Alles schien offensichtlich: Im Juni 2015 krachte der damals 18-jährige Lehrling Dominic Badrutt aus dem Kanton Aargau mit seinem Motorrad gegen einen Personenwagen – unverschuldet. In der Folge plagten ihn heftige Schmerzen im linken Knie. Ein paar Wochen später stellte sich heraus, dass das hintere Kreuzband gerissen war.
Zur allgemeinen Überraschung weigerte sich die Unfallversicherung Suva aber, den Fall zu übernehmen. Es bestehe kein «Kausalzusammenhang» zwischen dem Unfall und der Knieverletzung. Der junge Mann und seine Familie liessen dieses unverständliche Verdikt aber nicht auf sich sitzen und wehrten sich dagegen bis vor Bundesgericht.
Hip-Hop mit verletztem Knie?
Das Bundesgericht heisst die Beschwerde von Dominic Badrutt gegen den Suva-Entscheid nun teilweise gut. Grund: Der verantwortliche Suva-Kreisarzt habe sich auf einen fehlerhaften Bericht eines Spezialisten verlassen.
Darin wird etwa fälschlicherweise behauptet, der junge Mann habe kurz nach dem Unfall intensiv Hip-Hop und Fitnesstraining betrieben. Und es wird eine Knieoperation erwähnt, die aber bislang nie stattgefunden hat. Der Fall ging deshalb zurück an die Suva, die nun erneut über die Bücher musste.
«Es wurden Fehler gemacht»
Kurz darauf erhielt die Familie den Bescheid, die Suva übernehme die Leistungen nun doch. Jener Spezialistenbericht sei tatsächlich «zweifelhaft» gewesen, schreibt die Suva dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Und Mediensprecher Jan Mühlethaler gibt zu: «Es wurden Fehler gemacht.»
Der verantwortliche Suva-Kreisarzt habe tatsächlich zu unkritisch den Bericht des Spezialisten übernommen. «Wir haben unsere Ärzte nun angewiesen, solche Berichte in Zukunft kritischer zu hinterfragen.» Man wolle sich auch bei der Familie für die Umstände entschuldigen, verspricht Mühlethaler.
«Zum ersten Mal fühle ich mich ernst genommen»
Die Familie nimmt dies mit Erleichterung zur Kenntnis: «Es ist schon krass: Zum ersten Mal nach zweieinhalb Jahren fühle ich mich von der Suva ernst genommen», sagt Dominic Badrutt.S