Dazu gehört auch die Entwicklung von Lösungen für Handys und Smartphones.»
Auch Zahlung mit Kreditkarte kostet extra
Viele Passagiere ärgern sich darüber, dass Airlines immer neue Gebühren erheben: Beispielsweise für Gepäck oder für den Einsatz der Kreditkarte bei der Bezahlung.
«Kassensturz»-Zuschauer, die bei der Swiss gebucht haben, empören sich über die Kreditkartengebühr (Optional Payment Charge, OPC). Seit November 2011 erhebt die Airline eine Gebühr für die Zahlung mit Kreditkarte. Für Flüge in der Schweiz 6 Franken, für Flüge in Europa 11 Franken und für solche ausserhalb Europas 22 Franken.
Für viele Passagiere ist nicht nachvollziehbar, dass bei einer Mehrfachbuchung die Gebühr pro Passagier bezahlt werden muss. Im Falle einer vierköpfigen Familie, die mit einer Kreditkarte bucht, kassiert die Airline also die Gebühr gleich vier Mal.
Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek erklärt, dass sich das Marktumfeld in der Branche stark verändert habe. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse die Swiss Gebühren zum Teil an die Kunden weitergeben. Zur Kreditkartengebühr pro Passagier fehlt der Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek eine schlüssige Erklärung. Sie begründet das so: «Wir erheben die Kreditkartengebühr pro Passagier, weil es transparenter, fairer und einfacher ist. Wenn Sie eine Buchung mit 20 Personen haben, die in einer Buchung erfasst ist, dann würden diese Passagiere dieselbe Gebühr bezahlen wie ein einzelner Passagier. Das ist nicht fair.»
Keine Gebühr bei Zahlung mit Postcard
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Sonja Ptassek weist darauf hin, dass bei Passagieren, die mit der Postcard, Airplus-Debitkarte und Visa Debit bezahlen, keine Kreditkartengebühren erhoben werden.
Nicht alle Fluggesellschaften erheben sogenannte Kreditkartengebühren. Die Swiss sowie alle Airlines der Lufthansa-Gruppe (u.a. Lufthansa, Austrian Airlines und Germanwings) und beispielsweise die Air Berlin verrechnen diese. Die Swiss folgt damit einem internationalen Trend. Weltweit erheben immer mehr Airlines immer mehr Gebühren. Das belegen Daten des US-Marktforschungsunternehmens Idea-Works Company: 2009 nahmen Airlines aus Gebühren 12 Mrd. Franken ein, im Jahr 2012 bereits das Doppelte, nämlich mehr als 24,7 Mrd. Franken. Der tatsächliche Ticket-Endpreis ist oft nicht ersichtlich.
Ein Fünftel der Easyjet-Einnahmen sind Gebühren
Am meisten Einnahmen aus Gebühren kassierte im 2012 die grösste Fluggesellschaft, die United Airlines mit 4, 9 Mrd. Franken, an sechster Stelle lag die irische Billig-Airline Ryanair mit 1,3 Mrd. Franken. Easyjet nahm 1 Mrd. Franken ein, das ist ein Fünftel des Umsatzes der Airline.
Mit den Gebühren lassen Airlines Kunden für Leistungen bezahlen, die vorher inbegriffen waren. Oder sie erfinden neue: Beispielsweise sollen Passagiere neu für Plätze am Notausgang bezahlen (Lufthansa) oder für eine Sitzplatzreservierung bei günstigen Tickets. Viele Airlines verschleiern den tatsächlichen Endpreis des Tickets, weil sie Gebühren erst im Lauf der Buchung ausweisen.
Swiss-Kundin Manuela Reich findet das nicht ganz fair: «Man angelt die Kunden mit günstigen Tarifen und dann muss man für jede einzelne Serviceleistung zusätzlich bezahlen.» Für sie ist klar, mit den zusätzlichen Gebühren wird es schwieriger, Flugpreise zu vergleichen und ein günstiges Ticket zu kaufen.
Versteckte Fluggebühren: Schon 1974 ein Thema
Ärger über versteckte Fluggebühren. Das war Thema im allerersten «Kassensturz»-Beitrag 1974. Darum ging es: Im Herbst 1973 verkauften Reisebüros günstige Pauschalreisen mit Charterflügen. Spätestens am Flughafen erlebten Passagiere eine böse Überraschung, sie mussten Benzinzuschläge bezahlen. «Kassensturz» deckte auf, dass die Reisebüros seit November wussten, dass Zuschläge bezahlt werden mussten, aber sie unterliessen es, Inserate abzupassen und Kunden frühzeitig zu informieren.