Passanten, welche durch ihr Smartphone abgelenkt sind, betreten plötzlich die Strasse oder laufen vor ein Tram, warnt Marco Bisa von der Stadtpolizei Zürich: «Das kann zu sehr gefährlichen Situationen oder sogar zu Unfällen führen.»
Fussgänger hätten zwar am Fussgängerstreifen den Vortritt, aber auch sie seien als Verkehrsteilnehmer verpflichtet, ihre volle Aufmerksamkeit auf den Verkehr zu richten.
Bern: Fünf Unfälle wegen Handy
Auch die Kantonspolizei Bern stellt fest, dass Fussgänger weniger aufmerksam sind, weil sie sich mit ihrem Smartphone beschäftigen. Die Zahl der Verletzten auf Fussgängerstreifen nimmt seit Jahren zu. Inwieweit auch die Ablenkung durch das Handy an dieser Zunahme Schuld ist, lässt sich nicht sagen.
Tatsache ist: «Wir hatten im Kanton Bern 2013 fünf Unfälle auf Zebrastreifen erwiesenermassen wegen Ablenkung der Fussgänger durch ihre Smartphones», sagt Frank Rüfenacht von der Kantonspolizei Bern.
Mit Handy häufiger in kritische Situationen
Ein Fussgänger, der mit seinem Handy beschäftigt ist, ist abgelenkt. Verkehrspsychologe Uwe Ewert von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU bestätigtim Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1: «Man ist dann wirklich nicht mehr so bei der Sache.» Dies hätten Versuche mit Fussgänger-Simulatoren gezeigt.
Dafür habe man Fussgänger mit einem Handy ausgestattet und durch virtuelle Verkehrssituationen geschickt. «Diejenigen mit Handy sind häufiger in kritische Situationen gekommen oder haben sogar virtuelle Unfälle gebaut», fasst der Verkehrspsychologe das Ergebnis zusammen.
Fussgänger, die SMS schreiben oder telefonieren, würden auch häufiger plötzlich die Richtung wechseln. Abgelenkt durch das Mobiltelefon haben sie eine Abzweigung oder den kürzesten Weg verpasst. Handybenutzer gehen auch langsamer über den Fussgängerstreifen, brauchen länger dafür oder warten zu lange, bis sie die Strasse überqueren.
Braucht es Bussen für Fussgänger?
In den USA wird jetzt über eine schärfere Gangart auch gegen Fussgänger diskutiert. Im US-Bundesstaat Idaho führten die Behörden Bussen ein für Fussgänger, die auf Strassenkreuzungen oder Fussgängerstreifen SMS schreiben oder telefonieren. Wer dagegen verstösst muss Hundert Dollar Strafe bezahlen.
Und in der Schweiz? Smartphones sind in der Schweiz auf Fussgängerstreifen nicht verboten. Aber auch hier riskieren surfende Fussgänger eine Busse. Denn im Gesetz steht klar. Fussgänger dürfen den Zebrastreifen nicht überraschend betreten.
In der Schweiz haben solche Massnahmen bei den meisten kantonalen Polizeikorps noch keine Priorität.
In der aktuellen Situation in der Schweiz fände Verkehrspsychologe Uwe Ewert solche Bussen übertrieben. Die BfU setze auf die Eigenverantwortung: «Es ist im Eigeninteresse des Fussgängers, dass er sich auf den Verkehr konzentriert. Wenn es kracht, trägt er die schwersten Schäden davon», sagt Verkehrspsychologe Ewert.
Doch sporadisch wird auch heute schon in der Schweiz, das Verhalten von Fussgängern bei Überqueren der Strasse durch die Polizei kontrolliert.