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Chippen für die Katz: Vermisstes Büsi stirbt trotz Chip im Heim
Aus Kassensturz vom 17.10.2017.
abspielen. Laufzeit 12 Minuten 34 Sekunden.

Chippen für die Katz Trotz Mikrochip: Vermisst gemeldetes Büsi stirbt im Heim

Fast eine halbe Million Katzen tragen einen Mikrochip unter der Haut. Tiere und ihre Halter sind dadurch in einer Datenbank erfasst. Die Registrierungsfirma behauptet, der Chip verhindere, dass ein Büsi unnötig im Heim lande. Doch der traurige Fall von Kater Flocky zeigt: Darauf ist nicht Verlass.

Danica Kotoric liess ihren weissen Langhaar-Kater Flocky chippen und bei Anis eintragen. Anis ist die Datenbank, in der alle gechippten Tiere registriert sind.

Das Chippen ist eine praktische Sache: Dem Tier wird ein kleiner Mikrochip eingepflanzt, auf dem ein weltweit lesbarer Zahlencode gespeichert ist. Hinterlegt sind der Name des Besitzers, die Telefonnummer und die Kontaktdaten des Tierarztes. Entlaufene oder verunfallte Tiere können so schnell identifiziert und ihr Besitzer informiert werden. Bei Hunden ist das Chippen seit elf Jahren Pflicht, bei Katzen nicht.

Flocky landet an einem schlechten Ort

Vor vier Jahren kam Flocky nicht mehr nach Hause. Danica Kotoric war verzweifelt: «Ich habe in ganz Zürich Flugblätter verteilt, alle Tierärzte im Seefeld angerufen, die Polizei kontaktiert. Und ich habe auch Anis informiert.» Jahrelang hatte sie kein Lebenszeichen von Flocky. Dennoch vertraute sie auf den Chip und auf Anis: Wenn ihr Kater irgendwo auftauchen sollte, würde sie davon erfahren. Davon war sie überzeugt.

Doch das Datenbanksystem, auf das Danica Kotoric so viel Hoffnung setzte, versagte völlig. Was die verzweifelte Katzenbesitzerin nicht wusste: Das Veterinäramt Thurgau räumte kurz nach Flockys Verschwinden die Wohnung einer Züchterin und holte 28 Katzen aus miserablen Hygieneverhältnissen. Darunter war auch Flocky.

Das Veterinäramt übergab die Katzen dem Tierschutz mit dem Auftrag, sie zu platzieren. Die stellvertretende Tierschutz-Präsidentin Susi Tödtli erinnert sich gut daran: «Die Tiere waren in einem schlimmen Zustand – auch Flocky. Wir mussten sie auf drei Orte verteilen.»

Flocky wechselt einfach so den Besitzer

Weisse Langhaar-Katze schläft auf einer Truhe.
Legende: Flocky in seinem Zuhause. Das waren noch bessere Zeiten! zvg

Flocky kam mit elf anderen Katzen ins Tierheim «Chatzehüsli» zu Rosa Häusermann. Sie erklärt: «Solche Büsis kommen immer zuerst zum Tierarzt, der nach einem Mikrochip sucht. Wenn die Katzen einen haben, ist die Sache einfach, der Besitzer kann schnell ermittelt werden.» Bei Flocky funktionierte das nicht: Die Besitzerin Danica Kotoric wurde nicht informiert. Flocky blieb im Heim. Jahrelang. Irgendwann galt der Kater als nicht mehr vermittelbar. Er bekam Herzprobleme. Im letzten Dezember wurde Flocky eingeschläfert.

Wie kann so etwas passieren? Zumal Danica Kotoric ihren Flocky bei Anis als vermisst gemeldet hatte. Recherchen zeigen, dass sie als Besitzerin in der Chip-Datenbank bereits gelöscht war, als Flocky ins «Chatzehüsli» kam. Als neuer Halter war der Tierschutzverein Frauenfeld eingetragen. Zudem hiess Flocky plötzlich Flöckli.

Der Thurgauer Tierschutz erklärt dies mit den Umständen bei der Beschlagnahmung: «Wir hatten das Gefühl, dass die Züchterin über Strohmänner versuchte, wieder an die Katzen zu kommen.» Daher beschloss man scheinbar, in der Anis-Datenbank die Katzen auf den Tierschutzverein umzuschreiben. Die Katzen seien in ihrer Obhut gewesen und man habe sie beschützen wollen. «Es ist dumm gelaufen, aus lauter Vorsicht.»

«Nur weil irgendjemand irgendetwas annahm…»

Das alles erfährt Danica Kotoric erst, als ihre zweite Katze stirbt und sie deren Tod der Anis-Datenbank meldet. Nebenbei informierte man sie, dass sie nicht mehr die Halterin von Flocky sei. Nur durch hartnäckiges Nachfragen findet sie schliesslich die ganze Geschichte heraus. Für sie ist die Vorstellung unerträglich, dass Flocky im Heim starb : «Es ist furchtbar. Nur weil irgendjemand irgendetwas annahm, musste Flocky unnötig leiden.»

Das Vetreinäramt Thrugau schreibt «Kassensturz» zum Fall, es habe sich um eine Notsituation gehandelt. Das Amt habe in kurzer Zeit 28 Katzen platzieren müssen. Dabei habe man sich darauf verlassen, dass der Tierschutzverein die Besitzverhältnisse abkläre. Die zuständige Tierärztin des Tierschutzvereins hingegen schreibt: «Als Verein erwarten wir, dass das Veterinäramt die Besitzverhältinisse vor Freigabe der Tiere abklärt.» Fazit: Niemand will Schuld sein. Darunter leiden mussten Danica Kotoric und ihr Flocky.

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Was bringt Chippen überhaupt? Und macht ein Obligatorium Sinn? Eine Einschätzung hören Sie am Mittwoch um 08.10 Uhr auf Radio SRF 1.

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