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Krankenkassen: Vorsicht vor dreisten Vermittlern
Aus Kassensturz vom 31.08.2010.
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Versicherungen Krankenkassen: Vorsicht vor dreisten Vermittlern

Bald werden Krankenkassen-Vermittler wieder an der Türe klingeln und die Telefonleitungen besetzen. Unter ihnen hat es auch solche, die vor nichts zurückschrecken: Sie ködern mit falschen Angaben oder ändern nachträglich Verträge ab. «Kassensturz» hat einen unseriösen Vermittler überführt.

Das Verhalten des Versicherungsmaklers schockiert Matthias Brück noch heute. Im Beratungsgespräch machte ihm dieser eine angeblich völlig unverbindliche Offerte der Krankenkasse Groupe Mutuel. «Er hat mir eine Monatsprämie von 149 Franken angeboten bei einer Jahresfranchise von 300 Franken», erzählt Brück. «Das gute Angebot machte mich skeptisch. Ich habe mir deshalb eine Kopie gemacht, bevor ich ihm die Unterlagen in die Hand gegeben habe.»

Doppelt versichert

Der Landschaftsgärtner aus Zürich staunte nicht schlecht, als er plötzlich eine definitive Versicherungspolice von Groupe Mutuel in der Post hielt: Die Jahresfranchise ist neu bei 2500 statt 300 Franken. Die Monatsprämie kostet plötzlich 173.70 statt 14 Franken. «Ich war sehr wütend und kam mir über den Tisch gezogen vor», sagt Brück zu «Kassensturz». Zum Glück ist er im Besitz einer Kopie des Versicherungsantrages. So konnte er beweisen, dass dieser zu seinem Nachteil abgeändert worden ist.

Der gleiche Versicherungsmakler besuchte auch die Familie Schweizer aus Glattbrugg (ZH). Er behauptete, er mache der Familie eine ganz unverbindliche Offerte von Groupe Mutuel. Wiederum eine glatte Lüge. Denn Schweizers waren plötzlich Neukunden von Groupe Mutuel und nun doppelt versichert. Monatelang versuchten sie, aus dem Vertrag zu kommen – vergeblich. Erst durch die Intervention von «Kassensturz» konnten Schweizers aus dem Vertrag aussteigen, den sie nie gewollt hatten.

Fristlos entlassen

Der Makler, der Matthias Brück und die Familie Schweizer mit angeblich unverbindlichen Offerten in die Bredouille brachte, arbeitet für die Versicherungsagentur Marketing & Corperation in Zürich-Seebach. «Kassensturz» ging vorbei und wollte wissen, wieso er seine Kunden nicht wahrheitsgemäss beraten hat: «Ich muss dazu gar keine Angaben machen, das wird alles mit Groupe Mutuel verhandelt.» Die Versicherungsagentur will zu den Falschberatungen keine Stellung nehmen.

Groupe Mutuel arbeitet mit 3500 Versicherungsmaklern zusammen. Laut Gesetz haftet die Krankenkasse für die Beratungsfehler ihrer Vermittler. Kommunikationschef Yves Seydoux: «Ein Versicherungsantrag, der vom Kunden unterschrieben worden ist, darf nicht abgeändert werden. Es ist ein krasses Fehlverhalten, und wir haben dem Versicherungsmakler sofort gekündigt.»

Vertrag ist bindend

Bei «Kassensturz» und der Stiftung Patientenschutz SPO beklagen sich regelmässig Versicherte über Fehlberatungen von Versicherungsmaklern – häufig betrifft es die Groupe Mutuel. Margrit Kessler, Präsidentin der Stiftung Patientenschutz, warnt deshalb: «Auch wenn der Versicherungsmakler das Gegenteil behauptet: Ein Versicherungsantrag ist bindend. Wer ihn unterschreibt, soll sich davon eine Kopie geben lassen, bevor der Makler das Haus verlässt.»

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